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Gegendemo"Unser Kreuz hat keine Haken"

Mobilisierung gegen den Nazi- Aufmarsch am 2. Juni.

Hamburgs SPD-Regierung sowie Kirchen, Gewerkschaften und Verbände haben gestern zur Demonstration auf dem Rathausmarkt gegen den geplanten Aufmarsch der Neonazis am 2. Juni in Hamburg aufgerufen. Das Motto lautet: „Hamburg bekennt Farbe“.

„Hier ist kein Platz für Rassismus und für die, die ihn schüren wollen“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) und forderte „Vielfalt statt Einfalt“. Veit geht davon aus, dass „es voll wird“ auf dem Rathausmarkt: „Wenn Feinde von Freiheit und Demokratie durch unsere Stadt ziehen, kann niemand sagen: Das geht mich nichts an!“

Auch Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) sagte, Hamburg dürfe sich den Neonazi-Aufmarsch „nicht gefallen lassen“. Von den rund 1,8 Millionen HamburgerInnen hätten etwa 400.000 einen Zuwanderungshintergrund.

Der Vorsitzende des DGB Nord, Uwe Polkaehn, erinnerte daran, dass vor fast achtzig Jahren das Gewerkschaftshaus am Besenbinderhot von SA und SS gestürmt worden sei und anschließend Gewerkschaftsmitglieder ermordet wurden. Deshalb sei es eine „offene Provokation, dass die von den Neonazis angemeldete Demoroute hier vorbeiführe“. Dem werde man sich „aktiv und friedlich entgegenstellen“.

Ähnlich äußerten sich der Präsident des Hamburger Sportbunds, Günter Ploß, und die Bischöfin der Nordelbischen Kirche, Kirsten Fehrs. „Unser Kreuz hat keine Haken“, sagte die Kirchenfrau und rief alle Gläubigen auf, an der Demonstration teilzunehmen.

Das Programm der um 11 Uhr beginnenden und um 16.30 Uhr endenden Kundgebung ist unter www.hamburg.de/hamburg-bekennt-farbe nachzulesen. Mit dabei sind unter anderem Harry Rowohlt, Abi Wallenstein und die Hip Hop Academy.  

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2 Kommentare

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  • S
    Sue

    Als ich die Route sah, lag ich vor Lachen fast auf dem Boden.

  • J
    Jakobus

    Liebe Frau Fehrs, damit das mal gleich klar ist:

    ein Kreuz ist ein Kreuz. Auch das eiserne Kreuz z.B. hat keine Haken, aber eine blutige deutsche Tradition.

     

    Um aus Millionen Christen überzeugte Nazis zu machen, bedurfte es nur ein wenig Propaganda. Die zweitausendjährige Christianisierung war damit einfach weggewischt. Geschlossene SA-Einheiten in Uniform während des Gottesdienstes waren damals keine Seltenheit, ebensowenig wie die deutschnationale politische Ausrichtung vieler Pastoren, die sich den "neuen" Verhältnissen überraschend geschmeidig und ohne jeden Gedanken an Widerstand anpassten. Auch in Hamburg übrigens.

     

    Dass die Evangelen nun offiziell mit zur aktuellen NeoNazi-Blockade mobilisieren, ist sicher nützlich.

     

    Wichtiger wäre, das in der ev. Kirche endlich mal offene Worte darüber gesprochen werden, welche falschen Grundhaltungen das massenhafte braune Überfärben der vermeintlich tiefgläubigen Christen überhaupt ermöglichten.

    Das dummerhaftige Hirten-/Schäfchengehabe z.B. hat den Nazis die Faschisierung der Kirche sehr erleichtert, denn man brauchte nur die Hirten zu impfen und schon liefen Millionen menschliche Schäfchen brav hinterher.

     

    Wenn Sie also in Zukunft den Anspruch erheben wollen, die Religion tauge überhaupt dazu, Christen gegen faschistische Einflüsse zu immunisieren, dann müssen erstmal Schlüsse aus den Erfahrungen gezogen und grundlegende Veränderungen eingeleitet werden.

    Mit strukturkonservativem dauerhaften Beschweigen des staatskirchlichen Gesamtversagens - bei gleichzeitigem Jubel über zahlenmässig geringe Ausnahmen Einzelner - ist es eben nicht getan.

    Daher rührt auch der jahrzehntelange moralische Autoritätsverlust der Kirchenfunktionäre. Wenn Sie sich den Abgründen Ihrer Geschichte nicht wirklich öffnen, werden Sie in Zukunft nicht bestehen.

     

    Kommen Sie zwischen zwei Stoßgebeten endlich mal vom Glauben zum Wissen !