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Gema kassiert bei Neonazis abImmer noch zu billig

Neonazis haben eine Rechnung von der Gema bekommen, weil sie Musik aus „Der Rosarote Panther“ öffentlich abgespielt haben. Ist das alles?

Missbrauchte Ikone: Pink Pather. Bild: imago/entertainmentpictures Trail of the Pink Panther

Wie der Bayerische Rundfunk am Dienstag berichtete, sieht sich der Anmelder einer Neonazi-Demonstration nachträglich mit einem eher ungewöhnlichen Problem konfrontiert. Im Januar wurde auf der Veranstaltung in München über eine Lautsprecheranlage die Filmmelodie des Rosaroten Panther angespielt.

Die Rechteverwertungsgesellschaft Gema sieht darin eine gebührenpflichtige öffentliche Aufführung des Werkes des Komponisten Henry Mancini und hat dementsprechend eine Rechnung ausgestellt.

Daneben erklärte die Münchner Polizei, dass sie wegen des Verdachts der Billigung von Straftaten ermittle. Die Musik war schließlich auch auf dem Bekennervideo der Terrorgruppe NSU verwendet worden. Eine absichtliche heroisierende Bezugnahme auf die Mordserie zu vermuten, liegt für eine neonazistische Kundgebung nahe.

Auf einem Video der Demonstration ist das Stück deutlich zu hören. Zu sehen ist derweil das übliche Bild bei derartigen Aufmärschen. In voller Kampfmontur schützen Einsatzkräfte der Polizei das Recht der Neonazis auf freie Meinungsäußerung.

Von größeren Blockadeaktionen antifaschistischer Gruppen ist nichts bekannt, man darf jedoch annehmen, dass diese mit aller Härte beseitigt worden wären. Denn eines lehrt die Erfahrung der letzten Jahre: zivilgesellschaftliches Engagement gegen Naziaufmärsche ist nur in eng gesetzten Grenzen willkommen.

30,82 Euro

Die Grenzen des staatlichen Vertrauens in bürgerschaftliches Engagement kennen die per Funkzellenüberwachung zu Tausenden kriminalisierten Gegendemonstranten von Dresden. Auch der Jenaer Jugendpfarrer Lothar König ist mit diesen Grenzen konfrontiert. Seine antifaschistische Arbeit wurde mit Hausdurchsuchungen und Beschlagnahmen honoriert.

Verständlicherweise lässt die Nachricht von der GEMA-Rechnung für Nazis erst einmal schmunzeln. Sie erinnert aber auch daran, wie groß der Abstand zwischen den Absichtserklärungen einer nominell der Zivilgesellschaft verpflichteten Politik und der gesellschaftlichen Realität ist. Wer die Polizei auf die Straße schickt, um die Meinungsfreiheit der Nazis zu schützen, wird diese Meinungen auch zu hören bekommen.

Und die bewegen sich, kaum überraschend, nicht selten in der Nähe zum Verbrechen. Eine Gema-Rechnung scheint eine kaum angemessene Würdigung dieser Tatsache zu sein. 30,82 Euro sollen es sein, die der Anmelder zahlen muss. Das ist zu billig.

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17 Kommentare

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  • J
    joachim

    Hier kann man auch die Tatsachen zu dieser Demo nachlesen:

    http://www.sueddeutsche.de/muenchen/neonazi-demo-in-muenchen-rechtsradikale-spielen-paulchen-panther-1.1264213

     

    Ca. 700 Gegendemonstranten sind ein paar mehr als keiner und durchaus ist eine Blockade eine größere Aktion.. Sehr schlecht recherchiert

  • J
    Jemand

    Es gab sehr wohl größere Blockaden.

     

    Die Demonstration der Nazis wurde auf halber (?) Strecke blockiert, und sie wurden zum HBF zurück begleitet.

    Außerdem konnten sie erst verspätet und auf Alternativroute vom Bahnhof weggehen.

     

    QUELLE: War dabei

  • A
    Alex

    Auch Nazis haben Rechte - genauso wie die Antifa-Leute. So ist das halt mit Grundrechten. Immerhin besteht nach Art. 18 GG die Möglichkeit, die politisch relevanten Grundrechte aberkennen zu lassen.

  • R
    rudi

    Die GEMA ist in ihrer Konsequenz und Gnadenlosigkeit der Gestapo ähnlich.

  • G
    Gehtsnoch

    WTF?

    Man muss kein Unterstützer der Nazis sein, um dieses Vorgehen nicht zu verstehen.

     

    Wo soll das denn noch hinführen?

     

    Rechnungen an Fußballfans ("We are the ...")

    Kindergärten haben wir ja schon

    Wie sieht es eigentlich mit der Nationalhymne aus?

     

    Kopfschüttel...

