piwik no script img

Gesetz zur EnergiewendeFrankreich fährt Atomkraft runter

Mehr Erneuerbare, weniger Plastiktüten, keine geplante Obsoleszenz: Die französische Nationalversammlung hat den Weg für die Energiewende freigemacht.

Atomkraftgegner vor dem AKW Bugey nahe Lyon (Archivbild) Foto: ap

Paris afp | Frankreich hat endgültig ein neues Energiewendegesetz verabschiedet, mit dem der Ausstoß von Treibhausgasen und die Abhängigkeit von der Atomkraft gesenkt werden sollen. In der Schlussabstimmung in der Nationalversammlung stimmten die Abgeordneten am Mittwoch mehrheitlich für das Gesetz der sozialistischen Umweltministerin Ségolène Royal. Eines der zentralen Elemente ist die Senkung des Anteils der Atomkraft an der Stromproduktion von derzeit 75 auf 50 Prozent im Jahr 2025.

Im Jahr 2030 sollen erneuerbare Energien 32 Prozent der französischen Stromproduktion ausmachen, der Anteil fossiler Energieträger wie Erdöl soll bis dahin um 30 Prozent gesenkt werden. Insgesamt sieht das Gesetz vor, den Energieverbrauch in Frankreich bis zum Jahr 2050 um 50 Prozent zu senken und den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent zu reduzieren.

Um diese Ziele zu erreichen, werden in dem Gesetz eine ganze Reihe von Maßnahmen festgeschrieben: Mit 400 Millionen Euro soll der Ausbau erneuerbarer Energien gefördert werden, vorgesehen sind unter anderem neue Offshore-Windparks. Haus- und Wohnungsbesitzer sollen künftig verpflichtet werden, bei Arbeiten an Fassade und Dach zugleich energetische Sanierungen vorzunehmen. Für solche Sanierungen sollen zugleich neue Steuererleichterungen eingeführt werden.

Geplante Obsoleszenz ist künftig strafbar

Bis zum Jahr 2030 sollen sieben Millionen neue Aufladestationen für Elektroautos aufgestellt werden. Der Kauf von Elektroautos bei Verzicht auf ein Dieselfahrzeug soll gefördert werden, öffentliche Verkehrsbetreiber müssen bei der Erneuerung ihrer Busflotten Fahrzeuge mit einem geringeren Schadstoffausstoß kaufen.

Mit dem Gesetz soll auch gegen zu viel Abfall vorgegangen werden. Unter anderem werden bestimmte Einwegplastiktüten verboten. Für Aufsehen sorgte zudem, dass der sogenannte eingebaute Verschleiß in Elektrogeräten künftig als Betrug geahndet wird. Herstellern wird schon seit langer Zeit vorgeworfen, dass sie die Lebensdauer von Geräten durch den Einbau von Sollbruchstellen absichtlich beschränken. Im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung darf der Großhandel unverkaufte Nahrungsmittel künftig nicht mehr wegwerfen.

Bei der Atomkraft wird zunächst eine Kapazitätsobergrenze aller französischen Reaktoren von zusammen 63 Gigawatt festgelegt, was dem heutigen Stand entspricht. Per Dekret soll dann für mehrjährige Zeiträume festgelegt werden, wie viel Strom aus welchem Sektor kommen darf.

Lesen gegen das Patriarchat

Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Die Blut-für-Uran-Kriege in Mali sind für Frankreich anscheinend zu teuer und zu gefährlich geworden. Kein Wunder, wenn gerade deshalb eine leyenhafte Kriegsministerin dort unbedingt mitmischen wollte. Die Soldaten sind zu bedauern.