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Genozid-Gedenken in IstanbulTürken bekunden Anteilnahme

Türkische Intellektuelle und Künstler wollen mit einer Veranstaltung an die armenischen Opfer des Massakers von 1915 erinnern. Armenien setzt den Prozess der Annäherung aus.

Proteste in Istanbul: "Wir haben keinen Völkermord begangen, sondern unser Land verteidigt". Bild: ap

ISTANBUL taz | Erstmals in der Geschichte der türkischen Republik soll es an diesem 24. April anlässlich des 95. Gedenktages des Genozids an den Armeniern auch in der Türkei eine Veranstaltung geben. Eine Gruppe von Intellektuellen, Künstlern und Journalisten hat dazu aufgerufen, sich am Abend des 24. April auf dem zentralen Taksim Platz in Istanbul zu versammeln. Unter dem Motto "Dies ist unser aller Schmerz" soll dann der Opfer der Armenier Massaker im Osmanischen Reich in der Zeit von 1915 bis 1917 gedacht werden, bei denen rund 1 Million Armenier ermordet wurden oder bei Deportationen umkamen.

Die Gedenkveranstaltung ist von derselben Gruppe initiiert, die vor zwei Jahren bereits einmal eine Unterschriftenkampagne im Internet gestartet hatte, bei der sich jeder individuell bei den Nachkommen der ermordeten Armenien entschuldigen konnte. Damit wollten damals zehntausende ihren Protest darüber zum Ausdruck bringen, dass sich bis heute noch kein türkischer Politiker oder eine staatliche türkische Institution offiziell für das Leid der Armenier entschuldigt hat.

Obwohl sich an dieser Haltung der türkischen Regierung immer noch nichts geändert hat, ist in diesen letzten zwei Jahren doch eine Menge passiert. Die Türkei und Armenien sind einen großen Schritt aufeinander zugegangen, indem sowohl der türkische Präsident Abdullah Gül wie auch sein armenischer Kollege Sergej Sarkisian das jeweils andere Land besuchten und damit weitreichende Verhandlungen zwischen beiden Ländern einleiteten.

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Diese Verhandlungen mündeten dann im letzten Jahr in einen Vertrag, der die wechselseitige diplomatische Anerkennung und die Öffnung der Grenze zwischen der Türkei und Armenien vorsieht. Teil dieses Vertrages ist auch die Einsetzung einer internationalen Historikerkommission, in der neben armenischen und türkischen Historikern auch internationale Experten in den Archiven der betroffenen Länder forschen sollen.

Bis jetzt ist dieser Vertrag entgegen den ursprünglichen Erwartungen jedoch weder vom türkischen noch vom armenischen Parlament ratifiziert worden. Der wichtigste Grund dafür ist, dass die türkische Regierung von der armenischen Regierung fordert, dass sie im Konflikt um die besetzte Enklave Berg Karabach in Aserbaidschan, Entgegenkommen gegenüber den Aseris zeigt. Tatsächlich war die Grenze zwischen der Türkei und Armenien 1993 von der Türkei als Akt der Solidarität mit Aserbaidschan geschlossen worden.

Insbesondere der Beschluss des aussenpolitischen Ausschusses des US Repräsentantenhauses die Massaker an den Armeniern als Völkermord zu klassifizieren, wurde in der Türkei als Affront empfunden und hat nach Meinung des türkischen Regierungschefs Tayyip Erdogan die Aussöhnung mit Armenien erschwert. Erdogan drohte in der Folge sogar damit, die bislang geduldeten, illegalen armenischen Saisonarbeiter in der Türkei auszuweisen.

Das hatte allerdings auch in der Türkei zu heftigen Protesten geführt und den Diskussionen über die armenische Frage einen neuen Schub gegeben. Auch im türkischen Fernsehen kommen nun Vertreter der Völkermord These zu Wort, auch wenn die Regierung dies nach wie vor vehement zurückweist. Auch die Organisatoren der Gedenkfeier am Samstag auf dem Taksim Platz vermeiden es, von Völkermord zu sprechen. Es geht ihnen jenseits der sehr emotional geführten Debatte um den Begriff erst einmal darum, ihre Anteilnahme gegenüber dem Leid der Armenier zu zeigen.

