Gerichtsprozess zum Halle-Attentat: Rabbi kritisiert Polizei
Im Prozess gegen den mutmaßlichen Nazi-Terroristen von Halle hat ein Rabbi ausgesagt, der während der Tat in der Synagoge war. Die Polizei kam dabei nicht gut weg.
Ein Bus, der die Besucher der Synagoge nach dem Anschlag wegbringen sollte, habe unverdeckt im Blickfeld von Reportern und Fotografen gestanden. Als Seelsorgerin sei eine katholische Nonne gekommen. Auch das sei für viele Gemeindemitglieder schwierig gewesen. „In schwierigen Zeiten möchten Juden gern unter anderen Juden sein.“
Der Geistliche betonte, dass er der Polizei weder schlechte Absichten unterstelle noch für irgendetwas die Schuld gebe. Er hoffe nur, dass sie sich künftig besser auf religiöse Bräuche von Juden einstelle. Eine komplett andere Erfahrung habe er im Krankenhaus gemacht. „Dort hat man uns mit Liebe, mit Wärme empfangen.“ Jeder habe tiefe Menschlichkeit gezeigt und Hilfe angeboten. Dafür sei er noch immer dankbar. Dies habe sich auch gezeigt, als ihn zwei Polizisten aus einem Gebet holen wollten, um ihn zu befragen. Das Krankenhaus-Personal habe das verhindert.
Der Rabbiner war für Jom Kippur mit seiner Frau und seiner 15 Monate alten Tochter extra aus Berlin nach Halle angereist. Er war Teil einer 20-köpfigen Gruppe, die nicht in einer vollen Synagoge in der Großstadt, sondern außerhalb feiern wollte, auch um eine kleinere Gemeinde zu unterstützen.
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Vor dem Oberlandesgericht Naumburg läuft seit dem 21. Juli der Prozess gegen den Angeklagten Stephan B. Die Verhandlung findet aus Platzgründen im Landgericht Magdeburg statt. Der 28-Jährige hat gestanden, am 9. Oktober 2019 schwer bewaffnet versucht zu haben, in der Synagoge von Halle ein Massaker anzurichten. Dort feierten 52 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.
Nachdem er nicht in die Synagoge gelangt war, erschoss der Mann eine 40 Jahre alte Passantin und später einen 20-Jährigen in einem Dönerimbiss. Er handelte mutmaßlich aus rechtsradikaler Motivation.
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