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Gedenken an Neonazi-Mordopfer"Ich bitte um Verzeihung"

Das Gedenken für die Opfer der Neonazi-Terrorzelle NSU hat begonnen. Bundeskanzlerin Merkel entschuldigte sich bei den Angehörigen für falsche Verdächtigungen durch die Ermittler.

Gedenken. Bild: dpa

BERLIN dpa/afp | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bei Angehörigen der von Neonazis ermordeten Menschen für falsche Verdächtigungen der Ermittlungsbehörden entschuldigt. "Dafür bitte ich Sie um Verzeihung", sagte die Kanzlerin am Donnerstag in Berlin bei der zentralen Gedenkveranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Gedacht wurde der neun ermordeten Kleinunternehmer türkischer und griechischer Herkunft, einer deutschen Polizeibeamtin sowie weiteren Opfern rechtsextremistischer Gewalt.

Die Ermittler waren bei der Mordserie in einigen Fällen zunächst unter anderem von Straftaten im Drogen-Milieu ausgegangen und hatten Ermordete und Angehörige verdächtigt, darin verstrickt zu sein. Die Kanzlerin sagte, es sei besonders beklemmend, dass Angehörige zu Unrecht unter Verdacht gestanden hätten.

Die zum Teil mehr als zehn Jahre von den Behörden unentdeckten Verbrechen seien "beispiellos für unser Land", sagte die Kanzlerin. Sie verlas die Namen der Getöteten. Zu Beginn ihrer Rede bat sie um schweigendes Gedenken: "Mit diesem Schweigen ehren wir die Opfer der Mordserie." Mit Blick auf die Täter und deren Morde sagte sie: "Sie sind eine Schande für unser Land."

"Aus Worten können Taten werden"

Merkel forderte die Deutschen eindringlich zu mehr Wachsamkeit gegenüber Rechtsextremismus aufgefordert. Intoleranz und Rassismus äußerten sich keinesfalls erst in Gewalt, sagte Merkel. Oft stünden Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit am Anfang eines Prozesses einer schleichenden Verrohrung des Geistes. Überall in der Gesellschaft sollten die Bürger ein feines Gespür für Bemerkungen entwickeln: "Aus Worten können Taten werden", mahnte Merkel. Der Kampf gegen Vorurteile, Verachtung und Ausgrenzung müsse täglich geführt werden.

Die Töchter zweier Opfer der Neonazi-Mordserie riefen zum gemeinsamen Einsatz gegen Hass und Gewalt auf. "Ich habe meinen Vater verloren. Lasst uns verhindern, dass das auch anderen Familien passiert", sagte Semiya Simsek.

Auf ihren Vater war am 9. September 2000 geschossen worden, der Blumenhändler starb später im Krankenhaus. Seine Tochter erinnerte an die Belastung, lange mit dem falschen Verdacht leben zu müssen, dass familiäre oder kriminelle Motive hinter der Tat gestanden haben könnten. "Elf Jahre durften wir nicht einmal reinen Gewissens Opfer sein."

Gamze Kubasik, deren Vater am 4. April 2006 in seinem Kiosk in Dortmund erschossen wurde, sprach von der Hoffnung "auf eine Zukunft, die von mehr Zusammenhalt geprägt ist". Dies solle eine Kerze symbolisieren, die beide junge Frauen zum Abschluss der Veranstaltung unter Beifall aus dem Saal trugen.

Zudem sprach Ismail Yozgat vor den rund 1.200 Gästen, dessen Sohn Halit 2006 in Kassel getötet worden war. Er dankte für die von den Verfassungsorganen ausgerichtete Gedenkfeier. Explizit erwähnte er den am vergangenen Freitag zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff, der auf der Veranstaltung hätte sprechen sollen. "Wir sind seine Gäste", sagte Yozgat.

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36 Kommentare

 / 
  • F
    Friederike

    @Unbequemer

     

    Ich habe am Holocaust nicht mitgewirkt- ich sagte ja, ich bin nach dem Krieg geboren. Meine Eltern waren auch nicht beteiligt- das sie Kinder waren. Die Großeltern-respektive andere Vorfahren haben nicht direkt mitgewirkt, aber sie haben wie viele andere geschwiegen und geduldet.

    "Die Deutschen" taten nach dem 2. Weltkrieg alles um ja nicht über ihre eigene Schande zu sprechen. Man hat weggesehen- wenn die Nachbarn abgeholt wurden, man hat denunziert und war Mitläufer auf viele Art und Weise.