***

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25 Kommentare

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  • A
    aso

    @ Beobachter:

     

    Je nachdem welche Quellen man zitiert variiert die Zahl zwischen 300 Tausend bis 1,5 Millionen.

    Die genauen Zahl mag dazwischen liegen, ist jedoch für die Bewertung des verbrechens völlig irrelevant:

     

    In seinem Urteil bewertete der Gerichtshof das Massaker von Srebrenica als Völkermord, obwohl da „nur“ von ca. 8 Tausend Toten die Rede ist.

     

    „...Wenn man die Wahrheit sehen möchte, könnte man sich ja mit den Argumenten und Beweisen der türkischen Seite mal beschäftigen...“:

     

    Glauben Sie denn allen Ernstes, daß türkische Quellen einen Völkermord „beweisen“ würden?

     

    Und andere historische Quellen wie die Memoiren des damaligen amerikanischen Botschafters in Istanbul, Henry Morgenthau,

    und das „Blue Book“ von Toynbee und Bryce werden als nicht neutral und die Andonian-Dokumente als Fälschung betrachtet.

    So einfach ist das...

     

    Insgesamt 22 Staaten haben die Massaker als Völkermord entsprechend der UN-Völkermordkonvention von 1948 anerkannt.

    Die EU-Aufnahmeauflagen an die Türkei sehen vor diese Verbrechen anzuerkennen.

    Die Türkei versucht durch politischen und diplomatischen Druck, Staaten davon abzuhalten, die Geschehnisse als Völkermord anzuerkennen (US-Militärflughäfen...).

     

    Dabei geht es nicht mal nur um die Armenier, sondern auch um die Völkermorde an den aramäischen Christen der Suryoye, sowie an den Pontos-Griechen.

     

    Die Armenier bildeten die Operation Nemesis, die die Täter des Genozids an den Armeniern verfolgte und tötete.

    So auch den Hauptverantwortlichen Talat Pascha 1921 in Berlin, der sich seiner Verhaftung durch Flucht nach Deutschland entzog.

    Der armenische Attentäter Soghomon Tehlirian wurde im folgenden Mord-Prozess vom Vorwurf eines Tötungsdeliktes ausdrücklich freigesprochen.

     

    Denn die Aussagen deutscher Offiziere gegen die Militärführung des Osmanischen Reichs waren so schwerwiegend,

    daß der Staatsanwalt es abwies, Talats Verantwortung für die Massaker zu überprüfen ( weil dann auch die deutsche Beteiligung und Mitverantwortung zur Sprache gekommen wäre...).

     

    Nach Gunnar Heinsohn befindet sich ein Leugner von Völkermorden in einem merkwürdigen moralischen Paradox:

    „Einerseits steht er mit dem Abstreiten im moralischen Konsens der Verurteilung von Völkermorden.

    Andererseits schützt er mit dem Abstreiten die Mörder und plädiert damit für die Straflosigkeit dieses Völkermordes.“ (Lexikon der Völkermorde, S. 238 ).

     

    Die Leugungskultur ist in der Türkei fest verankert.

    Wer auch nur das Thema vorsichtig anspricht wird nicht nur unzählige Male vor Gericht gezerrt, sondern

    muß um sein Leben fürchten:

    Polizisten ließen sich zusammen mit dem Mörder des Journalisten Hrant Dink und einer türkischen Fahne triumphierend fotografieren und filmen...

