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Geht er oder geht er nicht?

Eigentlich möchte Wolfgang Wieland noch einmal als grüner Fraktionschef antreten. Doch viele Abgeordnete können sich neben Sibyll Klotz auch Volker Ratzmann in einer Doppelspitze vorstellen

von UWE RADA

Wie jung ist Grün, wie grün ist jung? Noch vor den Wahlen galt es bei den Grünen als abgemacht, dass an der Spitze der neuen Abgeordnetenhausfraktion ein Generationswechsel ansteht. Doch nun will es Exjustizsenator Wolfgang Wieland (53), noch einmal wissen. „Wenn wir uns wieder für eine Doppelspitze entscheiden, werde ich wohl kandidieren“, sagte Wieland der taz.

Einer in der Fraktion wird das gar nicht gerne hören. Zwar ist Volker Ratzmann als Parlamentarier noch ein Neuling, ein Greenhorn ist er aber noch lange nicht. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Strafverteidiger und als einer der wesentlichen Verhandlungsführer bei den Ampelgesprächen galt der 41-Jährige schon als heißer Favorit für die grüne Fraktionsspitze. Doch nach seinem Aus als Justizsenator fällt es Wolfgang Wieland offenbar schwer, in die zweite Reihe zurückzutreten. In der grünen Fraktion hängt deshalb vor der Klausur am Freitag und Sonnabend der Haussegen schief.

„Es gibt Argumente für eine schnelle Verjüngung“, gibt sich die bislang alleinige Fraktionschefin Sibyll Klotz sibyllinisch. „Es gibt aber auch Argumente, im Wahljahr noch einmal Alt und Jung zu bündeln.“ Der bisherige Fraktionsvorstand werde sich bemühen, zum Beginn der Klausur eine einvernehmliche Lösung vorzuschlagen. Klotz räumte aber auch ein, dass es zu keiner Einigung kommen könne.

Noch hat in der Fraktion keiner den Fehdehandschuh hingeworfen, und auch Volker Ratzmann gibt sich loyal. Er werde nicht gegen Wolfgang Wieland in einer Kampfkandidatur antreten, sagt der Kandidat in spe. Ratzmann war nicht zuletzt aufgrund des Engagements von Wieland ins Abgeordnetenhaus gekommen.

Doch hinter den Kulissen rumort es bereits. Viele Abgeordnete fragen bereits rhetorisch, welches Signal der Erneuerung von einer erneuten Wahl Wielands zum Fraktionsvorsitzenden ausgehen würde. „Gäbe es eine Kampfabstimmung“, sagte gestern ein Abgeordneter der taz, „dann hätte Ratzmann die weitaus besseren Chancen.“ Das gelte nicht nur für die linken Abgeordneten, zu denen Ratzmann gezählt wird, sondern auch für die Realos. Ein Vertreter des Realo-Flügels bestätigt das. „Ratzmann genießt auf allen Seiten großes Vertrauen.“

Das findet auch Adrienne Goehler. Als bislang Einzige hat sich die – allerdings parteilose – grüne Exkultursenatorin offen für eine Doppelspitze Klotz/Ratzmann ausgesprochen. „Das wäre ein Duo, das die Fraktion und die Grünen nach vorne bringen könnte“, sagte Goehler gestern der taz. Die Erfahrungen von Wieland müssten aber unbedingt im mehrköpfigen Fraktionsvorstand genutzt werden.

Bis zum Beginn der Klausur herrscht also noch Gesprächsbedarf – vor allem mit Wolfgang Wieland. Ein anderer, der auch gern Fraktionsvorsitzender werden würde, gilt allerdings schon jetzt als chancenlos: der Verkehrspolitiker Michael Cramer, 51 Jahre alt und bereits seit 1989 im Abgeordnetenhaus.

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