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Geschäft mit dem Geschäft

■ Die Hamburger Außenwerbung und ihr Konzept der Bedürfnisbefriedigung: 50 öffentliche Klos gegen öffentliche Werbeflächen Von Uwe Scholz

In den heutigen schweren Zeiten hat jeder seine eigene Art, zu Geld zu kommen. So die „Hamburger Außenwerbung GmbH (HAW)“: Sie möchte Klohäuschen betreiben. Schicke Werbe-Yuppies vor öffentlichen Toiletten, frierend, mit Plastiktisch und Untertasse, auf der ein paar magere Groschen darben? Zu schön, um wahr zu sein – die HAW hat Größeres vor. Sie will fünfzig Klohäuschen neu bauen und über ganz Hamburg verteilen, zudem sollen alte Anlagen renoviert werden.

Dem Werber-Griff nach dem Klo liegt ein ernster, um nicht zu sagen drängender Notstand zugrunde. Viele öffentliche Toiletten in Hamburg sind geschlossen, weil die Stadt kein Geld mehr hat. Aus diesem Grund entschied der Senat im vergangenen Jahr, die öffentlichen Bedürfnisanstalten zu privatisieren. Eine Ausschreibung wurde vorgenommen, und gestern nun präsentierten die Hamburger Außenwerber ihre Vorstellungen und ein Vorführ-Häuschen in Altonas heimeliger Fußgängerzone.

Von einem lichtgrauen Emaillebelag überzogen, strahlt es den Passanten von der Ecke Goethestraße/ Neue Große Bergstraße entgegen. Die Grundform ist oval, der Eingang rund: Zwei Stahltüren, die einen merkwürdig unerbittlichen Eindruck machen. Auf das Tausendfache aufgeblasen, würde das Häuschen hervorragend als Stützpunkt der Deutschen Bank in der City Süd taugen. In seiner originalen Größe betrachtet, erinnert es eher an einen Fahrstuhl in Altonas Unterwelt.

Der Eintritt kostet fünfzig Pfennig. Für sein Geld erhält der Benutzer Zutritt zu einem beheizten Raum mit Edelstahl-Kloschüssel, die von Wasserdüsen nach jedem Klogang automatisch gereinigt wird. Heraus kommt man immer, beruhigt die HAW ängstliche Gemüter, die sich vor einem „lebenslänglich“ graulen: Die Türen lassen sich von innen öffnen.

Die Klohaus-Invasion in Hamburg will natürlich auch finanziert werden, der Eintrittspreis reicht dafür nicht aus. Gewinn will die HAW vielmehr durch Werbung erzielen: Die Stadt soll Werbeflächen an „attraktiven Werbestandorten wie vier- oder sechsspurigen Straßen“ freigeben.

Zudem sollen vorhandene Flächen anders genutzt werden. Statt der üblichen Plakatwände wollen die Werbeleute sogenannte „City light boards“ aufstellen. Das sind von innen beleuchtete Werbeträger, die beidseitig Plakate zeigen. Nach fünf Minuten werden die beiden Plakate von einem Motor auf eine Rolle gezogen und gegen neue ausgetauscht. Ebenso konsequent arbeiten die Türen der neuen Klohäuschen. Nach fünfzehn Minuten öffnen sie automatisch – egal, ob der Benutzer noch sitzt oder schon fertig ist.

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