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Gefundenes Fressen

■ Momper will Streit mit Kohl beenden / „Schlagabtausch“ zwischen Bonn und Berlin sei schädlich für Berlin

Jetzt will er sich wieder mit Bundeskanzler Kohl vertragen, der Regierende Bürgermeister Walter Momper. In einem Brief an Kohl bot er gestern ein „gemeinsames Gespräch zu jedem Ihnen genehmen Zeitpunkt“ an. Wer wen eingeladen oder nicht eingeladen, besucht oder nicht besucht hatte, war zuvor einige Tage lang Gegenstand eines heftigen Streits zwischen Bonn und Berlin. Kohl möge doch „dafür Sorge tragen, daß ein Schlußstrich unter diese Auseinandersetzung gezogen wird“, schrieb Momper gestern nach Bonn - und schob Kohl damit gleichzeitig die Verantwortung für die besuchsdiplomatischen Verwicklungen zu.

Zu dem Streit war es, wie berichtet, gekommen, weil Kohl zu einem Essen für den US-Präsidenten Bush den Ex-Regierenden Diepgen (CDU), nicht aber Momper eingeladen hatte. Im Bundestag rechtfertigte sich Kohl gestern mit den Worten, er sehe „keinen Grund, den Vorsteher eines Senats einzuladen, dessen Mitglieder in grober Weise den amerikanischen Präsidenten beleidigt haben“. Momper schrieb zurück, diese Äußerung sei ihm „völlig unverständlich“, schließlich hätten der Senat und die Koalitionsfraktionen die Einladung an Bush begrüßt. In seinem proamerikanischen Übereifer hatte Kohl übersehen, daß nur der AL-Politiker und Nicht-Senator Christian Ströbele in einem taz-Interview erklärt hatte, Bush sei „zur Zeit kein willkommener Gast in Berlin“.

Momper hatte sich schon am Mittwoch beklagt, die früher selbstverständliche Aufmerksamkeit für Berlin nehme in Bonn aus parteipolitischem Interesse ab. Kanzleramtsminister Seiters (CDU) hatte daraufhin Momper gescholten, er habe es bis heute nicht für nötig gehalten, dem Kanzler einen Antrittsbesuch abzustatten.

Dieser „höchst unglückliche Schlagabtausch“ sei „für unsere Stadt schädlich“, schrieb Momper an Kohl. Die Bonner CDU wolle mit dem Streit wohl den Europawahlkampf anheizen, durfte unterdessen Senatssprecherin Kiele (AL) verbreiten.

hmt

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