Geräumtes Gebäude in Dortmund: Das Haus ohne Hüter
753 Menschen hatten einmal ein Zuhause, bis sie es wegen Brandgefahr überstürzt räumen mussten. Und der Vermieter? Kümmert sich um nichts.
Mingyu C. und Jiang W. möchten ihren vollen Namen nicht preisgeben. Sie sind zwei von 753 Menschen, die den Hannibal-II-Wohnkomplex in Dortmund-Dorstfeld am 21. September 2017 verlassen mussten. Innerhalb weniger Stunden ließen die Verantwortlichen der Stadt das Gebäude räumen – wegen zufällig entdeckter schwerer Brandschutzmängel. Wie insgesamt 288 Betroffene lebt die kleine Familie auch heute noch in keiner eigenen Bleibe, sondern in einer Notfallwohnung, die die Stadt Dortmund für Fälle wie ihre angemietet hat. Mingyu C. erinnert sich an jenen Tag, an dem alles anders wurde, so präzise, als hätte sie das erst am Abend zuvor durchgemacht:
Das Essen, ein Topf mit Bohnen und Speck, steht bereits auf dem Herd, als es klingelt. Ein wenig verdutzt öffnet Mingyu die Tür, blickt einem aufgeregten Feuerwehrmann ins Gesicht. „In einer Stunde müssen Sie hier raus sein“, sagt der, trommelt ohne jede weitere Erklärung auf das Ziffernblatt seiner Armbanduhr, ruft über Mingyus Schulter hinweg in die Wohnung: „Packen Sie nur das Nötigste ein!“ Ob das ein Witz sei, fragt Mingyu ihn noch, „kein Witz“, winkt der Mann ab und verschwindet, zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, in die untere Etage.
Von der Wohnung in die Sporthalle auf eine Pritsche
Mingyu und Jiang wohnen mit ihrer sechs Monate alten Tochter Emily im 16. von 17 Stockwerken des Hochhauses. Bei dem Gedanken an ein Feuer geraten sie in Panik. Babysachen, Wechselwäsche und die Ausweise packt das junge Paar zusammen, hastet vor das Gebäude, strandet zwischen Hunderten Nachbar*innen, Mitarbeitenden der Stadt, Feuerwehrleuten. Alle rufen Fragen, Antworten hat niemand. Jemand schickt die kleine Familie zu einer nahe gelegenen Sporthalle, wo Feldbetten wie Strandliegen dicht gedrängt nebeneinander platziert wurden. Informationen, warum sie die Nacht nicht in ihrer Wohnung verbringen dürfen, erhalten Mingyu und Jiang an jenem Abend nicht mehr.
Die Geschichte von Mingyu C., Jiang W. und Emily ist die einer Vertreibung. Einer jungen Familie wird das Zuhause genommen, weil private Immobilieninvestoren sich aus ihrer Verantwortung stehlen, indem sie ein undurchsichtiges Netzwerk im Hintergrund aufbauen. Dessen Spuren enden in einem Vorort der zypriotischen Hauptstadt Nikosia.
2011 kommen Mingyu, 32, und Jiang, 34, aus China zum Studieren nach Deutschland, Jiang lernt Maschinenbau an der Technischen Universität, Mingyu Design an der Fachhochschule. Als beide vor einem halben Jahr ihre Abschlussarbeit anmelden, kommt ihre Tochter zur Welt.
Tobias Scholz vom Mieterverein
Die jetzt zehn Monate alte Emily zupft am Hosenbein ihrer Mutter. Sie scheint zu wissen, dass sie die gewollte Aufmerksamkeit bekommt, wenn sie in den Ikea-Kartons herumwühlt, die wie ein großes braunes Rechteck auf dem Boden zusammengeschoben wurden. Mingyu und Jiang haben keinen Platz mehr für die Sachen in den Kartons. Noch stehen all ihre Möbel in der Wohnung, die sie vor vier Monaten überstürzt verlassen mussten. Jetzt leben sie auf 65 Quadratmetern, 20 weniger als früher.
