: Geschafft!
■ Fünf Tore und das große Zittern: St. Pauli in der 1. Liga / Spielabbruch war keiner Von Sven-Michael Veit
Gestern, 17.45 Uhr, eine Kneipe im Karo-Viertel: Eine Stunde nach einem Schlußpfiff, der – vermeintlich – nicht ertönte. Viele Leute, viele Biere, gedämpfte Stimmung, ein Thema: Gilt das oder gilt das nicht?
Überschäumende Freude wollte so recht nicht aufkommen. Zu sehr hatte der Spielabbruch beim 5:0-Sieg des FC St. Pauli über den FC Homburg im Millerntor-Stadion den Fans die Stimmung vermiest. Überall die bange Frage: Gibt es einen Protest gegen die Wertung des Spiels? Muß es wiederholt werden oder – das Schlimmste vom Schlimmen – wird es gar als Niederlage für Pauli gewertet? Der Klub vom Kiez würde dann auf den vierten Tabellenplatz zurückfallen, um den sportlich errungenen Aufstieg gebracht von 4000 Idioten, die ihre Freude drei Minuten zu früh rauslassen mußten.
Gestern, 18.00 Uhr, Entwarnung: Schiedsrichter Brandt-Cholle erklärt, das Spiel sei ordnungsgemäß beendet worden, die Zuschauer seien erst nach dem Schlußpfiff auf das Feld gestürmt (siehe Berichte Seite 24).
Gestern, 19.05 Uhr, Spielbudenplatz: Nach minutenlangem großen Zittern beginnt die von allen erhoffte „Paadie“. 20.000 jubelnde Menschen feiern bier- und freudetrunken Kicker, Trainer und Präsidium des FC St. Pauli, die auf den Balkon des „Docks“ über das Volk treten. Der Kiez brodelt, la ola schwappt ebenso wie in sämtlichen Kneipen ringsherum das Bier in den Gläsern, der Verkehr rund um die Reeperbahn ist schon seit Stunden zum Erliegen gekommen.
Ein Stadtteil gibt sich dem Aufstiegsrausch hin, zum dritten Mal nach 1977 und 1988. Die nächste Saison ist noch weit; Werder und Dortmund, Bayern und der HSV sind noch eher Verheißung als Bedrohung.
Gestern, 20.00 Uhr, Redaktionsschluß: Ein taz-Redakteur verläßt die Redaktion Richtung St. Pauli. Auf ein Bierchen oder zwei ...
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