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Gegen Muslime in ParisEine provokative rechte Schweinerei

Rechtsradikale wollen in einem überwiegend von Muslimen bewohnten Pariser Bezirk eine Party zu Ehren des Weines und der Schweinswurst feiern. Der Pariser Bürgermeister untersagt das Vorhaben.

Gefällt den Initiatoren von "Saucisson et pinard" gar nicht: Das französische Viertel Goutte d'Or. Bild: screenshot/youtube

PARIS taz | Gemütlich und volkstümlich soll es am Freitagabend bei einer Facebook-Party im Pariser Viertel "Goutte d'Or" werden. Die Organisatorin, eine gewisse Sylvie François, stellt sich als "bodenständige" einheimische Pariserin vor. Auf den ersten Blick könnte man noch meinen, so eine Party sei doch ein tolle Idee. Ein saugute sogar, wird da doch von Beginn weg klargemacht, dass die Schweinswurst zu Ehren kommen soll. Ebenso der Wein aus heimatlichen Reben: "Saucisson et pinard" ist das Thema des Aperitifs. Erst der Ort des Treffpunkts verrät die Hintergedanken. Und die Art und Weise, wie auf inzwischen aufgetauchten Plakaten die beiden S von "SauciSSon" kursiv hervorgehoben wurden, macht zumindest stutzig.

Die Bevölkerung im "La Goutte d'Or" hat einen hohen Anteil an Immigranten aus Afrika. In diesem traditionellen Arbeiterviertel unweit von Montmartre gibt es Halal-Metzgereien, die den islamischen Regeln konformes Fleisch anbieten, und Moscheen, die am Freitag von Gläubigen überfüllt sind.

Genau das stört die Organisatorin des Trinkgelages, hinter der in Wirklichkeit die rechtsextreme Gruppe "Bloc Identitaire" steckt: "Die Rue Myrrha und andere Straßen des Quartiers sind vor allem am Freitag von entschiedenen Feinden unserer einheimischen Weine und Wurstwaren besetzt." Ausgerechnet in diesem von Emile Zola verewigten Quartier, das seinen Namen einer volkstümlichen Bezeichnung für Weißwein verdanke, würden heute Alkoholkonsumenten und Frauen ohne Schleier schief angeguckt.

Das geplante gesellige Beisammensein entpuppt sich als gezielte politische Schweinerei. Am Tag ihres Gebets sollen die Muslime mit dem verbotenen Schweinefleisch und Alkohol vor den Moscheen herausgefordert werden. Die Rechtsextremisten wollen so gegen eine "Islamisierung" demonstrieren, die ihnen als Feindbild für ihre xenophobe Hasskampagne dient. Und eventuelle gewaltsame Zwischenfälle kämen diesen Provokateuren nur gelegen.

Als Reaktion darauf wollen Muslime, Juden und diverse Antirassisten einen Gegen-Aperitif organisieren. Angesichts der Gefahr, dass am Ende die einen und anderen mit Schweinshaxen oder Lammkeulen aufeinander losgehen, hat der Pariser Bürgermeister ein einstweiliges Verbot erlassen. Diesen Entscheid lassen die rechtsradikalen Initiatoren der Party in der "Goutte d'Or" von Anwälten anfechten.

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12 Kommentare

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  • W
    Willy

    "Am Tag ihres Gebets sollen die Muslime mit dem verbotenen Schweinefleisch und Alkohol vor den Moscheen herausgefordert werden."

     

    Ich wusste noch garnicht, dass Schweinefleisch und Alkohol in Frankreich verboten sind? Oder hat der Autor da unter der Hand einfach mal die islamische Scharia zum französischen Gesetz gemacht?

  • K
    kai

    @Beobachter: uuups, Herr Beobachter, in welchem Zustand haben Sie denn ihren Kommentar gebrabbelt? Sie sollten prophylaktisch mal ausspannen.

  • HS
    Hans Stoffel

    Also, bei dem Artikel "Unkoscheres Essen in Israel - Die heilige Wurst" ging es darum, das Aktivisten am Shabbat vor den Eingängen der Synagogen Spanferkel grillen wollen - um den Gläubigen auf dem Weg zum und vom Shabbat-Gebet das Ergebnis ihrer Grillkunst unter die Nase zu halten und es ihnen offensiv aufzudrängen?

     

    Ach nein, es ging um etwas ganz anderes? Dann versuchen hier wohl einige durch unpassende Vergleiche der taz-Redaktion etwas zu unterstellen, was sicherlich nicht der Fall ist? Denn sonst müsste man ja nicht so unpassende Vergleiche produzieren und hoffen, das es keinem auffällt, oder?

     

    Es grüßt Euch: Stoffel

  • G
    Geschickt

    Alkohol und Schweinswurst sind harmlos.

     

    Die Muslime sind tolerant und friedliebend.

     

    Ich verstehe das Problem nicht.

  • D
    dubois

    Der Multikulturalismus ist grundsaetzlich falsch:

    er hat nur eine kulturelle Nivellierung gebracht. Ganz zu Gunsten der entsprechenden Produktpalette der Grosskonzerne. Jeder Chinese und jeder Deutsche kann jetzt ueberall auf der Welt sein und dort seinen Doppelwhopper fressen. Keine kulturellen Barrieren mehr und keine regionalen Produkte die teuer zu produzieren sind und deshalb die Profitrate druecken.

    Wo in Paris gibt es noch "typische" franzoesische Kueche mit saucisson und Wein zu einem ZIVILEN Preis?

    Dass genau die Linke diesen kapitalistischen Betrug des Multikapitalismus unterstuetzt ist geradezu phantastisch!

    Es gibt ein Recht, in der rue Myrrha saucisson zu essen. Das sage ich als Vegetarier.