Das Monsterhaus von Dortmund-Dorstfeld
Der Hannibal II erhebt sich fast schon monströs im Westen der Stadt über dem Stadtteil Dorstfeld. Die acht Wohneinheiten teilen sich 15 Hausnummern, das kleinste Hannibal-Haus ist 31, das größte knapp 48 Meter hoch. 370 der 412 Wohnungen waren vor der Räumung belegt. Gebaut in den 1970er Jahren, sollte der Wohnkomplex ursprünglich für eine soziale Durchmischung sorgen: sozial geförderte Maisonettewohnungen neben Wohneinheiten für Studierende der nahe gelegenen Universität. Menschen, die ein mittleres oder höheres Einkommen hatten, sollten für die sozial Schwächeren den Ausgleich zahlen. Fördergelder, unter anderem von der Wohnbauförderungsanstalt Nordrhein-Westfalen, flossen in Millionenhöhe. Doch es bleibt bei dem löblichen Versuch: Wie der Dortmunder Mieterverein berichtet, klagen die Bewohner*innen schon bald über „dunkle Durchgänge, die zu Angsträumen werden“, über Baumängel und hohe Betriebskosten.
Der damalige Bauherr, das städtische Wohnungsunternehmen Dogewo, verbessert den Brandschutz, saniert die Aufzüge und die Betonfassade, senkt ab Ende der 1990er Jahre sogar schrittweise die Mieten. Doch wer es sich leisten kann, zieht trotzdem weg. Hunderte Wohnungen veräußert die tief in roten Zahlen steckende Dogewo 2004 an eine private Unternehmensberatung. Die verspricht den verbliebenen Mieter*innen lebenslanges Wohnrecht und umfangreiche Sanierungen. Als das Unternehmen in Zahlungsschwierigkeiten steckt, werden diese jedoch abrupt abgebrochen.
Nach der Insolvenz des Unternehmens geht der Hannibal 2011 in die Zwangsversteigerung. Schon in der Vorbereitung darauf wird ein Verkehrswertgutachten erstellt, das auf die mangelnde Brandsicherheit hinweist. Doch niemand kümmert sich darum. Mittelschichtler*innen leben zu der Zeit schon längst nicht mehr im Hannibal. Vor allem ausländische Studierende, Geflüchtete und sozial Schwache bewohnen den Hannibal, als er 2017 geräumt wird.
Schon bei einem kleinen Schwelbrand, so wird es später heißen, hätte sich der Rauch innerhalb kürzester Zeit auf den 27.955 Quadratmetern ausbreiten können. „Es war Gefahr im Verzug, Gefahr für Leib und Leben“, sagt Stadtsprecherin Anke Widow am Telefon. Auch sie erinnert sich an die Tage und Wochen im vergangenen Spätsommer noch sehr genau.
Wie die Brandgefahr entdeckt wurde
Wie die Ruhr Nachrichten berichten gehen am 29. August 2017, gut drei Wochen vor der Räumung, fünf Personen in den Hannibal. Zwei Feuerwehrmänner, ein Handwerker und zwei Angestellte der Firma Intown sollen sich den Brandschutz in dem Koloss ansehen. Ein Anwohner hatte sich gemeldet und per Mail von Sperrmüll, offenen Feuerschutztüren und fehlenden Feuerlöschern berichtet. Die Bewohner*innen des Hannibal waren aufmerksamer und sensibler geworden: Rund zwei Monate zuvor hatte in London der Grenfell-Tower, ein Hochhaus mit 24 Stockwerken, gebrannt. 71 Menschen starben. Und im Januar 2016 war in der Dortmunder Nordstadt in einem Komplex mit 230 Wohnungen ein Feuer ausgebrochen. Damals hatte es in der Tiefgarage gebrannt, bis sich die Rauchschwaden wie ein schwarzer Umhang um die ganze Stadt gelegt hatten.