     

    BTW - nettes captcha ("Gras") LOL

  • R
    Ärgerlich

    Diesen menschen verachtenden Paulchen Panther Remix sollten sich die Netzpolitiker der Grünen und Piraten, die sich für einen Entzug des Selbstbestimmungsrechts der Urheber über Ihr werk einsetzen, gut ansehen, und überlegen, dass vorallendingen sowas rechtsgültig dabei rauskommen wird, was derzeit von Netzleuten unter den Begriff " Remix" so niedlich positiv beschrieben wird. Wollt Ihr solchen Schund zukünftig wirklich rechtskonform machen?

  • C
    Copieur

    Ich schaue auf den Kalender, und muss feststellen, heute ist noch nicht den 1. April.

     

    Ich hätte trotzdem nie gedacht, dass die GEMA mir eines Tages irgendwie zu schmunzeln bringen würde.

  • K
    Kaimo

    Habt ihr keine anderen Sorgen, als eure ewige endlose "Neonazi"-Hysterie?

     

    Gibts nicht vielleicht auch mal wieder andere Themen als irgendwelche kleinen braunen Idioten?

     

    Leute, macht euch nicht lächerlich.

    Deutschland ist nicht kurz davor, in den Faschismus zurückzufallen.

    (Und nein, dass ich das hier schreibe, ist nicht etwa schon der Anfang davon)...

  • A
    anyway

    "Von größeren Blockadeaktionen antifaschistischer Gruppen ist nichts bekannt"

    Der Aufmarsch wurde nahe dem Sendlinger Tor blockiert.

  • E
    EnzoAduro

    Nette Bürokratenposse.

     

    Ich finde das ist eine Straftat mit der Panther-Melodie. Dafür sollte es ein Verfahren geben. Weil es Straftäter verherrlicht. Die Assoziationskette ist eindeutig.

     

    Die GEMA sollte nichts bekommen. Das Stück ist zu alt. Das zeigt doch die Lächerlichkeit des Uhrheberrechts. Wenn es nach der GEMA ging, dann hätten alle Autofirmen außer Daimler an Daimler bis zum Jahr 1999 (!) Lizenzgebühren zahlen müssen. Erst da war nähmlich Carl Benz' 70. Todestag.

     

    Das allein zeigt doch schon wie krank das System ist.

  • CK
    Claus Kistler

    Dass es sich beim Veranstalter, der diese Rechnung bekommen hat, um den einschlägig vorbestraften Neonazi NORMAN BORDIN handelt, hätte man schon noch erwähnen sollen!

  • S
    sophie

    ein wunderbares stilblüte im freistaat. die gema ist halt überall :)

  • AS
    Alder Schwede

    Sorry für das mehrfache abschicken, hatte überlesen, dass die Kommentare erst freigeschaltet werden müssen...

  • M
    MK4

    Reichen tut das natürlich nicht. Aber es schadet auch nicht dem Pack mit so einer GEMA-Sache noch eins reinzuwürgen!

  • T
    Tobias

    @Redaktion

     

    Bitte mal den Artikel überarbeiten, da sind ja noch haufen HTML Tags drin.

  • A
    anonymous

    Mich nervt ja hier dieser Bullshit über "die böse Polizei schützt die Nazis". Um meine Position klarzustellen: Aus meiner Sicht haben diese (braunen) Knallköpfe zu oft mit Farbverdünner gegurgelt und ich gehöre zu den letzten die es stören würde, wenn sich jeder NPD-Wähler in Luft auflöste.

     

    Was aber nichts daran ändert, dass auch diese eigentlich bemitleidenswerten ("eigentlich", wären sie nicht so gefährlich) Geschöpfe ein Recht darauf haben zu demonstrieren. Es ist die PFLICHT der Polizei eine Minderheit, die legal demonstriert, zu schützen.

     

    Da muss an ganz anderen Stellen was passieren; mehr Bildung, gerechtere Umverteilung der Vermögen etc. Dann kommt es bei vielen gar nicht so weit.

     

    Noch mal: Ich freue mich über jeden einzelnen, der sich auf der Gegendemo einsetzt und es gibt auch einige Polizisten, die ihren Auftrag falsch verstehen. (Und ich bin auch ein großer Beführworter der Polizei-Identifikationsnummer.) Aber Parolen wie "man darf jedoch annehmen, dass diese mit aller Härte beseitigt worden wären" gehen mir mittlerweile ebenso auf den Sack wie das braune Gesocks selber.

  • C
    Carsten

    "In voller Kampfmontur schützen Einsatzkräfte der Polizei das Recht der Neonazis auf freie Meinungsäußerung...Von größeren Blockadeaktionen antifaschistischer Gruppen ist nichts bekannt, man darf jedoch annehmen, dass diese mit aller Härte beseitigt worden wären. Denn eines lehrt die Erfahrung der letzten Jahre: zivilgesellschaftliches Engagement gegen Naziaufmärsche ist nur in eng gesetzten Grenzen willkommen"

     

    Ja schlimm. Am besten gleich alle Nazis vergasen.