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■ Das PortraitGeneral für Berlin

Soll für Ordnung in Berlin sorgen: Der neue Innensenator Jörg Schönbohm Foto: Sepp Spiegl

Der Zeitpunkt für die Präsentation war geschickt gewählt. „Wir mußten unseren Parteifreunden doch ein kleines Zuckerstück bieten“, meinte ein Vertrauter des Regierenden Bürgermeisters, als am Mittwoch abend der CDU-Parteitag nach unruhiger Debatte die Koalitionsvereinbarung gebilligt hatte. Das „Zuckerstück“, das Eberhard Diepgen zur Besänftigung des rechten Flügels präsentierte, glättete die Wogen auf dem rechten Flügel seiner Partei. Schließlich wird mit dem Ex-General Jörg Schönbohm ein Konservativer Nachfolger des scheidenden CDU-Hardliners Dieter Heckelmann im Innenressort. Der 58jährige Noch-Staatssekretär im Bonner Verteidigungsministerium war von Diepgen vor Weihnachten angesprochen worden. Seine Entscheidung zögerte er lange hinaus: Erst an diesem Montag, so hieß es aus CDU-Kreisen, habe der gebürtige Brandenburger fest zugesagt.

Schönbohm, der einst Lehrer für Geschichte und Philosophie werden wollte, gehört zur Gründungsgeneration der Bundeswehr. Nach seinem Eintritt 1957 wurde er zunächst Artillerist und arbeitete sich in den Folgejahren zielstrebig nach oben. 1992 bekleidete er kurzzeitig das Amt des Heeresinspekteurs. Doch schon bald wechselte er die Uniform gegen das zivile Grau eines Staatssekretärs für Sicherheitspolitik und Rüstung auf der Bonner Hardthöhe. Neben der Aufsicht über den größten Polizeiapparat der Republik – rund 30.000 – erhofft sich Diepgen von Schönbohm die Beschleunigung der Verwaltungsreform. Erfahrung im Umgang mit Bürokratien konnte Schönbohm ab Oktober 1990 als Befehlshaber des Territorialkommandos Ost sammeln. Unter seinem Kommando wurde fast lautlos die Nationale Volksarmee der DDR aufgelöst und ein Teil der Offiziere und Mannschaften in die Bundeswehr überführt. Innerhalb der CDU hat Schönbohm bislang keine große Rolle gespielt. Von Parteiarbeit, heißt es, habe er sich bislang ferngehalten. Beziehungen zur Berliner CDU-Spitze pflegt er allerdings seit längerem. Unter Verteidigungsminister Rupert Scholz, heute Mitglied des Landesvorstandes, wurde er 1989 Chef des Planungsstabes. Auch an Schöhnbohms literarischen Vorliebe dürften die Konservativen in der Berliner CDU Gefallen finden: Am liebsten liest er die Werke Ernst Jüngers. Severin Weiland

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