Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin: Chaotische Ankunft
Die Verteilung der Menschen aus der Ukraine ist chaotisch. Die Flüchtlingshelfer in Berlin werden von der Politik alleine gelassen.

D ie chaotische Organisation in Berlin hat in den letzten Wochen viele der aus der Ukraine hier Ankommenden schockiert. Dabei sind deren Bedürfnisse recht übersichtlich, wie man als freiwilliger Helfer an den Bahnhöfen lernen konnte: Sie brauchen einen Schlafplatz, Essen, eine SIM-Karte, vor allem aber Sicherheit und eine Perspektive für den Fall, dass der Krieg ihnen die gewünschte Rückkehr längerfristig unmöglich machen sollte.
Die Politik sagt ihnen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Die Helfer haben keine andere Wahl, als ihr zu glauben und dieses Versprechen weiterzugeben. Die Geflüchteten werden bei Familien oder in wegen der Pandemie halbleeren Hotels untergebracht. Man vertraut darauf, dass es sich um eine Übergangslösung handelt, dass nach ein, zwei Wochen klar sein wird, wie es weitergehen soll.
Jeden Tag gibt es neue, widersprüchliche Informationen. Erst heißt es, man müsse sich unbedingt offiziell registrieren. Dann ist die Registrierung plötzlich nicht mehr so wichtig. Und schließlich wird sie gänzlich unmöglich, weil erst ein Onlinetool zur Terminvergabe entwickelt werden muss. Nach Tagen steht das Tool zur Verfügung – nur auf Deutsch. Dann wird klar, dass man Sozialhilfe auch ohne Registrierung bekommen kann – aber wo genau, weiß keiner. Einige Sozialämter weisen Geflüchtete ab, obwohl sie zuständig sind.
Jakob Wunderwald engagiert sich an Bahnhöfen in Berlin für die Geflüchteten. Er hat Slawistik in Berlin, Minsk und Tomsk studiert und arbeitet als freier Übersetzer.
Die Mitarbeiter dort wissen selbst nicht, was genau zu tun ist. Die Geflüchteten verbringen ihre ersten Wochen „in Sicherheit“ damit, stundenlang ergebnislos vor Ämtern zu warten. Inzwischen ist die Registrierung vollständig abgebrochen. Wieder wird alles anders gemacht, während die Helfer sich per Hörensagen zusammenreimen müssen, wie es weitergehen soll. Die Webseiten des Senats sind unbrauchbar. Nur eine Botschaft an die Geflüchteten scheint klar: Verlasst Berlin, hier ist es voll. Wohin? Das kann ihnen keiner sagen.
Man setzt sie in Busse irgendwohin, mit unklaren Aussichten. Täglich kommen Tausende Menschen in Berlin an. Die letzten Wochen lassen für ihre Zukunft hier leider nichts Gutes erwarten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Polarisierung im Wahlkampf
„Gut“ und „böse“ sind frei erfunden
Werben um Wechselwähler*innen
Grüne entdecken Gefahr von Links
Wahlverhalten junger Menschen
Misstrauensvotum gegen die Alten
Donald Trump zu Ukraine
Trump bezeichnet Selenskyj als Diktator
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Einführung einer Milliardärssteuer
Lobbyarbeit gegen Steuergerechtigkeit