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Generali setzt Entschädigung aus

Der italienische Versicherungskonzern zieht sein 100-Millionen-Mark-Angebot zurück: Jüdische Organisationen wollen nicht auf weitere Forderungen verzichten  ■ Aus Rom Werner Raith

Die Gespräche seien „gestorben“, zitiert das Wall Street Journal den stellvertretenden Direktor der italienischen Versicherungsgesellschaft Generali, Guido Pastori. Das vor einem Monat gemachte Angebot von umgerechnet hundert Millionen Mark als Ersatz für nicht ausgezahlte Lebensversicherungen späterer Holocaust-Opfer gelte nicht mehr.

Befragt von der italienischen Tageszeitung La Repubblica, sah Pastori die Sache allerdings nicht mehr ganz so rigide: „Selbstverständlich“ bleibe man in der gemeinsamen Kommission von Betroffenen und den sechzehn europäischen Versicherungsgesellschaften, gegen die Shoa-Opfer aus den Vereinigten Staaten Klagen eingereicht haben: Man hoffe noch immer auf ein „gütliche Einigung“. So wie die Sache derzeit allerdings aussehe, stünden noch „höchst komplizierte Verhandlungen an“.

Der Hintergrund: Die Generali, bei der in den dreißiger und vierziger Jahren zahlreiche Juden und andere Verfolgte Lebensversicherungen abgeschlossen hatten, hatte sich als erstes Unternehmen bereit erklärt, Lebensversicherungen auch ohne den sonst notwendigen Totenschein auszuzahlen, der für im Konzentrationslager Ermordete oft einfach nicht beizubringen ist. Voraussetzung war jedoch, daß „die Sache danach endgültig bereinigt ist“, so Pastori, und das bedeutet, „daß sowohl der Staat Israel, sämtliche jüdischen Gemeinden wie auch alle sonstigen Vereinigungen von Shoa-Geschädigten auf weitere Forderungen und Prozesse verzichten“.

Doch genau das scheint nicht der Fall zu sein. Zahlreiche Organisationen sehen die 100 Millionen Mark als „Peanuts“ an, die meisten gehen von tatsächlichen Schadenssummen in Höhe von weit mehr als zwei Milliarden Mark aus. Im israelischen Parlament wächst die Fraktion derer, die derlei Angebote grundsätzlich zurückweisen möchten und nur bei einer hunderprozentigen Zahlung Abstandserklärungen zulassen wollen.

Dennoch kommt der plötzliche Rückzug der Generali eher unerwartet. Sprecher italienischer Opfervereinigungen vermuten, daß die Versicherungsgesellschaft unter starkem Druck anderer europäischer Konzerne steht, die ihrerseits noch keinerlei Angebot zur gütlichen Regelung der Ansprüche gemacht haben, und die mehrheitlich auf Zeit spielen. Kommende Woche soll die gemeinsame Kommission erneut zusammentreten – dann wird wohl auch die Generali präziser klären, wie sie fürderhin verfahren will.

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