Gehackte E-Mails von CIA-Chef öffentlich: Aus „Protest gegen die Außenpolitik“
Ein Hacker will sich Zugang zum E-Mail-Konto von CIA-Chef John Brennan verschafft haben. In den Dokumenten geht es um Folter und die Iran-Politik.
Das Material wurde offenbar von einem Hacker aus Brennans Account abgefischt. Offen blieb zunächst, ob durch die Veröffentlichung des Fragebogens zu seiner Sicherheitsprüfung auch geheime Informationen zur nationalen Sicherheit in Umlauf gerieten.
Als mutmaßlicher Hacker gab sich ein Mann zu erkennen, der sich im Gespräch mit der Zeitung The New York Post als Schüler vorstellte, der mit seiner Cyberattacke gegen die US-Außenpolitik protestieren wollte. Dazu habe er sich als Mitarbeiter der Telekommunikationsfirma Verizon ausgegeben und so einen anderen Angestellten dazu gebracht, Informationen über Brennans Konto preiszugeben.
Alle enthüllten Dokumente stammen aus der Zeit vor 2009, also bevor Brennan als Anti-Terror-Berater ins Weißen Haus kam. Für den Posten reichte er zuvor einen Antrag auf Sicherheitsüberprüfung ein. In dem gehackten Dokument finden sich neben der Sozialversicherungsnummer seiner Frau auch Namen von früheren Kollegen, mit denen Brennan im Lauf seiner langen Karriere bei der CIA zusammenarbeitete, ehe er Mitte der Nullerjahre vorübergehend in den Privatsektor wechselte.
Notizen für den Präsidenten
In einem Abschnitt des Fragebogens verweist Brennan im August 2007 auf seine ausländischen Kontakte. Erwähnung findet unter anderem sein Kollege Alan Lovell, ein Mitarbeiter in der britischen Botschaft in Washington. Mittlerweile arbeitet er laut seinem LinkedIn-Profils im Verteidigungsministerium in London.
Eine nach Obamas Wahlsieg im Jahr 2009 verfasste Notiz Brennans, die offenbar für den Präsidenten gedacht war, beschäftigt sich mit dem Umgang mit dem Iran. Der damalige Berater warb für eine pragmatische Herangehensweise nach dem Motto Zuckerbrot und Peitsche, derer sich die US-Regierung letztlich zum Teil bedienen sollte, um Teheran zu Verhandlungen über eine Zähmung seines Atomprogramms zu bewegen.
„Die USA haben keine andere Wahl als Wege zur Koexistenz zu finden – und mit Teheran auszukommen, ganz egal welche Regierung dort an der Macht ist“, schrieb Brennan. Doch auch der Iran werde mit den USA „auskommen“ müssen. Denn die Möglichkeiten Teherans zur Förderung seiner politischen und wirtschaftlichen Interessen hingen von einem nichtfeindlichen Verhältnis mit dem Westen ab. In der Notiz findet sich zudem Kritik an Obamas Vorgänger George W. Bush. „Unbegründet“ habe dieser den Iran als Teil der weltweiten „Achse des Bösen“ gebrandmarkt, schrieb Brennan.
Zu den mutmaßlich gehackten Dokumenten zählt ein auf 2008 datiertes Schreiben des damaligen republikanischen Senators Kit Bond. Dieser erläutert Kollegen darin seinen Vorschlag, wonach die umstrittenen CIA-Verhörpraktiken nicht so stark eingeschränkt werden sollten wie es im Handbuch des US-Militärs vorgeschrieben wäre. Warum Bonds Brief im Besitz von Brennan war, ist unklar. Der heutige CIA-Chef hat die brutalen Verhörmethoden des US-Auslandsgeheimdiensts zwar als Mittel zur Gewinnung wertvoller Informationen verteidigt, zugleich aber den Beschluss Obamas zum Verbot der Praktiken unterstützt.
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