  • T
    TOM

    An UTE: Zu dieser Zeit sind das mehrfache an Türken gestorben wie Armenier. War das nun Genozid an den Türken? Es war ne wirre Zeit mitten im Krieg mit viel Leid auf beiden Seiten. Massendeportationen um die Lage in den Griff zu bekommen und dabei viele viele Tote auf den Märschen als kleines Beispiel durch Hunger und Krankheiten. Diese haben auch besonders viele Türken hinweggefegt und sogar nicht halt gemacht vor den Soldaten die als erstes mal Ihre Pferde essen mussten bevor sie verhungerten. Man sollte sich vielleicht überlegen was denn Genozid bedeutet. Es ist nicht dasselbe wie Massenmorde und viele viele Tote. Das wird gerne vergessen! Also bitte erst informieren wogegen sich die Türkei sträubt. Das ist ganz sicher nicht das zugeben von vielen Toten unschuldigen Armeniern, denn das WIRD zugegeben inklusive vieler Morde an Ihnen.

  • B
    Beobachter

    Also wenn ich diese Zahl 1,5 Millionen höre, stellen sich mir die Nackenhaare ab. So ein UNSINN! Das ist eine an den Haaren herbeigezogene Zahl!!! Wie kommmst ihr denn darauf?! Braucht nicht antworten, ich weiß es ganz genau. Irgendwo diese Zahl aufgeschnappt und kritiklos nachgeblubbert, wie so viele Menschen in diesen Breitengraden.

     

    Selbsverständlich sind viele Menschen ermordet worden, aber auf BEIDEN Seiten. Auch die Armenier haben sehr viel Blut an den Fingern. Kein Mord ist gerechtfertigt! Aber wenn der vielen armenischen Opfer gedacht wird, dann bitte auch in gleicher Weise der vielen türkische Opfer gedenken.

    Oder war vieleicht das massenweise Abschlachten von Türken gerechtfertigt?! Findet hier wirklich jemand dass die Massenmorde an den Türken O.K. war?

     

    Wenn man die Wahrheit sehen möchte, könnte man sich ja mit den Argumenten und Beweisen der türksichen Seite mal beschäftigen. Aber das ist in den meisten Fällen gar nicht gewollt und sie werden komplett ausgeblendet...wie bei den drei Affen!

     

    Mit dem Zerfall des osmanischden Reiches und dem Aufkommen den Nationalismus sind schlimme Verbrechen begangen und zwar auch von den Armeniern! Diese Verbrechen der Armenier müssen in gleicher Weise aufgearbeitet werden, wie die osmanischen! Die Türkei ist dazu schon lange bereit, Armenien und die armenische Lobby jedoch nicht!

  • U
    Ute

    Krieg rechtfertigt die Niedermetzlung und Massentötung von 1,5 mio Menschen auch nicht.

     

    Findet hier wirklich jemand dass die Tötung O.K. war?

  • T
    TOM

    Werner: Schon ist es soweit. A behauptet etwas falsches und ich als B stelle das Richtig. Dann kommt C und wirft mir Leugnung vieler Toter vor. Denk mal kurz nach wo hier das Problem deinerseits liegt, wenn ich festhalte das tatsächlich Armenier gekämpft haben gegen die Türkei ganz im Gegensatz zu den Juden um mal das nächste Stichwort von dir aufzugreifen. Fakten haben nichts mit Meinungen zu tun und auch wenn es dir nicht gefällt, werde ich eine falsche Behauptung eben zurechtweisen. Falsch war die Behauptung allemal das es erstunken und erlogen war das die Armenier auch gekämpft hätten und das es dieselbe Behauptung sei wie die Polen gegen Deutschland. Hast du ein Problem mit der Wahrheit?

