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George W. freut sich auf die FerienGescheitert - aber glücklich

Noch sieben Monate, dann ist der Spaß vorbei: Trotz fünf Jahren Irakkrieg und Wirtschaftskrise zeigt sich US-Präsident George W. Bush immer gut gelaunt.

"Kuckuck, da bin ich!" Bild: ap

Die Wahlen dominieren Amerikas Nachrichten so sehr, dass man ob des Wettrennens zwischen den Demokraten oder der anrüchigen Affären New Yorker Gouverneure schon fast vergessen hatte, dass George W. Bush noch im Amt ist. Man war nicht unfroh darüber. Doch die Macht positiver Verdrängung hat der amerikanische Präsident rechtzeitig zum fünfjährigen Jubiläum der Irak-Invasion mit einer Presseoffensive jovialer Kommentare durchbrochen und dabei seine offensichtlich noch viel stärkere Fähigkeit zur positiven Verdrängung demonstriert.

Nicht, dass man in Amerika noch viel erwarten würde von seinem Präsidenten. Doch seine gute Laune beleidigt angesichts der schweren Wirtschaftskrise, der Inflation, des Billionen-Haushaltsdefizits und des irakischen Bürgerkriegs den gesunden Menschenverstand wie selten zuvor. Präsidenten wie Lyndon B. Johnson plagte in ähnlichen Situationen so sehr das Gewissen, dass sie monatelang nicht schlafen konnten. Der ehemalige Kriegsverweigerer George W. hingegen erklärte seinen geschundenen Soldaten im zweiten Kriegsschauplatz Afghanistan letzte Woche per Videokonferenz im kumpelhaften Cowboy-Brustton: "Ich muss schon sagen, ich bin ein bisschen neidisch. Wäre ich ein bisschen jünger und würde hier nicht arbeiten, ich fände es fantastisch an der Front. Es muss aufregend für euch sein, irgendwie romantisch."

Ähnlich fahrlässig fröhlich war auch seine Einschätzung der Wirtschaftslage. Während man auf der Wall Street versuchte, den Aktienerdrutsch im Zaum zu halten und sich gegenseitig von Selbstmordversuchen abzuhalten, bezeugte er vor dem Economic Club of New York: "Ich komme zu Ihnen als Optimist. Sie haben geholfen, die Welt in vieler Hinsicht neidisch auf unsere Wirtschaft zu machen."

Glück unterliegt bekanntlich zu großen Teilen den eigenen, selbstverwirklichenden Vorstellungen von der Welt. In diesem Sinne müssen wir uns George W. Bush als glücklich vorstellen. Vielleicht hat er zusammen mit Amerikas Medien vorübergehend vergessen, dass er Präsident des Landes ist. Und während Condoleezza Rice übereilig durch die Welt fliegt, um die Ruinen aus sieben Jahre Desaster-Diplomatie zu richten, befindet sich George W. schon in vorgezogener Urlaubsstimmung. Nur noch sieben Monate, dann ist der ganze Spaß vorbei. Da erweckt man eben mal den Eindruck, sich wie ein Kind auf die Sommerferien zu freuen.

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1 Kommentar

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  • AZ
    anke zöckel

    ?Können Sie mit Glück umgehen??, fragt mich meine Lokalzeitung heute und: ?Sind Sie fähig, sich von Herzen zu freuen?? Bis heute hätte ich beide Fragen völlig bedenkenlos mit "Ja" beantwortet. Nun bin ich klüger. Die 100 Punkte nämlich, uhidie ich bei der Ermittlung meines ganz persönlichen ?Glücksquotienten? (was genau bei der Berechnung wodurch geteilt wird, verrät die Zeitung leider nicht) theoretisch hätte erzielen können, habe ich nicht einmal zur Hälfte erreicht. An jeder zweiten Frage bin ich kläglich gescheitert. Zwar kann ich mich im täglichen Leben perfekt konzentrieren (10 Punkte), dafür aber denke ich über meine Geschenke viel zu sehr nach. Statt mich fraglos und von ganzem Herzen über alles und jedes zu freuen und meiner Freude auch in jedem Fall umstandslos Ausdruck zu geben, fallen mir auf Anhieb wenigstens drei Geschenke ein, mit denen ich emotionstechnisch rein gar nichts anzufangen wusste (0 Punkte). Zwar lebe ich (wohl gerade auch mit Blick auf die bereits erlebten Pleiten) gern nach dem Prinzip: ?Geben ist besser denn nehmen? (10 Punkte), dafür aber fiele es mir dann wieder im Traum nicht ein, aus lauter Begeisterung über den Fund eines vierblättrigen Kleeblattes öffentlich zu singen und zu tanzen oder meinen ganzen Tagesplan durcheinanderzuwirbeln (0 Punkte). In dem Rhythmus geht es weiter: 10 Fragen, 10 Antworten ? fünf mal auf und fünf mal ab. Glücksquotient? Unter 50%: Das Glück geht oft ganz ungenutzt an mir vorüber. Sehr traurig, das. Ich muss, sagt die Zeitung, dringend an mir arbeiten. Ich muss lernen, mit Gefühlen richtig umzugehen. Ich habe große Lust, auf meine Zeitung zu hören. Vielleicht gelingt es mir ja, mit ihrer Hilfe und etwas Anstrengung genau so glücklich zu werden, wie Präsident Bush schon ist. Es wäre mir zu wünschen, finde ich. Bloß eine ganze Kleinigkeit stört mich schon wieder: Ich weiß noch nicht, wie ich mit diesem verdammten Gedanken fertig werden soll, den der taz-Artikel von Daniel Schreiber in meinem Kopf hinterlassen hat: Wenn man der mächtigste Mann der Welt ist, muss man schon ganz besonders dämlich sein, wenn man sich trotzdem noch glücklich fühlen will!