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Geflüchtetenunterkunft in LichtenbergDie ­Erzählung vom Luxushotel

Die Geflüchtetenunterkunft im Hotel City East in Lichtenberg hat ihren Betrieb aufgenommen. Statt Luxus ist hier nur Mindestaustattung zu finden.

Alt, brutal, nicht sehr gutaussehend: das City East Hotel in Lichtenberg Foto: dpa

Berlin taz | Doppelstockbetten aus Alu, graue Spinde, ein schlichter Tisch, vier Stühle: Die Zimmer im Hotel City East an der Landsberger Allee in Lichtenberg erinnern mittlerweile eher an Jugendherberge als an ein Hotel der gehobenen Klasse. Auf einem Reiseportal war das Hotel immerhin mal mit soliden 7,4 von 10 Sternen bewertet. „Es hat seinen Zweck erfüllt“, schrieb ein Gast im Oktober 2024 als das Hotel noch im regulären Gästebetrieb war.

Mittlerweile sind hier Geflüchtete untergebracht und die Hotelzimmer vollständig entkernt. Wo bis vor Kurzem noch Kingsize-Betten und Flauschsessel standen, gibt es nun standardisierte Aluminiummöbel. Geblieben ist ein psychedelisch anmutender Teppich im Flur – dabei hätten die meisten Neu­be­woh­ne­r:in­nen sicher auf den Print der Satellitenansicht von Berliner Straßen verzichten können.

„Wir schenken hier niemandem was. Wir machen keine Luxuswohnungen“, versicherte Sascha Langenbach, Sprecher des Landesamts für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), bei Informationsabenden für Anwohner:innen. Mit diesen Beteuerungen wollte er vor allem den rechten Narrativen beikommen, die da in etwa lauteten: Den Menschen in der Geflüchtetenunterkunft ginge es besser als allen anderen in Lichtenberg, außerdem würden sie die Infrastruktur im Kiez überlasten.

Lichtenberg ist kein 1.000-Seelen-Dorf, das durch die Unterkunft heillos überfordert ist

Monika Hebingshaus, LAF

Aber da war auch die sachlichere Kritik des Bezirks, Lichtenberg sei ohnehin schon mit der Unterbringung von Geflüchteten überlastet. Langenbachs LAF-Kollegin Monika Hebbinghaus hält bei einer Hotelführung am Donnerstag dagegen: „Lichtenberg ist kein 1.000-Seelen-Dorf, das durch die Unterkunft heillos überfordert ist.“

Brutalismus in Lichtenberg

Seit vergangenem Montag sind 291 Menschen, die meisten von ihnen aus der Ukraine, in das einstige Hotel eingezogen. Stück für Stück sollen die 780 Plätze gefüllt werden. Währenddessen wird das Hotel zu einer regulären Gemeinschaftsunterkunft ausgebaut, die ab Mitte kommenden Jahres 1.200 Plätze umfassen soll. Bisher ziehen jeden Tag etwa 40 bis 50 neue Be­woh­ne­r:in­nen aus dem „Ankunftszentrum“ in Tegel in die brutalistischen Türme in Lichtenberg.

Die sind schon von Weitem zu sehen, wie sie sich grau und kastig an der Landsberger Allee emporstreben. Sicher keine Schönheit und doch um Längen besser als die Leichtbauhallen in Tegel. 14 Menschen teilen sich dort ein Zelt, immer wieder wird über katastrophale Hygienebedingungen berichtet – und die mangelnde Privatsphäre kritisiert.

Stockbetten und Spint: die Hotelzimmer von innen Foto: Katharina Wulff

In Lichtenberg haben die Be­woh­ne­r:in­nen neun Quadratmeter Platz, jede weitere Person im Zimmer bekommt sechs Quadratmeter. Ein kleines, schlichtes Bad ist an das Zimmer angeschlossen. Beim Einzug gibt es für alle ab drei Jahren eine personalisierte Schlüsselkarte mit Namen und Foto. Angefertigt wird der Ausweis vor allem zur Kontrolle, aber auch als kleines Willkommensritual.

„Mal die Tür zumachen zu können, ist eine große Erleichterung für die Menschen“, sagt LAF-Sprecherin Monika Hebbinghaus. Vor allem sei die neue Unterkunft eine „Exit-Strategie“ aus der Massenunterkunft in Tegel, die ohnehin nur als Ankunftszentrum konzipiert ist. Zu den Kosten der Unterbringung will Hebbinghaus nichts Konkretes sagen. Nur so viel: Es sei „erheblich günstiger“ als das monatlich immerhin 30 Millionen Euro teure Tegel-Camp.

Leben auf der Baustelle

Vereinzelt liegt im Hotel noch etwas Baustellenvlies herum, der Waschraum vermisst bisher noch eine Decke und auch die Beschilderung ist an den meisten Stellen recht provisorisch. „Sozialberatung. 10–13 und 14–17“ steht auf einem Zettel auf Deutsch und Ukrainisch. Ein Team aus So­zi­al­ar­bei­te­r:in­nen ist hier täglich im Einsatz, um bei Geld-, Bürokratie- und allen anderen Fragen zu helfen.

Wer im Hotel City East durch die niedrigen Flure läuft und die Atmosphäre des in die Jahre gekommenen Riesenklotzes einsaugt, dem wird schnell klar: von Luxusunterbringung keine Spur.

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5 Kommentare

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  • „Lichtenberg ist kein 1.000-Seelen-Dorf, das durch die Unterkunft heillos überfordert ist.“

    Ich finde diese Äußerung nicht sachgemäß.

    www.berlin.de/ba-l...eilung.1431747.php

    In Lichtenberg sollten Unterkünfte für Menschen mit Handicap und Obdachlosen zur Verfügung gestellt werden.

    • @Lichtenberg:

      Sie hatten den verlinkten Text zumindest überflogen?



      Lichtenberg ist immer noch kein Dorf.



      Mit der oben beschriebenen Lösung verringert man den Bedarf für die im Link ungeliebten Container, oder?

      Vom St.-Florians-Prinzip sollten wir ansonsten hier im Forum doch bitte absehen, genauso wie davon, Ärmstengruppen ausspielen zu wollen.

  • Schön ist das nicht, aber allemal besser als der Slum in Tegel

    taz.de/Massenunterkunft-Tegel/!6025563/

    Dort kostet die Unterbringung 260 Euro pro Tag und Person. Damit könnte man gepflegt Urlaub machen.

  • Vorsicht bei der Wortwahl. Ständig die der Unappetitlichen wiederholen, auch in Negation, ist optimierbar.

    Wenn in Lichtenberg Platz ist für Globus, IKEA und so, dann geht auch das. Der arg hohe Anteil von Ex-Stasis rund um die Normannenstraße-Zentrale sollte sich so langsam auch mal normalisiert haben.

    Was ich nicht herauslas: Dezentraler ging vermutlich nicht? Bekommt ein Privater jetzt sehr hohe Summen für die Vermietung vom Senat oder ist das finanzeffizient?

  • Schnűff, kein Luxushotel