: Geschlossen im Glashaus
Die MediaNight: Das erfolglose Spektakel am Hafenrand
Recht freien Raum auf einem Parkplatz zwischen Hafenstraßen-Häusern und Pudels Klub besetzten am 23. April Fachleute aus der Medien- und Werbewirtschaft. Vor den Riverkasematten, die erst kurz zuvor von der Stadt an Kaufmann Klausmartin Kretschmer veräußert worden waren, feierten sie - zum Abschluss des Kommunikationskongresses „Hamburger Dialog“ unter Schirmherrschaft von SPD-Wirtschaftssenator Thomas Mirow - in einem Glashaus die Media Night.
Wer rein durfte, bestimmten Geldsäckel und Polizei. Letztere riegelte das gesamte Areal für unerwünschte Gäste ab, nahm dabei mehrfach den Schlagstock zu Hilfe und versaute gründlich den durch das Event avisierten Imagegewinn für den Medienstandort Hamburg.
Hieran ist vieles Geschichte: Nicht nur, dass der Senat, der dies zu verantworten hatte, seit September nicht mehr im Amt ist. Auch die dahinter stehende Politik der Harmonisierung „harter“ und „weicher“ Standortfaktoren - an sich kein Markenzeichen der Sozialdemokratie - fand unter Schwarz-Schill bisher keine Fortsetzung.
Die Hamburger SPD versuchte mit einer solchen Politik unter anderem, das hiesige kulturelle Angebot zu nutzen, um ansässige Firmen und solche, die es werden sollten, von der Stadt zu überzeugen. Was im Fall der MediaNight misslang, denn das um die Riverkasematten gelegene „reiche Kulturangebot“, etwa vom Pudels Klub, warf nicht kulissenhaft den gewünschten Mehrwert an Image oder Subkultur-Charme ab. Vielmehr zeigt sich diese Subkultur von ihrer denkbar störrischsten Seite. Von der im Stechschritt vorgenommenen Gentrifizierung ist unter dem neuen Senat nur der Stechschritt geblieben. Für ihn spielt Kultur nun gleich gar keine Rolle mehr.
Christiane Müller-Lobeck
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen