General-Motors-Chef tritt ab: Gnadenfrist für GM und Chrysler läuft
Der Chef von General Motors beugt sich der Obama-Regierung und tritt ab. Chrysler und GM müssen nun Sanierungskonzepte vorlegen. Opel bleibt vorerst liquide.
WASHINGTON taz Die Hilfe der US-Regierung für die Autoindustrie ist mit einem Preisschild versehen - und wird den Autobauern in Detroit mehr abverlangen als dem Bankensektor. So verkündete US-Präsident Barack Obama am Montag, dass seine Regierung den angeschlagenen Konzernen General Motors (GM) und Chrysler helfen werde, aber nur, wenn die Autobauer ein Ultimatum zur Überarbeitung ihrer eigenen Sanierungspläne einhielten.
Die von beiden Konzernen geforderten zusätzlichen 21 Milliarden Dollar Nothilfe würden einstweilen nicht ausgezahlt, hieß es. Beide Firmen haben bereits insgesamt 17,4 Milliarden Dollar Kredit aus Washington erhalten.
Die von Obama ins Weiße Haus berufene Expertengruppe zur Sanierung der US-Autoindustrie hatte sich zuvor für eine Insolvenz der Unternehmen ausgesprochen. Für GM und Chrysler sei ein geordnetes Insolvenzverfahren die "beste Chance", um sich unter staatlicher Aufsicht neu zu sortieren, hieß es in dem Expertenbericht. Die Unternehmen könnten sich dann leichter von Mitarbeitern trennen, um Kosten zu sparen, und wären vorübergehend vor den Geldforderungen anderer Firmen geschützt.
Das Weiße Haus selbst teilte mit, es sei zu dem Schluss gekommen, dass weder GM noch Chrysler überlebensfähig seien und dass die im Februar eingereichten Sanierungspläne der Überprüfung nicht standhielten. GM und Chrysler stehen damit vor dem Bankrott, falls sie die von der US-Regierung gesetzten Fristen nicht einhalten können.
Der Obama-Plan sagt GM noch 60 Tage Unterstützung der Regierung zu, bis dahin muss der weltumspannende Konzern umstrukturiert sein. Chrysler bekommt nur 30 Tage Zeit, dafür aber 6 Milliarden Dollar - mit der Auflage, dass die geplante Partnerschaft mit dem italienischen Fiat-Konzern fristgerecht unter Dach und Fach sein muss.
Die Italiener sollen 35 Prozent der Chrysler-Aktien erhalten und im Gegenzug ihr Know-how zu kleineren, sparsameren Autos bieten. Lediglich der dritte Detroiter Konzern Ford, der bisher allein durch die Krise navigieren will, steht nicht unter dem strengen Umstrukturierungsregime der Obama-Regierung.
Obama lässt GM-Chef Wagoner rauswerfen
Wie entschlossen die Obama-Regierung das Schicksal der Detroiter Konzerne in die eigenen Hände nimmt, zeigt der von ihr zur Bedingung gemachte Abgang von GM-Managers Rick Wagoner. Der Manager steht für harte Sanierungsprogramme, den Abbau tausender Jobs in den USA und Europa und Werksschließungen; aber auch den gigantischen Verlust von 80 Milliarden US-Dollar seit dem Jahr 2000, als Wagoner in die Führungsspitze aufstieg.
Ausgerechnet 2008, im Jahr des 100-jährigen Bestehens, verdrängte zudem der japanische Konkurrent Toyota den Traditionskonzern GM vom Platz des weltgrößten Autobauers.
Wenig gute Erinnerung an Wagoner haben auch die Opelaner. Ab 2004 strich er 9.500 Jobs der damals 32.000 Arbeitsplätze. Kritiker werfen Wagoner und den Chefs der anderen US-Autobauer vor, ihre Probleme selbst verschuldet zu haben. Die Hersteller hätten stur auf überdimensionierte Spritfresser gesetzt, anstatt energieeffiziente Modelle zu entwerfen. Dennoch kritisierten Wirtschaftsexperten Wagoners Rausschmiss als demonstrative Abstrafung.
Die US-Regierung wollte im Tagesverlauf Einzelheiten bekannt geben, wie sie die heimische Autoindustrie retten will. Davon hängt auch das weitere Schicksal der GM-Tochter Opel ab.
Der Betriebsrat von dessen Werk in Bochum fordert staatliche Hilfen in Höhe von 2,6 Milliarden Euro von der Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) zögerten zu lange, klare Aussagen zu treffen, sagte Betriebsratschef Rainer Einenkel.
Das Konzept des Opel-Aufsichtsrates liege der Bundesregierung vor. "Ich gehe davon aus, dass kein Werk in Europa geschlossen wird", sagte Einenkel am Montag nach einer Belegschaftsversammlung. Aufgrund der Abwrackprämie ist nach Angaben des Betriebsrates die Nachfrage nach Astra und Zafira in Bochum gestiegen. "Wir konnten bereits die Kurzarbeit verringern", sagte Einenkel.
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