  • MB
    manfred Bogen

    @Siggi et. al.

    anscheinend haben Sie keine Zeit sich mit der Geschichte des "Kranken Mannes am Bosporus" (so wurde das osmanische Reich in Europa nach dem Krimkrieg (1853-1856) bezeichnet) zu beschäftigen. Bitte tun Sie das! Bitte lesen Sie sich dabei auch wissenschaftl. Lit. über das Verhältnis Deutsches Reich - Osmanisches Reich zwischen 1909 - 1918 durch. Also bitte kein Wikipedia oder anderes gegoogletes Wissen anhäufen. Nur ein ganz winziger Einblick in diese Zeit: spätestens ab 1912 war das osmanische Reich - in dt. Regierungskreisen abschätzig "Enverland" (wegen Enver Pascha) genannt - eine Quasikolonie des Deutschen Reiches IN DEM KEINE Entscheidung allein getroffen werden durfte und konnte. Schlüsselpositionen in Verwaltung und vor allem in Armee waren mit deutschen "Beratern" besetzt (Liman von Sanders, Fritz Bronsart von Schellendorf usw.). AUCH die Entscheidung zur Umsiedlung der Armenier war eine von der dt. Militärführung "initiierte" Aktion - militärstrategisches Kalkül (!), wie soviele Entscheidungen der Deutschen Reichswehr (Ypern). WIR Deutschen machen es uns einfach zu leicht... Zu den Gräueln der armensichen Freischärler einfach mal die logistische und organisatorische "Rückendeckung" des British Empire (teils russisch) für 30.000 armen. Milizionäre 1896 in Süleymaniye in der heutigen Provinz Kahramanmaras "entdecken". Diese hatten bis dahin eine Spur von Blut und Elend hinterlassen bis sie durch reguläre osmanische Truppen niedergeschlagen wurden...

  • W
    Werner

    @TOM:

     

    Versuchen sie gerade die Ermordung von 1,5 Millionen Menschen zu rechtfertigen?

     

    Wollen sie vielleicht noch den Holocaust leugnen wo sie gerade so schön drin sind?

  • T
    TOM

    An Siggi: Sorry, aber das zeugt von Unkentniss. Während die Sache mit den Polen erstunken und erlogen war, haben die Armenier tatsächlich einen Krieg mitgeführt auf Seiten der Russen und haben sich dadurch Vorteile erhofft. Also bitte nicht in Standardphrasen abweichen und gewisse Wahrheiten als Lüge bezeichnen. Wie man das dann interpretieren will ist wieder eine andere Sache bzw. man kann noch immer die Meinung des Völkermordes vertreten.

  • A
    Anarchist

    FAZ zu den Völkermord an den Armenien; "Die türkische Geschichte ist rein":

     

    http://www.faz.net/s/RubCF3AEB154CE64960822FA5429A182360/Doc~EA769924A55A647F5A29F41B3D3E4293D~ATpl~Ecommon~Scontent.html

     

    Sehr zu empfehlen.

  • L
    Laz61

    Die einzigen Leugner sind auf der armenischen Seite.

    Sie leugnen dass ein Gericht die Osmanischen Befehlshaber in einem Tribunal (von armenischen Richtern) freigesprochen haben.

     

    http://en.wikipedia.org/wiki/Turkish_Courts-Martial_of_1919%E2%80%931920

     

    Auf dem Malta-Tribunal nach dem 1. Weltkrieg wurden die Hauptverdächtigen des angeblichen Völkermords freigesprochen und es wurde festgestellt, dass es kein Genozid war. Die Engländer kontrollierten damals Istanbul und hatten somit freien Zugang zu den Archiven, die damals auf keinen Fall gefälscht sein können. Wenn es damals kein Genozid war, warum plötzlich heute?

    Des Weiteren beruhen der größte Teil der Anschuldigungen auf das Buch "le livre bleu". Ein Buch das aus gefälschten Dokumenten und Telegrammen bestand und zu Kriegszeiten als Propagandamittel gegen die Türkei von den Engländern herausgebracht wurde. Wie feindlich England damals gegenüber der Türkei eingestellt war, zeigt die Namensgebung der Engländer für die neugegründete Türkei. (Turkey=Truthahn= Bestrafung für immer u. ewig)

     

     

    Nochwas hat jemand von der 812. Wehrmacht Bataillon was gehört ?