Die Feuerwehrleute notieren auf ihrem Klemmbrett die Beobachtungen des Mieters und viele, viele weitere Mängel. Auf den Fluren, die in einem Brandfall eigentlich als Fluchtwege dienen sollen, wurden mit Rigipsplatten kleine Bereiche für Waschmaschinen und Trockner hochgezogen. Dadurch sind die Korridore nun viel zu eng. Von den eingebauten Feuerschutztüren ist kaum eine intakt. Eine ellenlange Liste geht zum zuständigen Bauordnungsamt, das für den 19. September eine sogenannte Nachschau anordnet. Als die Männer von Feuerwehr und Bauordnungsamt an diesem Tag durch das Gebäude gehen, steht zufällig eine Wohnungstür offen – was womöglich Hunderten Menschen das Leben rettet. Denn nur so können sie feststellen, dass die Wohnungen über offene Schächte hinter teils eingerissenen Rigipsplatten miteinander verbunden sind. Nichts an diesen Schächten entspricht auch nur ansatzweise dem Brandschutz. Die Männer betreten weitere Wohnungen, der Schachtbau ist überall gleich – gleich gefährlich.
Denn die Belüftungsschächte sind direkt mit der Tiefgarage verbunden. Wäre dort ein Feuer ausgebrochen, hätte es, so schätzt die Feuerwehr, 15 bis 30 Minuten gedauert, bis der heiße Rauch das komplette Gebäude verqualmt hätte. Eigentlich müssten es mindestens 90 Minuten sein. „In Windeseile hätte sich der Rauch in allen Wohnungen ausbreiten können, und das ohne Fluchtmöglichkeiten“, sagt Stadtsprecherin Widow. „Einfach nur unverantwortlich“, murmelt sie noch.
Unverantwortlich handelt die Firma Intown, „das finden in Dortmund alle“, sagt Mingyu C. und setzt die sich windende Emily auf ihren Schoß. Nie habe die Firma freiwillig mit den Mieter*innen kommuniziert, auch nicht vor der Räumung, als schon ständig etwas in dem Gebäude defekt war. „Im neunten Monat meiner Schwangerschaft musste ich bis in den 16. Stock laufen, weil der Aufzug nicht funktioniert hat.“ Doch entweder handelten die Bewohner*innen selbst, oder die Stadt sprang ein.
Zwölf Stunden warten Mingyu C. und Jiang W. am Tag nach der Räumung auf die Nachricht, dass sie eine Notfallwohnung von der Stadt erhalten. Um kurz vor Mitternacht, im strömenden Regen, kommen sie dort an, am anderen Ende der Stadt, im ruhigen Dortmund-Wickede. Auf ihrem Smartphone zeigt Mingyu die Bilder vom Tag ihrer Ankunft: Wisch, vier Betten, Decken, Kissen, wisch, ein Esstisch mit Stühlen, wisch, Herd, Töpfe, Teller. Das muss für die ersten Tage reichen.
Die Hausverwalter sind abgetaucht
Auf der ersten Mieterversammlung Anfang Oktober, zu der auch Mingyu und Jiang gehen, kündigen Baudezernent Ludger Wilde und Oberbürgermeister Ullrich Sierau an, der Hannibal werde auf längere Sicht nicht bewohnbar sein. Die Mieter*innen sind entsetzt, einige drohen mit Hungerstreik. Intown-Vertreter*innen sind keine zugegen, auch fortan wickelt die Stadt die gesamte Kommunikation ab. Dabei ist sie längst nicht mehr die Eigentümerin oder Verwalterin des Gebäudes.
Der Dortmunder Mieterverein berichtet von einer „wahren Bieterschlacht“, in deren Rahmen der Hannibal Ende 2011 für 7 Millionen Euro an die in Berlin ansässige Lütticher 49 Properties GmbH geht. Nach der Versteigerung soll ein Unternehmensvertreter auf die Frage, was die Firma mit dem Hannibal plane, die wolkige Antwort gegeben haben: „To make it nice … and bring nice people“. Als Gebäudeverwalterin wird zunächst die Dairos Property Management GmbH eingesetzt, im August 2016 dann die Intown Property Management GmbH. Ihre Adresse in Berlin ist Sitz zahlreicher Objektgesellschaften. Recherchen des Mietervereins und der taz ergaben, dass die Lütticher Properties GmbH im Besitz einer auf Zypern registrierten Eigentümergesellschaft ist. Auch Intown gehört einer Firma mit Sitz auf Zypern. Dort laufen alle Fäden, die um den Hannibal gesponnen sind, zusammen.
