Gefährdete Galapagos-Inseln: Schulden gegen Naturschutz
Die inzwischen verkaufte Schweizer Großbank Credit Suisse tauscht Ecuadors Schulden gegen den Erhalt der Galapagos-Inseln. Die Idee ist nicht neu.
Die Idee des sogenannten Debt-for-nature-swap ist nicht neu. Anstatt natürliche Ressourcen auszubeuten, um Devisen für den Schuldendienst zu erhalten, sollen verschuldete Länder durch ein Tauschgeschäft auf die Eingriffe in die Natur verzichten. Ecuadors Regierung hatte bereits 2018 auf dem Klimagipfel in Glasgow angekündigt, durch die Ausgabe sogenannter blauer Staatsanleihen den Meeresschutz um die Galapagosinseln finanzieren zu wollen.
Die Galapagos bestehen aus 13 großen, 6 kleinen sowie 42 ganz kleinen Inseln. Zusammen bilden sie eine Provinz Ecuadors und liegen etwa 1.000 Kilometer vor der Küste. Seit 1978 gehören sie zum Weltnaturerbe der Unesco. Im Januar 2022 wurde das Meeresschutzgebiet um die Galapagosinseln um rund 60.000 Quadratkilometer erweitert, für deren Schutz die Mittel eingesetzt werden könnten und um die jährlich von einer immensen Fischereiflotte vor allem aus China heimgesuchte Region besser zu überwachen.
Wie viel die Credit Suisse tatsächlich für den Aufkauf der Anleihen zahlt, ist nicht bekannt. Der Marktwert der ecuadorianischen Anleihen schwankt zwischen 70 und 50 Prozent ihres Nominalwerts. Die Schätzungen belaufen sich auf eine tatsächliche Summe von 800 Millionen Dollar. So wird höchstens die Hälfte des Nennwerts für den Schutz der Galapagosinseln verwendet und letztlich wahrscheinlich nur durch die Ausgabe von blauen Staatsanleihen der ecuadorianischen Regierung zur Verfügung gestellt.
Ähnliche Vereinbarung mit Belize
Die Schweizer Bank ist wegen zahlreicher Skandale seit Monaten in den Schlagzeilen. Die Schweizer Großbank UBS will die Übernahme der Konkurrentin bis Ende Mai oder Anfang Juni abschließen. Wegen der Umstände der Übernahme gibt es derzeit unter anderem Klagen gegen die Schweizer Finanzmarktaufsicht und die Regierung.
Im Jahr 2021 hatte die Credit Suisse eine ähnliche Vereinbarung mit der US-amerikanischen NGO The Nature Conservancy (TNC) und der Regierung des zentralamerikanischen Küstenstaates Belize getroffen. Dabei emittierte TNC über die Credit Suisse blaue Anleihen im Wert von 364 Millionen Dollar, stellte das Geld der Regierung von Belize als „blaues Darlehen“ zur Verfügung, die damit ihre eigenen ausländischen Anleihen im Nominalwert von 553 Millionen auf dem Sekundärmarkt billiger zurückkaufte. Nur die so vermeintlich eingesparten 189 Millionen Dollar flossen in einen Fonds für den Meeresschutz.
„Solche Tauschgeschäfte lösen weder das Schulden- noch das Umweltproblem, aber sie wecken übertriebene Erwartungen in der öffentlichen Meinung“, sagt der ecuadorianische Wirtschaftswissenschaftler und ehemalige Energie- und Bergbauminister Alberto Acosta. Ecuadors Regierung habe in erster Linie das Tourismusgeschäft und die Interessen der eigenen Fischereiwirtschaft im Blick, so Acosta.
Die Auslandsverschuldung Ecuadors beläuft sich auf 60 Milliarden Dollar, davon sind knapp 18 Milliarden in Form von Staatsanleihen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren