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Gericht über Ex-Doktorin Koch-MehrinKeine Bagatell-Plagiatorin

Der FDP-Politikerin Koch-Mehrin wurde zu Recht der Doktortitel entzogen, urteilt ein Karlsruher Gericht. Die „Bagatellschwelle“ sei bei weitem überschritten worden.

Soll „widerholt und planmäßig“ plagiiert haben: Silvana Koch-Mehrin. Bild: dpa

KARLSRUHE dpa | Die Uni Heidelberg hat der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin nach einem Gerichtsentscheid zu Recht den Doktortitel entzogen. Die Politikern habe in ihrer Doktorarbeit teils mehrseitige Passagen samt Fußnoten aus fremden Texten nahezu wortgleich übernommen, ohne dies kenntlich zu machen. Dies lasse den Schluss zu, dass die Klägerin „wiederholt und planmäßig“ getäuscht habe, hieß es in der am Donnerstag veröffentlichten Begründung des Verwaltungsgerichts Karlsruhe zu seinem Urteil vom 4. März. Die grundsätzlich denkbare „Bagatellschwelle“ sei bei weitem überschritten. (7 K 3335/11)

Koch-Mehrin kann gegen das Urteil innerhalb eines Monats Berufung beim Verwaltungsgerichtshof (VGH) Baden-Württemberg einlegen.

Die Universität Heidelberg hatte der EU-Parlamentarierin im Juni 2011 den Titel aberkannt. Bei der Überprüfung ihrer Doktorarbeit über die „Lateinische Münzunion 1865-1927“ hatte der Kommissionsausschuss auf 80 Seiten 125 Plagiate gefunden. Die 42 Jahre alte Politikerin hatte „Mängel an Quellennachweisen“ eingestanden, aber darauf verwiesen, dass diese bereits bei der Abgabe ihrer Arbeit vor 13 Jahren bekannt gewesen seien. Koch-Mehrins Anwalt Christian Birnbaum hatte bei der Aberkennung des Titels durch die Uni auch Verfahrensfehler gerügt.

Das Verwaltungsgericht konnte hingegen keine formalen Fehler erkennen. Der Promotionsausschuss sei ordnungsgemäß zusammengesetzt gewesen. Auch in der Sache wies das Gericht die Einwände der Klägerin gegen den Plagiatsvorwurf zurück. Der Hinweis auf umfangreiche eigene Recherchen und darauf, dass zentrale Ergebnisse der Arbeit auf ihrer eigenen wissenschaftlichen Leistung beruhten, sei unbeachtlich.

Aus Sicht des Gerichts hat der Promotionsausschuss ausreichend mildere Mittel als den Entzug des Doktortitels geprüft, etwa die Chance auf Nachbesserung der Arbeit. Dass er die öffentlichen Interessen an der Entziehung des Doktorgrades höher bewertet habe als die erheblichen Nachteile, die die Entscheidung für die Klägerin beruflich und gesellschaftlich nach sich ziehe, sei rechtlich nicht zu beanstanden, so die Richter in ihrer Urteilsbegründung.

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5 Kommentare

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  • H
    Horst

    Diese Politgaunerin betrügt bei ihrem Doktortitel und darf wahrscheinlich trotzdem im Amt bleiben!

    Unverschämtheit!

    Was Deutschland braucht ist wieder eine richtige Regierung, so wie es der "Orden der Patrioten" schon seit langem fordert!

    Das Unrecht das uns Merkel und Co. antun, darf nicht ungesühnt bleiben!

    Wo Unrecht zu Recht wird, wird Wiederstand zur Pflicht!

  • L
    lowandorder

    "…Der Hinweis auf umfangreiche eigene Recherchen und darauf, dass zentrale Ergebnisse der Arbeit auf ihrer eigenen wissenschaftlichen Leistung beruhten, sei unbeachtlich.…"

     

    Das ist echt hübsch: "bei dem hohen wissenschaftlichen Ertrag der Arbeit,

    fallen doch son paar Plagiate nicht ins Gewicht!"

    heißt das ja im Klartext der Deliquentin.

     

    Das so meilenweit jenseits von chuzpe, drübber und dämlich;

    und das bei einem Spruchkörper, der sich bei traditionellem Zuschnitt

    vorrangig mit Prüfungsrecht, dem Recht der Titel und Orden und ähnlichen

    Dreibastigkeiten beschäftigt, also durchweg eher von

    leicht Überstudierten bevölkert wird.

    Dreist - FDP halt.

  • KK
    Kein Kunde

    Als Teil des Volkes in dessen Name dort Recht besprochen wurde frage ich mich ja, was ist mit einem Ausgleich für die erheblichen Nachteile die ich in meiner politischen Vertretung durch die Dame erfahren habe?

     

    In früheren Zeiten, da hätte ich ganz klar nach dem Galgen gerufen, aber heute darf ich dies ja nicht und distanziere mich auch von solcherlei Rachegelüsten.

     

    Aber welche finanziellen Einbussen hat Frau Koch-Mehrin denn nun zu tragen?

     

    Der Schaden den sie und auch die anderen Plagiaten der akademischen Zunft im Lande zufügen ist ja nicht unerheblich.

  • T
    tazitus

    Was ich hier wieder seh:

    Es bleibt die FDP

    Hart an der Schwelle

    Zur Bagatelle

  • R
    reblek

    "Soll 'widerholt und planmäßig' plagiiert haben: Silvana Koch-Mehrin. ... Die Politikern..." - Na, da sind sich dpa und taz-Bildunterschreiber(in) ja schwer einig im Unsinn. Und ich bin sicher, dass das zwar planlos, aber wiederholt passieren wird.