Wer vor dem Hannibal steht, muss den Kopf ganz in den Nacken legen, um das oberste Stockwerk sehen zu können. Die orangebraunen Balkone an der Frontseite schieben sich immer mehr nach vorne, je weiter es nach unten geht. Als hätte man die oberste Schublade einer Kommode nur einen Spalt breit geöffnet, die unterste dagegen ganz herausgezogen. Nur mit Wachschutz dürfen Mieter*innen das Gebäude jetzt noch betreten, nur kurz, wenn sie spontan vorbeikommen, etwas länger, wenn sie vorab einen Termin vereinbaren.
Hausverwaltung will Schadenersatzansprüche vermeiden
In einem kleinen, schäbigen Container vor einem der Eingänge zum Hannibal hat Intown ein Büro eingerichtet. Ein junger Mann mit gegeltem schwarzen Haar öffnet schwungvoll die Tür, knöpft den eleganten grauen Mantel zu und schüttelt den linken Ärmel über die edle Golduhr am Handgelenk. „Alle Presseanfragen über Martina Rozok“, sagt er freundlich und notiert die E-Mail-Adresse auf einem Zettel. Papierberge stapeln sich auf seinem Schreibtisch, Mietverträge, Listen mit den Namen von Bewohner*innen, mit denen geprüft wird, ob jemand die Berechtigung hat, das Haus zu betreten. Viele der Bewohner*innen berichten das Gleiche: Intown lege ihnen, besonders jenen, die nur schlecht Deutsch sprechen oder wenig Geld haben, Aufhebungsvereinbarungen vor, mit denen sie auf alle Rechte und Schadenersatzansprüche gegenüber der Vermieterin verzichten.
Doch wer sich an Martina Rozok aus der Pressestelle von Intown wendet, wird vertröstet – und das immer und immer wieder. Ein Interview mit dem Geschäftsführer, Sascha Hettrich, sei möglich, schreibt sie zunächst, man müsse sich nur noch etwas gedulden. Je öfter man nachfragt, desto mehr Geduld braucht es. Andere Medien, wie etwa die lokalen Ruhr Nachrichten, machen die gleiche Erfahrung. Am Ende einer jeden Mail verabschiedet sich die Pressesprecherin stets mit einem süffisanten „Ihre Martina Rozok“.
Seit sieben Jahren arbeitet Tobias Scholz beim Dortmunder Mieterverein, genauso lang beschäftigt ihn der Hannibal-Komplex. Doch die Räumung und der anschließende Umgang von Intown mit den Bewohner*innen hätten ihn „aus allen Wolken“ fallen lassen. „Die Mängel im Hannibal sind seit Jahren Dauerthema. Aber damit, dass das Gebäude nicht einmal hätte betrieben werden dürfen, hat nun wirklich niemand gerechnet“. Aus all den Unterlagen, die er zum Hannibal gesammelt hat, könnte Scholz wohl ein Papierhaus in ähnlicher Größe zusammenbauen.
Die Spur führt zu einem Wohnhaus auf Zypern
Im Handelsregister findet sich als Mutter der Lütticher 49 Properties GmbH, der Hannibal-Eigentümerin, eine Fanrouge Limited (Ltd.) mit Sitz auf Zypern. Diese wiederum gehört einer zypriotischen Firma, der KKLAW Nominees Ltd., welche nun an der Firma beteiligt ist, der die Intown-Gruppe gehört. Die Spuren enden schließlich bei einer zypriotischen Anwaltskanzlei in der Peripherie eines Vororts der Hauptstadt Nikosia. Wie taz-Recherchen ergaben, befindet sich unter der angegebenen Adresse ein gewöhnliches Wohnhaus. Nirgends wird der Name KKLAW erwähnt. Doch nicht erst seit den Panama Papers liegt ein Verdacht nahe: Über solche Adressen landen die Mieteinnahmen aus dem Hannibal in der Steueroase am Mittelmeer.