    Die heutigen Bürger haben keine Schuld- aber das "Deutsche Volk" hat eine Kollektivschuld- denn wir als Nachkommen sind den Nachkommen der Opfer etwas schuldig. Unter anderem- das man heute nicht mehr wegsieht und die Stimme erhebt, wenn auch nur ein einziger Mensch durch Neo-Nazis ermodert wird oder verfolgt wird. Egal- ob das dann ein Deutscher oder ein Immigrant ist.

    Deutschland wird immer politisch und moralisch an der Seite Israels stehen- und selbst wenn wir das nicht wollten,würde uns die USA dazu verpflichten. Man kann nicht einfach sagen. Holocaust vorbei- habe fertig.

     

    Es gibt auch noch genügend "Alt-Nazis" im Land, die Gesinnung ist noch lange nicht ausgestorben und man darf einfach den Holocaust nicht vergessen- auch für die vielen unschuldigen Deutschen nicht, die umgekommen sind-und andere Menschen aus den verschiedenen Nationen.

     

    Es bleibt jedem selber überlassen, wie er denkt und ob er "gedenkt" und wie weit die Schamgrenze geht, die auch die "eigenen" Familien angeht. Es hat ja auch nicht jeder hinterfragt oder die Familiengeschichte während der NS Zeit aufgearbeitet.

    Wenn es so wenig Nazis gegeben hätte, wie heute getan wird- wären das ja alles nicht passiert und es würde heute keine Neonazis geben.

     

    Jahr für Jahr erhöht sich die Zahl dieser braunen Gestalten und auch heute sehen die Menschen weg- und wollen damit nichts "zu tun " haben.

    Ich sehe nicht weg ! und das sehe ich als Pflicht an.

     

    MfG

    Friederike

  • I
    Irene

    Ein großer Teil der Morde fällt in die Zeit der rot/grünen Regierung. Ich habe weder von Gerhard Schröder noch von Otto Schily auch nur einen Ton des Bedauerns dazu gehört, auch bei der Trauerfeier habe ich sie nicht gesehen.

  • CE
    cogito ergo sum

    Zu dem gedanklosen J. Riga-Typus möchte ich sagen: warum melden SIE sich zu Wort, wenn SIE ehe nichts mehr spüren. Werte scheinen sich für sie im Vakuum zu verhalten.

     

    @Herr/Frau BärTiger: sie scheinen vor diesem Beitrag, bereits bei der Jungen Freiheit gestöbert zu haben, um mal ebend einige möglichst stumpfsinnige Wortmeldungen verbreiten zu können.

     

    Zur Sache stehen wohl zwei Fragen im Vorgergrund: Eine Gedenkfeier ist das richtige Signal und hat Symbolcharakter. Das ist genau der fragwürdige Punkt:

    Denn dem stehen die Kriminalisierung v. a. linker Trägervereine gegen Rechtsextremismus und Demonstrationsteilnehmer (siehe Dresden) und die desolate Ermittlungsarbeit von Verfassungsschutzbehörden gegenüber: WAS also ist die Entschuldigung der geehrten Bundeskanzlerin in der tatsächlichen Übersetzung wert-> WERT!

     

    Der Mensch wird nicht an seinen Worten, sondern an seinen Taten gemessen!!!!

  • T
    tommy

    Die Bürger sollen ein "feines Gespür für Bemerkungen entwickeln?"

    Wie meint Merkel das? Bei ihrer DDR-Sozialisation kann man diese Äußerung auf durchaus beunruhigende Weise deuten.

  • W
    Winfried

    Auszug aus den Worten der heutigen Gedenkrede über die Opfer der NSU:

     

    " .... wir tun alles um die Morde aufzuklären und die Täter, Helfer und Helfershelfer der gerechten Strafe zuzuführen . ......."

     

    Nach der Wiedervereínigung Deutschlands 1990, wurde in den Buchläden des Beitrittlandes (DDR) die gesamste Friedensliteratur, die antifaschistische Literatur, auch die von Thomas Mann und Siegried Freud, die sozialistische Literatur, die gesamte Belletristik der DDR, die Fachbücher und Kinderbücher auf Müllhalden entsorgt und die freigewordenen Regale mit kapitalistischer menschenverachtender Literatur ersetzt . Im Eingangsbereich der Buchläden, dem Blickfang der Kunden, wurde flächendeckend die gesamte im Hitlernachfolgestatt (BRD) verfügbare Naziliteratur platziert.

     

    Das war unter Hitler 1933, die Bücherverbrennung, nicht viel anders.

