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Gen-GemüseMais mit tödlichem Raupengift

Noch müssen sich die Anti-Gentech-Aktivisten mit MON 810 beschäftigen. Doch die Zulassung weiterer Genpflanzen ist absehbar.

Genmanipuliert oder nicht - das ist hier die Frage. Bild: dpa

BERLIN taz | Die selbsternannten Feldbefreier hatten es am Wochenende vor allem auf die Maissorte MON 810 abgesehen. Diese vom Biotechkonzern Monsanto entwickelte Pflanze ist derzeit die einzige gentechnisch veränderte Pflanzensorte, die in der Europäischen Union (EU) für den kommerziellen Anbau freigegeben ist.

Die EU-Zulassung von MON 810 erfolgte bereits 1998. In Deutschland darf MON 810 aber erst seit dem vergangenen Jahr aus wirtschaftlichen Gründen angebaut werden. Monsantos Gentechmais enthält unter anderem ein bakterielles Gen, das ein für Raupen tödliches Gift produziert - das sogenannte Bt-Toxin.

Die Pflanzen sollen so gegen Fraßschäden durch den Maiszünsler geschützt werden. Strittig ist, ob das in den Pflanzen gebildete Bt-Toxin nur gegen den Maiszünsler wirksam ist oder ob auch nützliche Insekten durch die Gentechpflanzen beeinträchtig werden.

Die bisher ungeklärten Auswirkungen auf die Umwelt sind auch der Grund dafür, dass Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) vor kurzem das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) anwies, den weiteren Vertrieb von MON 810 vorläufig zu untersagen.

Für die Gentechkritiker ist es jedoch nicht nachvollziehbar, warum die Verbotsanordnung nicht auch für die bereits auf den Feldern ausgesäten Maiskörner gilt. Dieser Mais darf trotz eingestandener Unkenntnis über die Umweltrisiken auf den Feldern bis zur Ernte stehen bleiben. Nach den Angaben des Standortregisters wird in Deutschland in diesem Jahr auf rund 2.685 Hektar der Gentechmais MON 810 angebaut. Von den dort aufgeführten 174 Standorten befinden sich die meisten in den östlichen Bundesländern: Brandenburg (61), Sachsen (34), Mecklenburg-Vorpommern (25) und Sachsen-Anhalt (15). Überhaupt keinen kommerziellen Gentechanbau gibt es hingegen in den drei Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen sowie im Bundesland Saarland.

Schon bald müssen sich die Aktivisten der "Gendreck-Weg-Kampagne" allerdings nicht mehr nur mit dem Monsanto-Genmais beschäftigen. Denn die EU-Kommission wird voraussichtlich die genmanipulierten Stärkekartoffeln der Sorte "Amflora" für den kommerziellen Anbau zulassen. Die dem Chemiekonzern BASF gehörenden Kartoffeln wachsen jetzt schon als Freisetzungsversuch deklariert auf rund 155 Hektar. 68 solcher "Freisetzungsexperimente" gibt es in Deutschland derzeit. Getestet werden dabei neben Mais und Kartoffeln noch Soja, Raps, Gerste und Winterweizen, deren Erbgut biotechnologisch verändert wurde. Insgesamt also ein großes Potenzial für künftige "Feldbefreiungen".

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