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Geschlampt und geschludert

■ Nach unsauberen Rabattgeschäften erkärt der Chef der Saar-Grünen seinen Rücktritt

Saarbrücken (AP) – Der Landesvorsitzende der saarländischen Grünen, Hubert Ulrich, ist wegen einer Dienstwagenaffäre zurückgetreten. Wie der Politiker gestern bekanntgab, will er sich bei der Landtagswahl im September auch nicht mehr um ein Mandat bewerben. Seine von einem Landesparteitag bereits beschlossene Spitzenkandidatur sei damit hinfällig. Ob er bis zum Herbst noch Fraktionsvorsitzender bleibt, ließ Ulrich vorläufig offen.

In den vergangenen Tagen war bekanntgeworden, daß sich Ulrich viermal über die Fraktion mit dem entsprechenden Behördenrabatt von 30 Prozent Autos besorgt und sie später ohne Wertverlust weiterverkauft hatte. Als Käufer trat jeweils die Landtagsfraktion der Grünen auf, die die Fahrzeuge dann sofort an Ulrich weiterveräußerte. Nach der Richtlinie des Autoherstellers – in diesem Fall der Ford AG – müssen Fahrzeuge auf die Behörde zugelassen sein und dürfen erst nach sechs Monaten weiterverkauft werden. Eines der Fahrzeuge hat Ulrich allerdings bereits nach vier Monaten verkauft und dabei noch 190 Mark mehr erhalten, als er selbst beim Kauf bezahlt hatte.

Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Gabriele Bozok hatte Ulrich am Vormittag in einem Interview des Saarländischen Rundfunks vorgeworfen, er habe sie in dieser Angelegenheit zum Stillschweigen erpressen wollen. Ulrich widersprach dieser Darstellung. „Wir haben geschludert, geschlampt, formale Fehler gemacht“, räumte er jedoch ein. Um Schaden von der Partei abzuwenden und ihre Wahlchancen nicht zu beeinträchtigen, wolle er aber einen Schlußstrich ziehen.

Der Realo führte die saarländischen Grünen seit 1991. Unter seinem Vorsitz schafften sie 1994 erstmals den Einzug in den Landtag.

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