Letztlich lässt sich aus dem nebulösen Geflecht nicht entschlüsseln, wem die Lütticher, der Intown-Komplex und damit der Hannibal gehören. Im Grundbuch tauchen diverse Firmennamen auf, in Handelsregisterauszügen ebenso. Welche Person Entscheidungen trifft, bleibt verschwommen.
Der Grundbucheintrag, der der taz vorliegt, zeigt: Für den Kauf des Hannibal nahm die Lütticher 49 Properties GmbH einen 7-Millionen-Euro-Kredit bei der israelischen Bank Hapoalim auf. Damit wurde der Kauf fast vollständig über Fremdkapital finanziert. Knapp zwei Jahre später findet sie einen neuen Kreditgeber: die Berlin Hyp AG, eine auf Immobilienfinanzierungen spezialisierte Bank der Berliner Sparkasse. Diese finanzierte mit dem Kredit aber nicht nur den Hannibal in Dortmund, sondern auch eine Immobilie in Wuppertal. Auch die wurde im Juni 2017 wegen Brandschutzmängeln geräumt. Und auch die wird von Intown verwaltet.
Wird das Dortmunder Hochhaus zur Ruine?
Tobias Scholz vom Mieterverein erklärt das Modell Intown so: „Intown beschafft sich Problemimmobilien, setzt dafür möglichst wenig Eigenkapital ein und hält die Instandhaltungskosten so gering wie möglich.“ 370 Haushalte zahlten Miete an Intown, Investitionen in das baufällige und problembehaftete Haus erhielten sie dafür nicht.
Was Intown jetzt plant, ist unklar. Zunächst einmal haben sie die Stadt Dortmund vor dem Verwaltungsgericht verklagt. Die Räumung sei unrechtmäßig und unnötig gewesen. Denkbar ist, dass der Hannibal zu einer Ruine wird, die irgendwann abgerissen werden muss. Oder die Tochterfirma von Intown geht in die Insolvenz, der Hannibal wird wieder einmal versteigert. Oder aber Intown verkauft den Hannibal selbst. Das wäre ohne Mieter*innen, die noch Altverträge haben, natürlich einfacher.
Was für Variante eins spricht: Am Mittwoch hat Intown den Hannibal restlos stillgelegt, was bedeutet, dass in den kommenden Jahren auch keine Heizung laufen wird. Darunter leiden die Gebäudesubstanz und alles, was sich sonst noch in dem Haus befindet.
Den Mieter*innen hat Intown drei Wochen Zeit gegeben, ihr komplettes Hab und Gut aus dem Gebäude zu holen. Ab dem 15. Februar soll den Hannibal niemand mehr betreten dürfen. Der Mieterverein versucht zurzeit, vor Gericht einstweilige Verfügungen gegen Intown zu erwirken, zum Teil mit Erfolg. „Die Mieterinnen und Mieter haben ein Recht darauf, ihre Wohnungen dauerhaft und täglich zu betreten. Aber Intown verhält sich eiskalt“, sagt Tobias Scholz.
Mingyu C. und Jiang W. müssen beide in wenigen Tagen ihre Masterarbeit abgeben, täglich nehmen sie Emily mit in die Universität, weil die ehemalige Tagesmutter zu weit weg wohnt. „Wir können einen Umzug jetzt nicht schaffen“, sagt Mingyu. Ihre vollen Wangen fallen etwas ein, winzige Schweißtröpfchen bilden sich auf ihrer Stirn. Eine 80-Quadratmeter-Wohnung, für die sie im Hannibal 630 Euro warm gezahlt haben, werden sie in Dortmund nicht mehr finden.
Wer Intown fragt, was sie sich dabei denken, dass knapp 300 Menschen in drei Wochen eine neue Wohnung und ein Umzugsunternehmen finden müssen, wie Umzüge aus der 16. Etage klappen sollen, wenn Aufzüge nicht funktionieren, oder ob sie Einlagerungsmöglichkeiten für die Möbel bereitstellen, wird vertröstet. Von Interviews nehme man derzeit Abstand, heißt es. Ihre Martina Rozok.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Israel und Hisbollah
Waffenruhe tritt in Kraft