piwik no script img

Gefahrenabwehr bei der WMSicher ist sicher

Katar kooperiert mit diversen Ländern, sogar mit der Nato, um für alle Gefahren gewappnet zu sein. Fast 50.000 Sicherheitskräfte sind im Land.

In Doha muss sich niemand Sorgen machen. Das wollen diese Männer am Rande des Fifa-Festes zeigen​ Foto: imago

Doha taz | Vier Spiele an einem Tag in einer Stadt halb so groß wie Berlin, das hat es bei einer Fußball-Weltmeisterschaft noch nie gegeben. Diesen logistischen Albtraum bewältigen die Katarer mit einem hochmodernen Metrosystem, das auf drei Linien, grün, gelb und rot, im Dreiminutentakt verkehrt.

Das führt manchmal zu Menschentrauben, aber einerseits gibt es den „Metro Man“ und seine fleißigen Helfer aus Ostafrika, die mit Lautsprechern („Metro? This way!“) und großen Schaumstoffhänden für Ordnung im Chaos sorgen, andererseits haben die Veranstalter ewig lange Labyrinthe aus Gattern vor den Metro­ein­gän­gen aufgebaut. Und wer hereinwill, wo „Exit“ draufsteht, hat keine Chance, auch wenn der „Entry“ Hunderte Meter entfernt ist. Da kennen die Ordner keine Gnade.

Diese Menschenmassen, die sich auf relativ kleinem Raum ballen, sind natürlich auch ein Sicherheitsproblem, das die Veranstalter überaus ernst genommen haben, schließlich sind größere Konfliktzonen in der Region nicht allzu weit entfernt. Vor der WM gingen Bilder um die Welt, die wohl dokumentieren sollten, wie gut die Katarer vorbereitet sind auf alle Eventualitäten: Ein Trupp zog in ABC-Anzügen durch die Stadien und scannte mit irgendwas. Atomare Strahlung? Plastiksprengstoff? Ein neues Virus?

Es sah jedenfalls bedrohlich aus. Seit Jahren laufen die Vorbereitungen, die WM sicher zu machen. Die US-Amerikaner, die unweit von Doha eine große Militärbasis unterhalten, unterstützen durch das US-Heimatschutzministerium DHS. „Wir haben uns verpflichtet, eng mit Katar zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Welt eine sichere Weltmeisterschaft genießen kann“, sagte Rob Silvers, verantwortlich für Strategie, Polizei und Pläne im DHS, in einem Interview.

Geheimdienst im Einsatz

Die Heimatschützer haben Agenten der Transportation Security Agency (TSA) entsandt, die bei der Gepäckkontrolle der Zuschauer helfen. Eine katarische Delegation schaute sich im Vorfeld der Weltmeisterschaft mal an, wie das Procedere auf einem US-Flughafen abläuft. Silvers sagte auch, dass die Cybersecurity and Infrastructure Security Agency (CISA) Katar mit „Cyberressourcen“ versorge.

„Wir unterstützen sie mit unserem Geheimdienst in bestimmten Details und in der Koordinierung der Sicherheit des Groß­ereig­nis­ses“, erklärt Silvers. Der US-Geheimdienst leitet die Sicherheit beim Super Bowl der American-­Football-Spieler im Februar, sodass der Dienst über Fachwissen mit großen Sportveranstaltungen in seinem Heimatland verfügt.

Die Nato mischt bei der WM auch mit. Das Militärbündnis schrieb vor der WM in einer Pressemitteilung: „Die Unterstützung wird Schulungen gegen Bedrohungen durch chemisches, biologisches, radiologisches und nukleares Material umfassen, das von der Slowakei und dem Gemeinsamen CBRN-Exzellenzzentrum der Nato in der Tschechischen Republik bereitgestellt wird.“ Im Rahmen der Sicherheitshilfe hat Rumänien Schulungen zum Schutz von VIPs und zur Verhinderung von Bedrohungen durch Sprengkörper angeboten. Darüber hinaus trafen sich katarische und türkische Beamte in Doha, um, wie es so schön heißt, sicherheitsrelevante Fragen zu diskutieren.

Süleyman Soylu, der Innenminister der Türkei, hatte bereits im Januar angekündigt, 3.250 Sicherheitskräfte vor­über­ge­hend für die Sportveranstaltung nach Katar zu schicken: 3.000 Bereitschaftspolizisten, 100 türkische Spezialeinheiten, 50 Bombenerkennungshunde und ihre Hundeführer, 50 Bombenexperten und anderes Personal sind während des gesamten Turniers etwa 45 Tage im Dienst. Zudem hat Ankara 677 katarische Sicherheitsbeamte in 38 verschiedenen Berufsfeldern unterrichtet. Berichten zufolge hat Marokko ein Team von Cybersicherheitsspezialisten nach Katar entsandt.

Ben Wallace, der britische Verteidigungsminister, bestätigte im Mai, dass die britische Royal Air Force und die Royal Navy während der WM für den Antiterrorbereich verantwortlich sein würden. Wallace erklärte, dass Großbritannien und Katar „sich zusammenschließen werden, um den Luftraum abzusichern“.

Diese Art des Engagements haben sie nie zuvor einem WM-Ausrichter offeriert. Khalifa bin Hamad al-Thani, Sicherheitschef der WM und Leiter des International Police Coordination Centre (IPCC), glaubt, Katar habe die Lage mit 32.000 Polizeibeamten und 17.000 privaten Sicherheitskräften im Griff. „Die Möglichkeit“, sagt der alerte junge Mann, „dieses Turnier auszurichten, bietet die einmalige Chance für uns Araber und Muslime, der Welt das wahre Gesicht der arabischen und islamischen Kultur zu zeigen.“

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Militärische Bündnisse MIT den Scheichs kann ich mir aus klimapolitischen Gründen nun gar nicht vorstellen, solange sie darauf bestehen, solange Öl und Gas zu fördern, bis die Ressourcen verbraucht sind. Um das in den Griff zu bekommen, müssen wir um des Klimas Willen eher aufrüsten GEGEN diese Verbreiter der Ölpest, um die Schweinereien zu beenden.