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Gentech-Reis verfüttertKinder als Versuchskaninchen

Insgesamt 68 chinesische Kinder nahmen an einer vom US-Landwirtschaftsministerium geförderten Studie mit Gentech-Reis teil. Eine Genehmigung dafür gab es nicht.

Reisanbau in China – bisher noch ohne Gentechnik. Bild: reuters

BERLIN taz | Experimente mit gentechnisch verändertem Reis sind Ursache für einen Streit zwischen chinesischen und US-amerikanischen Wissenschaftlern. Der gentechnisch mit Provitamin A angereicherte „Goldene Reis“ wurde an chinesischen Kindern getestet.

Initiiert wurde das vom US-Landwirtschaftsministerium geförderte Experiment von Forschern der im US-Bundesstaat Massachusetts beheimateten Tufts-Universität. Eine Erlaubnis für die Verzehrstudie mit Schulkindern wollen die chinesichen Behörden aber nicht erteilt haben.

Insgesamt 68 Kinder im Alter von sechs bis acht Jahren nahmen an dem in der chinesischen Provinz Hunan durchgeführten Versuch teil. Ein Teil der Kinder bekamen den Gentech-Reis, die anderen als Vergleichsgruppe Spinat. Die Wissenschaftler wollten herausfinden, ob und wie viel Provitamin A von den Kindern aufgenommen wird.

Greenpeace sieht in dem Versuch mit den Kindern einen „Skandal internationalen Ausmaßes“. Die Kinder seien für den Versuch missbraucht worden. Denn der Reis ist bisher in keinem Land als Lebensmittel zugelassen. Auch gibt es von den chinesischen Behörden keine Importgenehmigung für den Gentech-Reis.

Aufmerksam geworden war Greenpeace auf dieses Experiment durch eine Veröffentlichung im American Journal of Clinical Nutrition. Dort hatten chinesische und US-Wissenschaftler ihr Experiment vorgestellt und berichtet, dass der Vitamin-Reis bei dem Vergleichstest gut abgeschnitten habe.

Inzwischen untersucht das Pekinger Gesundheitsministerium den Vorfall. Ein an dem Versuch beteiligter Forscher sei vom chinesischen Zentrum für Prävention und Kontrolle von Krankheiten (CDC) suspendiert worden, berichtet die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Laut Tufts-Universität sei der Versuch von den chinesischen Behörden genehmigt worden. Diese räumen zwar ein, dass vor Jahren mal eine Verzehrstudie geprüft und zugelassen worden sei, und zwar für die Zeit 2004 bis 2005. Der Versuch sei aber nie durchgeführt worden. Weitere Genehmigungen gab es nicht.

Entwickelt wurde der Golden Rice von Ingo Potrykus (ETH Zürich) und Peter Beyer (Uni Freiburg). Sie wollten Bauern den Reis in Entwicklungsländern frei zur Verfügung stellen, um den Vitamin-A-Mangel zu beheben, der vor allem bei Kindern häufig zur Erblindung führt. Kritiker befürchten, dass der Goldene Reis als Türöffner für Gentech-Pflanzen dienen soll.

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8 Kommentare

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  • L
    luetzgendorff

    ihr habt sie doch nicht mehr alle. Geht doch zurück ins Mittelalter oder zu den Taliban nach Afghanistan. Da könnt ihr dann alle naturbelassen leben und sterben, schön archaisch ohne technologisches Teufelswerk. Wieso nutzt ihr eigentlich noch das schädliche böse Internet? Strahlung, Vereinzelung, Kontrolle, monopolisiert durch Großkonzerne, pfui Teufel, mindestens genau so schädlich wie Gen und Atom.

    Eure imaginierten Risiken und Probleme sind die Luxussorgen von satten, reichen Deutschen, die das permanente schlechte Gewissen plagt, dass es ihnen besser geht als 90% der Weltbevölkerung und dass sie nix dagegen tun. Darum müssen sie alle schlecht machen, die tatsächlich etwas tun, damit es diesen 90% besser geht. Das Schlechtmachen verwechseln sie mit Engagement. Eigentlich ein Fall für Psychiater, aber die behandeln, glaube ich, keine kollektive Hysterie.

  • H
    hschweizer

    Die ideologisch verblendete Gutmenschenfraktion inkl. Greenpeace gebärdet sich wie Marie Antoinette, die den hungernden Franzosen riet, Brioches zu essen. Hier schreien sie einfach: "Fresst Vitaminpillen oder erblindet. Rührt aber ja kein Genfood an, auch wenn es euch rettet." Und helfen tut's. Bereits 100 g Golden Rice liefern ausreichend Provitamin.

  • W
    Weihnachtsmann

    Wenn solche Vorkommnisse immer noch nicht genug Demokratie darstellen,dann braucht ihr vermutlich noch mehr davon.

  • E
    erdbewohner

    KONZERNE MISSBRAUCHEN KINDER FÜR SCHWACHSINNIGE KONZERNPRODUKTE ALS VERSUCHSOBJEKTE.

     

    DEUTLICHER KANN DIE HÄSSLICHE FRATZE UND DER IRRSINN DES KOMMERZKAPILAISMUS NICHT MEHR OFFENGELEGT WERDEN.

     

    VITAMIN A GIBT ES AUSREICHEND IN NATÜRLICHEN LEBENSMITTELN. DAFÜR BRAUCHT ES KEINEN GENMANIPULIERTEN REIS.

     

    P.S.: AN DIE TAZ-REDAKTION. WAS HAT EIGENTLICH DAS "VERFÜTTERT" IN DER OBERZEILE ZU SUCHEN: IN DEM ARTIKEL GEHT ES DOCH UM KINDER UND NICHT UM TIERE, ODER?

  • AD
    Ahmet der Doische

    Na und?

    Unsere amerikanischen Freunde haben früher doch auch Atombombentests gemacht, bei denen sich Südseeinselbewohner freiwillig verstrahlen ließen. Kann man alles auf Werbefilmen des US-Militärs von 1950 sehen.

    Das ist alles nur zum Wohle der Menschheit. Deswegen finden diese Tests ja auch immer außerhalb der USA mit robusteren Nicht-Amerikanern statt, Ihr Deppen.

  • C
    Califax

    Warum futtern die ihren GenKrams eigentlich nicht selbst, wo doch alles so harmlos, gesund und angeblich ohne Risiko ist?

  • UM
    Ulli Müller

    Wann wird eigentlich dem Letzten klar wo die echten Terroristen, Menschenverachter, sitzen?

    Und wir sind im Hintergrund mittenmang dabei!

  • TR
    the real günni

    wie waere es, bei so viel ueberbordenden altruismus der gentechindustrie, einfach vitamin a an die armen kinder zu verteilen anstatt sich so schwachsinnige projekte auszudenken wie dna von nutzpflanzen zu manipulieren? oder will die industrie dann tatsaechlich nach soviel teurer forschung die neuen patentpflanzen an all die armen bauern gratis verteilen, auf lebenszeit? oder wird mehr so agiert wie der heroindealer, hier, probier mal...

    dreimal geisteskrank.

    wer wirklich noch einen humanistischen ansatz hinter der ganzen gentechmanipulation vermutet - think again.