Gefängnis in Wien: Abschiebehäftlinge legen Feuer
Flammen in der Abschiebezelle: Den Brand hatten die Häftlinge in dem Wiener Gefängnis selbst gelegt. Mehrere Menschen wurden verletzt.
Ob es sich dabei wie zunächst angenommen um einen Abschiedsbrief handelte, oder ob sie mit dem Brand auf ihre Lage aufmerksam machten wollten, sei unklar. Die österreichische Polizei war anfangs von einem Selbstmordversuch ausgegangen.
Die Schwerverletzten wurden zunächst auf Intensivstationen gebracht, wie die Nachrichtenagentur APA berichtete. Am Samstag waren vier der Verletzen in einem stabilen Zustand. Ein Häftling habe Verbrennungen an zehn Prozent seines Körpers erlitten, ein weiterer werde wegen Rauchgasvergiftung behandelt, sagte Sörös der Deutschen Presse-Agentur.
Österreichs Innenminister Herbert Kickl zeigte sich betroffen von dem Vorfall: „Ich wünsche allen Opfern eine rasche und vollständige Genesung.“ Er kündigte eine Überprüfung der Sicherheitsvorkehrungen in den vom Innenministerium verwalteten Gefängnissen an.
Die Häftlinge legten laut Polizei den Brand und zogen sich dann in einem Waschraum zurück. Einer der Häftlinge habe später versucht, Hilfe zu holen, sei aber an der Tür zusammengebrochen, sagte Sörös der APA. Die Häftlinge hatten die Zellentür mit einem Spind verstellt, vermutlich um die Einsatzkräfte zu behindern. Die fünf Afghanen sind 18 bis 33 Jahre alt, der Iraner 30 Jahre.
Die Flammen wurden laut Wiener Polizei schnell gelöscht. Wegen der starken Rauchentwicklung wurden 40 weitere Häftlinge in Sicherheit gebracht. Es waren dem Bericht zufolge rund 100 Polizisten und 70 Feuerwehrleute im Einsatz.
Medienberichten zufolge war das Gefängnis schon in der Vergangenheit ein Ort dramatischer Ereignisse. Verzweifelte Häftlinge hätten ihre Zellen in Brand gesetzt oder seien in den Hungerstreik getreten. Im ersten Halbjahr 2018 schob Österreich Zahlen des Innenministeriums zufolge 2.106 Migranten ab, 38 Prozent mehr als ein Jahr zuvor.
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