■ Soundcheck: Gehört: Rammstein
Gehört: Rammstein. Eingeölte Männeroberkörper, ausrasierte Nacken, rollende Rs, soldatische Gestik und eine heldische Metaphernwelt: Um auf so was zu stehen, muß man kein Nazi sein, wie am Mittwoch 1400 Fans der Schweriner Gruppe Rammstein in der Großen Freiheit 36 unter Beweis stellten. Deutsche Arbeitnehmer wollen zur mentalen Reproduktion zeitgemäßen Metall hören, so die Devise, und zeitgemäß heißt: Weg mit den drogenverseuchten Langhaarigen, wir stehen auf gesunde Typen mit Stehvermögen und entschlossenem Blick, die unsere täglichen Mühen an der Kraftmaschine zu göttlichem Ringen stilisieren können. Fitneß und Ficken ist alles, was uns bleibt. Bei Ramm-stein sieht das aus wie ein muskelbepackter Fantasy-Comic zum Mitgröhlen.
Das Publikum rekrutierte sich aus Unmengen von Türstehern, Angestellten von Sicherheitsfirmen und haarschwingenden Elsen im Lacklederkorsett. Was sie sahen und liebten, war eine Mischung aus Teutonia Dream Boys und Prong-Gestampf, dazu ein bißchen Leibach, D.A.F. und jede Menge Budenzauber, Feuerwerk und Schwanzpathos. Die Oberarme und Unterbäuche waren echt, die drei Liter Wasser jedoch, die der Sänger während des Rammstein-Klassikers „Bück dich“aus einem rosigen Plastikpimmel in die Menge plätschern ließ, sahen eher nach Pipi aus als nach Ejakulat.
Christoph Twickel
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