: Geheimer Pragmatiker
CIA-Chef George Tenet soll den israelisch-palästinensischen Sicherheitsausschuss moderieren
George Tenet war der fünfte Chef der CIA in fünf Jahren: 1997 nominierte ihn US-Präsident Bill Clinton für den Posten des CIA-Direktors. Der US-Geheimdienst war durch allerlei Skandale angeschlagen; Ziel des damals 44-jährigen Tenet war es daher, das Image der CIA gründlich aufzupolieren. Dazu wollte er neue Technologien und Arbeitsweisen einführen, die aus der Privatwirtschaft stammen. Dieses Konzept überzeugte auch den republikanisch dominierten Senat: Er unterstützte Tenets Nominierung einstimmig, nachdem er Clintons ursprünglichen Kandidaten, den damaligen Sicherheitsberater Antony Lake, noch abgelehnt hatte.
Inzwischen ist es um die CIA recht ruhig geworden – Tenet hat sein Ziel also erreicht. Der CIA-Direktor gilt als parteipolitisch ungebundener Pragmatiker aus dem Apparat. Zwar hatte der gebürtige New Yorker seine politische Karriere Anfang der 80er-Jahre als Mitarbeiter des republikanischen Senators John Heinz begonnen. Doch war schon ab 1985 als Beauftragter des demokratischen Senators Patrick Leahy tätig, der damals als stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstsonderausschusses des Senats amtierte. Nach Bill Clintons Wahlsieg 1992 gehörte Tenet zum so genannten Übergangsstab, bis Clinton 1993 sein Präsidentenamt offiziell übernahm. Anschließend stieg Tenet zum Sonderberater des Präsidenten auf und wurde ranghöchster Direktor für nachrichtendienstliche Programme im Nationalen Sicherheitsrat.
Jetzt übernimmt George Tenet den Vorsitz bei den Konferenzen der israelischen und palästinensischen Sicherheitsexperten und Militärs, die sich als neuer ständiger Sicherheitsausschuss konstituieren sollen. Tenet hat Erfahrung im Nahen Osten: Schon seit 1998 ist der CIA-Chef an den Verhandlungen um den Friedensprozess beteiligt. So hat er den Entwurf für die Sicherheitsabsprache zwischen dem damaligen israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und Palästinenserchef Jassir Arafat formuliert; er wurde von beiden beauftragt, die Einhaltung zu überprüfen.
Bis heute gehört Tenet zum engsten Stab der US-Diplomatie im Nahen Osten. Gemeinsam mit Außenministerin Madeleine Albright und Präsident Clinton versuchte er, die jüngsten Camp-David-Verhandlungen doch noch zum Erfolg zu führen. Er verbrachte lange Nächte mit dem Versuch, den verärgerten Jassir Arafat umzustimmen. Dass beide Seiten Tenet auch heute als Moderator akzeptieren, spricht dafür, dass seine Rolle in den vorherigen Verhandlungen als konstruktiv angesehen wurde. BERND PICKERT
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