     

    Vielleicht sind da die Ursachen zu finden.

  • U
    Unbequemer

    @Friederike: " Die Allgemeinheit der deutschen Bürger hat damit nichts zu tun, im Gegensatz zum Holocaust, da haben wir eine Kollektivschuld."

     

    Ich weiß nicht, inwiefern Sie aktiv am Holocaust mitgewirkt haben. Ich bin nach dem Krieg geboren und übernehme nicht einmal den Hauch einer Erbschuld. Ich bin für nichts verantwortlich, was ich nicht verbrochen habe!

     

    Genausowenig sind "wir Deutschen" an diesen Morden schuldig. Es ist mir rätselhaft, warum Frau Merkel durch diesen Auftritt eine in Haftung nehmen des Volkes für die Taten Einzelner verantwortet.

     

    Davon Abgesehen: Wann kommen Trauerveranstaltungen für Opfer von Migrantengewalt? Wann wird dort von einer Verrohung geredet? Nie! Das ist pure Verlogenheit von Linke bis CDU

  • LR
    Les Rita Mitsouko

    Saubere Reue! Sauberes Deutschland! Wäre ich einer der Angehörigen der "Döner"-ermordeten Menschen, ich hätte während dieses verlogenen Staatsaktes einen Schreianfall bekommen. Ihr Pack!

     

    Eine Entschuldigung ohne Reue ist nichts wert, und die Nagelprobe für Reue ist - zumindest im deutschen Strafrecht - dass sie auch "tätig" ist. Frau Merkel und ihre sauberen Unions-Innenminister hatten jetzt fast drei Monate Zeit, tätig zu werden und die Verstrickungen ihres Inlandsgeheimdienstes, des Verfassungs-"Schutzes", mit der Nazi-Terroristenszene aufzudecken und Konsequenzen zu ziehen.

     

    Stattdessen hört man ständig nur von vernichteten Beweismitteln, konspirativen Geldübergaben an die Terroristen, oder dass man Ihnen zu gefälschten Ausweispapieren verholfen hat, oder dass mal dieser, mal jener Länderverfassungsschutz einem doch mal ermittelnden Kriminalbeamten böswillig Informationen vorenthalten hat. Dieser Sumpf stinkt auf drei Meilen gegen den Wind - und hat die ach so reuige Frau Merkel bislang auch nur einen Finger gerührt, ihn trockenzulegen?

     

    Und jetzt kommt sie und sagt: Sorry! Fehler wurden gemacht - Schwamm drüber. Wir haben Euch Dönergesocks doch alle so lieb. Von jetzt an wollen wir aber erst recht gegen die Extremisten in Deutschland kämpfen (Subtext: aber besonders gegen die von links).

     

    Ach ja - das habe ich noch gar nicht erwähnt: die Frau aus dem Nazi-Trio, die Frau Zschäpe, wird wohl nicht einmal für ihre Untaten zur Rechenschaft gezogen werden. Offenbar ist der Deal, dass sie ihre Klappe hält und niemandem sagt, was während dieser zehn Jahre nun wirklich passiert ist - und dafür glaubt ihr die Staatsanwaltschaft dann, dass sie die ganzen zehn Jahre lang für ihre Volks- und Bettgenossen nur geputzt hat und ansonsten keine Ahnung hatte von gar nichts. Die wollen sie, wie es aussieht, tatsächlich nur wegen Beihilfe zur Brandstiftung anklagen! Da muss man nochmal innehalten und sich sagen, dass das kein Witz, sondern völlig ernst gemeint ist! Warum denn nicht gleich nur für Beihilfe zum Falschparken?

     

    Treten Sie vor den Spiegel und sagen Sie das zu sich selbst, Frau Merkel: "Sie sind eine Schande für unser Land."

  • TM
    Torsten Mechtmali

    Ich denke es ist sehr schwer meine Meinung dazu in kurze Worte zu fassen obgleich der Abscheulichkeit der Vorgänge.

     

    Wen es interessiert der kann hier weiterlesen:

    http://tinyurl.com/7b5mxuh

  • X
    xyz

    >> im Gegensatz zum Holocaust, da haben wir eine Kollektivschuld.

  • S
    Sven

    Gibt's eigentlich auch eine braune Himbeere für die größte Heuchelei des Jahres?

    Mörkel wär doch wohl zusammen mit ihrer schwarz gelben Clique die Favoritin für diesen Preis... ich glaubt ich krieg 'nen Durchfall... in schwarzgelb.

