Gegen wen „Die Rechte“ in Goslar aufmarschiert: Feindbild Bürgermeister
Für manche ist er ein „Volksverräter“: Mit der Aussage, mehr Flüchtlinge aufnehmen zu wollen, ist Oliver Junk, Oberbürgermeister im südniedersächsischen Goslar, in manchen Augen einer von denen geworden, die das deutsche Volk durch „fremdländische“ Zuwanderer austauschen wollen. Immerhin hatte die CDU erklärt, dass die Stadt „ohne Zuwanderung keine Chance“ habe gegen den demografischen Wandel. Am Samstag will nun „Die Rechte“ in Goslar aufmarschieren.
Von 14 bis 18 Uhr will die Partei um den Hamburger Neonazi Christian Worch vor dem Bahnhof eine Kundgebung abhalten. Gegründet hatte Worch sie mit ehemaligen DVU-Mitgliedern zu Pfingsten 2012. Laut Worch ist ihr Name „der größte Aktivposten der Partei“: Dem „Normalbürger“ könnten Berührungsängste genommen werden, so das Kalkül: „Wenn es eine Linke gibt, sollte es folgerichtig auch eine Rechte geben.“ Heute hat „Die Rechte“ mit rund 500 Mitgliedern den größten Zulauf allerdings von aktionistischen und militanten Rechtsextremen. Den ersten Landesverband gründeten „Autonome Nationalisten“ aus gerade verbotenen Kameradschaften in Nordrhein-Westfalen.
Im März war „Die Rechte“ wegen der „Überfremdung“ in Hildesheim aufmarschiert, woran knapp 80 Anhänger teilnehmen mochten: die Parteistrukturen in Niedersachsen belasten allerlei interne Querelen. Nach den Vorgängen im sächsischen Heidenau allerdings gibt man sich ermutigt.
arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland
„Dass Oberbürgermeister Junk zur Zielscheibe für Rechte wurde, war leider nur eine Frage der Zeit“, sagt Julia Willie Hamburg, Landtagsabgeordnete der Grünen. „Wir wollen am Sonnabend zeigen, dass Kommunalpolitiker keine Angst vor dem rechten Mob und seinen Einschüchterungsversuchen haben müssen.“ Der Protest gegen „Die Rechte“ beginnt um 13 Uhr vor dem alten Standesamt, Rosentorstraße.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen