piwik no script img

GentrifizierungTacheles blitzt in Hamburg ab

Hamburger Bürgermeister will Berliner Kunsthaus nicht vor Zwangsversteigerung retten.

Meist führt der Weg für Künstler von Hamburg nach Berlin. An der Spree, heißt es, gebe es noch die Freiräume, die in der Hansestadt in den letzten Jahren geschwunden sind. Jetzt sind Berliner Künstler den umgekehrten Weg gegangen und nach Hamburg gekommen. Nur vorübergehend allerdings: um für die Zukunft des Tacheles zu kämpfen. Dazu übergaben sie am Donnerstag im Hamburger Rathaus 70.000 Unterschriften für den Erhalt des Kunsthauses, das die HSH Nordbank räumen lassen und zwangsversteigern will.

Unterstützt werden die Tacheles-Vertreter von der Hamburger Fraktion der Linken. Die forderte den Hamburger Senat auf, "als Anteilseigner der HSH Nordbank alles in seiner Macht Stehende zu unternehmen, damit der Erhalt des Kunsthauses Tacheles langfristig gesichert wird". Es sei ein Widerspruch, sagte der Abgeordnete Norbert Hackbusch, "wenn sich der Senat hinter das Gängeviertel stellt und mit dem Hintern in Berlin die Kreativen umhaut". Sein Parteikollege Joachim Bischoff ergänzt: "Mit ein bisschen Anstrengung müsste eigentlich eine Lösung möglich sein."

Den Vertretern des Tacheles schwebt eine Erbpacht vor, mit der Haus und Grundstück in eine öffentliche Stiftung überführt werden könnten. Danach sieht es aber vorerst nicht aus. Wie die Tacheles-Künstler mitteilten, will Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) sich nicht in die Geschäfte der Bank einmischen. Und aus der HSH Nordbank heißt es weiterhin, dass die Zwangsversteigerung noch dieses Jahr stattfinden solle. Hintergrund ist, dass die zur Fundus-Gruppe gehörende Johannishof Projektentwicklung als Eigentümerin des insgesamt knapp 22.000 Quadratmeter großen Areals an der Oranienburger Straße in Mitte über 70 Millionen Euro Schulden bei der HSH Nordbank hat.

Auch den Vorschlag der Tacheles-Vertreter, das Kunsthaus aus der Gesamtfläche herauszulösen, weist die Bank zurück: "Wir gehen davon aus, dass künftige Investoren nur an dem Gesamtareal interessiert sind", sagt Nordbank-Sprecherin Gesine Dähn. "Die Herauslösung eines Teils des Grundstücks wird daher nicht angestrebt."

Von HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher hatten die Künstler des Tacheles bereits vor etwa neun Monaten Antwort bekommen. Er habe sich für die Zusendung von damals noch 20.000 Unterschriften bedankt, erzählt Vorstandsmitglied Martin Reichert und dem Kunsthaus viel Glück gewünscht. An einem anderen Standort.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

2 Kommentare

 / 
  • HS
    Heidemarie S.S Grünweid

    Dieser Mensch heisst Martin Reiter.

  • HF
    Heidemarie F. C. Grünheid

    Tacheles braucht Unterstützer, insbesondere aus Berlin

     

    Der Regierende Bürgermeister von Berlin und zugleich

    für die Kultur zuständig; entscheidet er für die Mode oder die Kunst?

    Mode als Zeiterscheinung ist nur für ausgewähltes Publikum und

    KUNST ist dauerhaft und für ALLE.

     

    Dieses Tacheles ist voller Inspiration und Kultur.

    Zu erspüren bei einem Besuch. Ich habe dort mit anderen gelernt, Motive und Neugier zu entdecken.