  • B
    Beobachter

    Ach wie schön, wie viele Pseudo-Demokraten sich hier tummeln. Eigentlich trifft verkappte, verbohrte und engstirnige Rechte besser zu.

     

    Ich bin selbst Agnostiker und scharfer Religionskritiker, aber was sich da in Paris abspielt hat nichts mit Demokratie und Religionskritik zu tun. Hier geht es alleine um rechte Provokation und Polarisierung. Keiner von meinen Vor-Schreibern ist ein wirklicher Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Es sind einfach plumpe und verkappte Xenophobe oder Rechtsradikale. Macht euch nichts vor, IHR STEHT NICHT FÜR DAS AUFGEKLÄRTE HUMANISTISCHE EUROPA, sondern genau für das Gegenteil...

  • MN
    mein name

    Ich finde es sehr fragwürdig, eine prinzipiell legale Veranstaltung auf öffentlichem Boden zu verteufeln, weil etwaige Anlieger das zum Anlass für Gewalt und Randale nehmen könnten.

     

    Ich frage mich, wie viele Menschen auch in dem Viertel leben, die nicht in die Gruppe fallen, die sich potentiell an der Aktion stoßen könnte. Durch diese Aktion werden ihnen doch im Grunde ihre Freiheitsrechten beschränkt, weil man eine spezifische Anwohnergruppe übervorteilt.

     

     

    Und diese Aussage gilt *sogar*, wenn es - wie ihr behauptet - seinen Hintergrund im Rechtsextremen hat. Sofern das ganze nicht in illegale Dinge ausufert hat es nicht verboten zu sein.

    Und solange das ganze legal bleibt hat niemand dagegen gewalttätig anzugehen. So funktioniert ein moderner Rechtsstaat nicht.

  • F
    Florentine

    Zitat aus dem Artikel: Im Viertel "...würden heute Alkoholkonsumenten und Frauen ohne Schleier schief angeguckt."

    Was sagt die taz zu dieser Schweinerei? Vor allem, da die westlichen Frauenbefreier in Afghanistan ja genau deshalb dort Krieg führen-zur Frauenbefreiung. Und dann dürfen mitten in Paris ohne taz'scher Empörung Frauen OHNE Schleier schief angeguckt werden?

    Die taz als 'Kampfblatt' gegen die westliche Aufklärung, für die Islamisierung der westlichen Kulturen? Sozusagen für das 'her mit der Burka'-Prinzip? Ts,ts,ts...

    P.S.: tragen die Burka-Fans in der taz nun eigentlich wirklich Burka?

  • G
    grafinger

    Seltsam, der Tenor des Artikels "Unkoscheres Essen in Israel - Die heilige Wurst" ist ein ganz ein anderer.

    Honi soit qiu mal y pense...

  • D
    denninger

    Nanu,

    seit wann ist für die taz die Provokation koservativer Spießer denn eine "politische Schweinerei" mit welcher "herausgefordert" werden soll und "eventuelle gewaltsame Zwischenfälle" durch diese "Provokateuren" initiiert werden sollen?

    Ach so, pardon, es handelt sich ja um Moslems, die dürfen natürlich unter Anwendung jeglicher Mittel ihrer Umgebung das Essen von Schweinefleich und das Trinken von Alkohol verbieten. Und der Anblick von Bratwurst und Weinglas ist natürlich unerträglich und darf mit Bürgerkrieg beantwortet werden.

    Steht die taz eigentlich noch für Demokratie, Bürgerrechte und Pluralismus oder ist taz jetzt kritiklos "multikulturell"?

    Nein, ich mache mir keine Hoffnungen, dass dieser Kommentar veröffentlicht wird, ge"kürzt" wird bei Euch ja inzwischen auch hemmungslos.

    Quo Vadis, taz?

  • L
    luc

    Seitenbemerkung: Nicht der Buergermeister sondern die Polizei (la préfecture) hat saemtliche Treffen in der Gegend an diesem Tag untersagt. Préfecture kann man auch als Lokalverwaltung uebersetzen, hat aber nichts mit dem lokal gewaehltem Buergermeister zu tun, sondern der préfet wird vom Praesidenten (Sarkozy) ernannt.

  • DF
    Dr. Frank Berghaus

    1) Die "gewisse" Sylvie François ist Redakteurin bei Riposte Laïque, einem Magazin, dass sich für die Beibehaltung der Trennung von Staat und Kirche einsetzt, weshalb es von der extremen Rechten immer wieder verteufelt wird.

    2) Gegen dieses verfassungsmässige Gebot wird von den salafistischen Moslems im Quartier La Goutte d'Or jeden Freitag in eklatanter Weise verstossen. Das ist eine permanente Provokation und Machtdemonstration, gegen die sich die örtliche Präfektur als hilflos erweist.

    3) Dagegen hat unter dem symbolträchtigen Datum 18.06 (1940 de Gaulles Aufruf an die Franzosen, sich den faschistischen Besatzern nicht zu ergeben) Mme. François aufgerufen, so zu sagen eine Renaissance der Résistance gegen die moslemischen Besatzer des Quartier.

    4) Auf diesen Zug sind dann erst die Rechtsextremen wie SOS racisme aufgesprungen mit ihrer Gegenaktion halal - thé à la menthe.

    5) Nur wegen dieser geplanten Gegendemonstration hat die Präfektur das Apéro géant verboten, weil man Stunk befürchtete.

     

    Auch die TAZ als linkes Blatt kann nicht von der Verpflichtung entbunden werden, an dieser Stelle etwas sauberer zu recherchieren. Selbst die SZ mit dem reisserischen Titel "Kreuzzug mit Schwein und Wein" war hier noch sachlicher.