     

    Zuerst werden die Opfer in eine finstre Mafia-Ecke gestellt, jahrelang ignoriert und nun eine Schweigeminute (wow!) Geld! und ne Entschuldigung von der Reichskanzlerin.

     

    *izmirschlecht*

  • C
    Celsus

    Die Entschuldigung galt nur für die falsche Verdächtigung von Angehörigen. Sicherlich war das für die Angehörigen sehr bitter und es ist richtig, denen dafür das Bedauern auszusprechen. Eine Entschuldigung allerdings ist für die schlampigen Ermittlungen und die engstirnige Voreingenommenheit erforderlich, die ermöglichte, dass die Täter so lange ihr Unwesen treiben konnten.

     

    Von der rechtsextremen Seite witterte die CDU in Thüringen keine Gefahr? Dabei hättte sie sogar den dortigen Präsidenten des Verfassugnsschutzes nach dessen öäffentlichen Reden als gefährlich einstufen müssen.

     

    Vereine wie EXIT sollten gar noch Gelder gekürzt bekommmen und ihre Verfassungstreue beschwören, weil sie gegen Rechtsextreme aktiv waren. Das war keine weise Politik. Das war Dummheit und Verblendung. Hoffentlich ist die Verblendung bald ganz verschwunden.

  • N
    Ninga

    Das war irgendwie OK, aber da müssen Taten folgen, sonst ist das ganze Gerede einfache Lüge.

    Anfangen mit dem Ausländergesetz und zwar es abzuschaffen, weil der Grundgesetz muss für alle gelten oder Madam Merkel!

    Und die Staatsangehörigkeit-Behörden neu zu besetzen, weil fast alle ArbeiterInnen, die drin beschäftigt sind, sind echte Nationalisten oder voller HasserInnen gegen Migranten, wie die Frau Ringwald in Emmendingen bei Freiburg. Sie vermist das Leben der Nicht-Deutschen.

    Die Bundesregierung soll nicht so Etwas Komisches erzählen, als ob die Sache damit zu Ende wäre.

  • K
    kunz

    Mein vorschlag ist der, dass Herr Wulff die fragwürdigen Bezüge jährlich an die Opfer spendet.

  • N
    Nassauer

    Wer um Verzeihung bittet, räumt seine Schuld ein - Waurm ist die Merkel dann noch nicht verhaftet worden?

  • T
    txxx666

    Gipfel der Heuchelei

    In Berlin wird der Opfer des „NSU“ gedacht – und im Publikum sitzt der designierte Bundespräsident, der Sarrazin „mutig“ findet und vor "Überfremdung" warnt und den die Rechtsradikalen von der "Jungen Freiheit" jetzt schon als einen der ihnen feiern...

    http://misanthrope.blogger.de/STORIES/2008030/

  • K
    KFR

    >Der Kampf gegen Vorurteile, Verachtung und Ausgrenzung müsse täglich geführt werde

     

    Allerdings , Frau Bundeskanzler Merkel !

  • C
    Coco

    Wenn man hier so die Kommentare liest, dann hat man das Gefühl, dass die NSU-Zelle doch größer war als bisher angenommen.

  • FG
    Frieder Gerstenschaum

    @Carsten: Der Staat hat um Verzeihung gebeten, weil er nicht in die naheliegendste Richtung ermittelt hat.

    Über die Gründe wird geschwiegen.

    Das hat mit den von Ihnen aufgeführeten Vergleichen absolut nichts gemeinsam. Die berühmten Birnen und Äpfel haben Sie mal wieder aus der Kiste der Beschränktheit heraus gezogen.

  • F
    Friederike

    @Carsten

     

    Man hat sich schon oft entschuldigt für die RAF-Taten, das ist aber auch wieder ein anderes Thema. Das waren keine Neo-Nazis. Die Opfer müssten auch mehr erwähnt werden oder einen Gedenktag bekommen- dafür sind auch die Medien zuständig, die haben alle Daten gespeichert und könnten "erinnern".

    Genügnd Redaktionen haben die Möglichkeit.

     

    Ich kann mich sehr gut erinnern, wie Helmut Schmidt reagiert hat und sehe noch das Bild vor mir, wie er mit gesenktem Haupt neben der Schleyer Witwe bei der Trauerfeier sass. Das war ein Schuldbekenntnis- wenn auch teils für die Hilflosigkeit gegen den Terror. Gleichzeitig war es auch eine "stille" Entschuldigung.