     

     

    Und warum werden die armenischen Archive in Jerusalem und Boston (Daschnaken) bis heute verschlossen, selbst einer Zahlung von 20Mio Dollar der türkischen Seite , diese zu öffnen wurde abgewiesen.

    Wenn dieser "Genozid" fakt ist , warum öffnet man diese Archive nicht, so geheim können die nach fast einem Jahrhundert nicht sein.

  • T
    TOM

    Ist doch ein schönes Zeichen! Richtig so und weiter damit. Schade das der wirkliche Annäherungsprozess behindert wird durch den Konflikt von Aserbaidschan mit den Armenieren. Nähern sich die Türken den Armeniern, passt das den Aserbaidschanern nicht. Auf die widerrum sind die Türken angewiesen wenn der Traum einer Pipeline durch die Türkei klappen soll. Verzwickte Sache zumal Aserbaidschan die Verhandlungen über diese Pipeline bereits ausgesetzt hat aufgrund der türkischen Annäherung zu Armenien.

     

    Da treffen der Wunsch auf Aussöhnung mit festen wirtschaftlichen Punkten in Konflikt. Vielleicht sollten die anderen 2 Länder sich erst einmal annähern oder alle 3 gleichzeitig

  • A
    A.Omid

    an Andre

     

    Die Historische Fachliteratur,das sie gelesen haben, ist leider zu sher WESTLICH und Spricht nicht die ganze warheit,wenn sie so sehr warheit suchende mensch sind, dann lesen rusiche ,persiche und türkische Historische Bücher . dann wiesen Sie mehr über armenische Möderbanden in diesen Regionen, nordwest Iran / ostTürkei und Aserbaidschan .

  • I
    Inamog

    Ich freue mich über den Mut und die Einsatzbereitschaft der TeilnehmerInnen dieser Gedenkveranstaltung. Stetiger Tropfen hölt den Stein, und eines Tages werden evt. auch die letzten Betonköpfe noch einsehen, dass sich einer Aufarbeitung historischer Fakten nicht ewig bockig und uneinsichtig entgegengestellt werden kann. Möge die Gedenkveranstaltung friedlich verlaufen und die Türkische Republik auf Dauer endlich einen Weg finden, auch diesen häßlichen und furchtbaren Abschnitt ihrer Frühgeschichte angemessen in ihr Selbstbild zu integrieren.

  • D
    dev

    Ja, es gab Massaker. Von armenischen Verraetern an ihren kurdischen und türkischen Nachbarn.

     

    İch hab nix gegen Versöhnung, waere nur schön, wenn sich die Armenier dafür entschuldigen würden.

  • S
    Siggi

    @manfred Bogen: Das erinnert mich an die Nazi Propaganda die behauptet hat das die Grenzdörfer von Polen terrorisiert wurden.

     

    Beides ist gelogen und eine schlechte Entschuldigung für Krieg/Völkermord.

     

    Jetzt haben Menschen in der Türkei den Mut zu den Verbrechen ihres Landes in der Vergangenheit zu stehen, diesen Menschen sollten wir danken dafür dass sie die Hand zur Versöhnung ausstrecken!

  • B
    Beobachter

    Danke Manfred! Vielen Dank!

     

    Endlich mal eine ausgewogener, historisch fundierter Kommentar. Besser hätte ich es nicht formilieren können. Es gab Massaker auf beiden Seiten, viel Leid auf beiden Seiten.

     

    Meine Vorfahren stammen aus dieser Region und sind auch Opfer armenischer Greueltaten geworden. Das es auch sehr viele türkische Opfer gab wird einfach tot geschwiegen. Das liegt vor allem an der armenischen Lobbyarbeit in den USA und Frankreich. Diese Armenier verhindern, dass auch die Verbrechen der armenischen Seite genannt werden und der Westen springt sehr gerne auf diesen Zug auf. Dies liegt vor allem an der allgemeinen und tiefsitzenden Türkenfeindlichkeit, die im Westen sehr verbreitet ist.

     

    Es ist die Türkei, die seit Jahrzenten versucht durch internationale Historiker die Geschehnisse aufzuklären. Und es ist vor allem Armenien, das eine solche Aufklärung seit Jahren verhindert. Warum??? Weil so ganz schnell die Behauptungen widerlegt würden, die vor allem die armenischen Lobbyisten aufstellen. Aber an einer wirklichen Aufklärung besteht kein Interesse seitens der Armenier.

     

    Im übrigen habe ich den internationalen Aufschrei vermisst, als armenische Truppen Berg Karabach besetzt haben. Tausende Tote Azeris, über eine Millionen Vertriebene. Noch immer hält Armenien über ein Drittel Azerbaycans besetzt. Wo bleiben die Resolutionen??? Wo bleiben die Sanktionen gegenüber Armenien???

     

    Fast schon kriminell ist der Vergleich zwischen den Völkermord an den europäischen Juden und den Massakern an armenischen Zivilisten. Nur unaufgeklärte und einfach nachblappernde dumme Menschen bringen das fertig.

     

    Und wie Manfred richtig beschrieben hat, waren an den Massakern auch Kurden und Araber beteiligt, die um das Territorium gekämpft haben, nachdem osmanische Truppen zurückgedrängt wurden. Gleichzeitig haben aber auch armenische Truppen zusammen mit russischen Massaker an der muslimischen Bevölkerung begangen. Wer sich nur etwas mit der Geschichte beschäftigt hat weiß das auch. Aber leider ist es so, dass der Großteil der Menschen einfach nachplabbert, was er in den Medien aufgeschnappt hat. Und nur weil falsche Behauptungen immer und immer wiederholt werden, heißt es nicht das sie war sind!

     

    Ich weine um jede Mutter, um jedes Kind, um jede Schwester, um jeden Bruder und um jeden Vater, die während dieser (beidseitigen) Massaker ermordet wurden.

    Versöhnung und Aufarbeitung sind unumgänglich; aber bitte auf der Wahrheit und Tatsachen und nicht nicht auf Behauptungen und Lügen beruhend.

  • A
    Andre

    @Eneas:

    Es geht hier nicht um die persönliche Schuld Deiner Vorfahren, sondern um die Übernahme der Verantwortung durch den türkischen Staat, als RECHTSNACHFOLGER des osmanischen Reiches !!

     

    Ich habe auch keine persönliche Schuld an dem Tod von Roma, Sinti, Menschen jüdischen Glaubens aller möglichen Länder im WK II usw. Denoch akzepztiere ich, dass die BRD als Rechtsnachfolger des Deutschen Reiches Verantwortung gegenüber den damaligen Opfern übernehmen musste und muss. Die Aussöhnung mit den damaligen Kriegsgegnern und den Opfern ist eine historische Leistung der alten BRD. Verstehe nicht warum andere Länder aus dieser Erfahrung nicht lernen wollen. Auch Japan tut sich ja schwer, seine Verbrechen in China und anderen Teilen Asiens anzuerkennen. Dadurch gibt es immer wieder Probleme.

     

    Bei der Türkei geht es als Minimum um eine offizielle Anerkennung der Opfer sowie um eine offizielle Entschuldigung. Wie es dann mit Entschädigungen aussieht muss man sehen.

     

     

    @Manfred Bogen:

    Wenn Sie die historischen Quellen nicht kennen, nach denen es sich eindeutig um einen gezielten (!) und intendierten (!) Völkermord handelt, sollten Sie sich besser erstmal informieren.

  • M
    Mert

    Stimmt nicht die Zionisten wollen bloß nicht das wir in die EU kommen darum erfinden die sowas.

     

    Keiner hat Beweise das es das geegben hat!!!

  • MB
    manfred Bogen

    es gab Massaker auf beiden Seiten. Vor allem armenische Freischärler haben seit den 1870er Jahren im Osten des osmanischen Reiches sehr schlimm gewütet, von den ethnischen Säuberungen der Armenier gegenüber der muslimischen Bevölkerung nach der russischen Besetzung des osmanischen Ostens im Januar 1915 bis 1917 ganz zu schweigen. Die Umsiedlungspolitik der Osmanen und die infolge dessen entstandenen Tötungen von Armeniern erfüllen niemals den 1947 defnierten Tatbestand des systematischen Völkermordes.

    Beide Völker, sowohl die Armenier als ganzes als auch die Muslime (es ist keine rein türkische Angelegenheit, sogar mehrheitlich eine kurdische und arabische) sollten sich der Gräuel dieser Zeit bewußt stellen und endlich anfangen sich zu versöhnen...

  • ED
    Eneas der Trojaner

    Mein Urgrossvater war 1915 in britischer Kriegsgefangenschaft,der andere im Alter von 17, als ziviler Seemann in russischer, mein Grossvater ist 1926 geboren,mein Vater 1956, also könnten all meine Vorfahren daran nicht beteidigt gewesen sein,wieso sollte ich dafür gerade stehen,waere es so gewesen,und auserdem war es für den "Westen" zur Zeit der UdSSR kein Thema.Und noch etwas: der osmanische Sultan wurde nicht demokratisch gewaehlt, wie es 1933 der Fall war.

  • A
    aso

    @ Mustafa:

     

    Mit der gleichen schwachsinnigen Argumentation leugnet Ahmadinedjihad den Holocaust: es gäbe keine Beweise...

     

    Beweise, Dokumente, Zeitzeugen gibt es endlos.

    Die internationale Gemeinschaft ist sich einig in der Definition des Aghet-Verbrechens: Völkermord.

     

    Allein die Türkei mag nicht dran „glauben“...

    Klar: „irgendjemand“ will eine „Verschwörung“ anzetteln, und das Türkentum verunglimpfen...

     

    Und falls mal rauskommt, daß es Fakt ist, sind die Armenier doch selbst Schuld?, oder im Zweifel die Juden?

  • A
    Andre

    Mustafa:

    Nur weil Du keine historische Fachliteratur oder entsprechende Bücher kennst, heißt das nicht, dass es das dann nicht gegeben hat.

     

    Unter folgendem Link findest Du die Stellungnahme von Prof. Luchterhandt der Uni Hmburg zu diesem Thema für den Deutschen Bundestag.

    www.aga-onlinne.org/downloads/de/document/Stellungsnahme_Prof_Otto_Luchterhand.pdf

     

    Es gab auch schon Dokus im Fernsehen. Es liegen noch Hunderte Dokumente in den Archiven des Auswärtigen Amtes aus dieser Zeit vor und es gibt viele Fotobeweise und Zeugenaussagen von Menschen aus allen möglichen Ländern aus dieser Zeit.

     

    Der Völkermord ist einfach eine historische Tatsache. Die türkische Regierung will dem aber ausweichen. Dabei merkt sie gar nicht wie sie die Türkei damit immer mehr isoliert. Die Stärke eines Landes zeigt sich auch dadurch, dass es Fehler eingestehen kann. Deutschland ist ungeachtet kleiner Zänkereien heute mit allen seinen Nachbarn befreundet. Das ging nur durch die Anerkennung der Verbrechen während des zweiten Weltkrieges.

  • M
    mir

    @Mustafa: Wer glaubt, dass seine Ahnen frei von jeglicher Schuld sind ist blind.

  • M
    Mustafa

    Ich glaube noch immer das es das nicht gegeben hat irgendjemand will einfach eine türkenfeindliche Stimmung in Europa machen.

     

    Wenn ihr hunderprozentige Beweise für das "Massaker" habt dann zeigt sie mir und ich glaube es.

  • M
    Maria

    Schön dass es auch einige gibt die die Vergangenheit nicht verdrängen wollen sondern auf Versöhnung setzen.

     

    Man kann nur hoffen dass sich die Regierung dort ein Beispiel daran nimmt.