     

    Heute ist noch die Schuld offen, die Taten aufzuklären, das wird aber verhindert. Herr Buback kämpft seit über 30 Jahren, die Wahrheit zu erfahren, wer seinen Vater nun erschossen hat. Die entsprechende Behörde hat Deals gemacht- um überhaupt etwas zu erfahren von den gefassten Terroristen. Es gibt Dinge, die werden wir niemals erfahren. Wir zahlen einen hohen Preis dafür, moralisch gesehen. Es zeigt uns, das unsere Politik immer noch "heimlich" agiert und dafür schäme ich mich nun wieder, das dies möglich ist und das die Wahrheit in großen Teilen verschwiegen wird.

     

    Es werden immer Morde geschehen, aus allen möglichen Gründen und wir können sie nicht verhindern. Aber jeder Mord bringt eine neue Erkenntnis und man kann hoffentlich dann Vorkehrungen treffen, wie auch am Flughafen, den sie erwähnen-oder an den Schulen nach den Amokläufen.

     

    Im Grunde muss sich jeder- jeden Tag für etwas entschuldigen. Es reicht aber aus, wenn man nachdenkt und es das nächste Mal besser macht in unserem nicht immer leichten Alltag.

     

    Jeder für sich ! das ist im Land die Devise, aber jeder kann auch etwas daran ändern, man muss nur wollen.

  • R
    Ruhrgeorg

    es ist für mich inzwischen deutlich zu sehen, dass ein neuer "Rassismus" (antitürkische, antigriechische Ressentiments) aus der Mitte der Gesellschaft entstanden ist. So viele eindeutig ablässige Äußerungen über Türken oder Griechen wie in letzter Zeit habe ich seit den 80er Jahren nicht mehr gehört.

     

    Leider gibt es bei einem Großteil der Bevölkerung, auch bei Leuten, die demokratische Parteien wählen und auch bei Intellektuellen, keinen differenzierten Blick auf Einwanderer, sondern nur einen sarrazinistischen Blick.

  • R
    Reinhard

    Entschuldigen oder Verzeihungen?! Unwichtig und Heuchlerisch!

     

    Solange in unserer Gesellschaft noch "Neger", "Fidschi", "Schwarzkopf" oder "Kanake" gängige Bezeichnungen für nicht ganz so "arisch" aussehende Deutsche (ja, Deutsche sind das!!!!) existieren,

     

    solange ein Rassist wie Sarrazin als "mutig" bezeichnet und von 50 % der Bevölkerung bejubelt wird,

     

    solange der Alltagsrassismus, von dem jeder Mensch in Deutschland, der nicht "ur-deutsch" aussieht ein Liedchen singen kann, existiert,

     

    solange der strukturelle und diskrimierende Rassismus des Staates nicht eliminiert wird,

     

    SOLANGE wird es auch Neonazis geben, die auf diesem Nährboden ihren Hass und ihre Unmenschlichkeit verbreiten können und solange wird es auch immer wieder Tote geben!

     

    Der Rassismus muss raus aus den Köpfen!!!

  • R
    Richard

    @Carsten

     

    Relativieren bedeutet Gleichgültigkeit, oder?

    "Die Würde des Menschen ist unantastbar"

  • P
    Peanuts

    Für ihn wird es keine Gedenkfeier geben:

     

    http://epaper.osnabruecker-nachrichten.de/drucken/artikel/858303

     

    Abgeschlachtet im eigenen Land.

  • HH
    Hergen Hillen

    Die Beileidsbekundungen der politischen Klasse im Zusammenhang mit den Terroranschlägen auf Migranten und eine Polizistin sind Ausdruck von Heuchelei, weil nicht hinterfragt wird, wie es dazu kommen konnte. Geradezu offensichtlich sind die Verwicklungen des Verfassungsschutzes, das Wegsehen von Polizei und Staatsanwaltschaft. Ebenso offensichtlich ist aber auch der institutionelle Rassismus, der sich zeigt im Asylrecht und in einer menschenverachtenden Asylrechtspraxis: Die Einrichtung von Lagern für Asylsuchende, Arbeitsverbote mit der Folge einer Abhängigkeit von Sozialleistungen, die generelle gesellschaftliche Ausgrenzung und Stigmatisierung von Flüchtlingen waren in den vergangenen Jahren stets Anlass für den Aufmarsch von Neonazis, für Brandanschläge auf Flüchtlingsheime und Auslöser für Ressentiments gegen Migranten. Die Argumente für Ausländerfeindlichkeit liefert der Staat auf diese Weise mehr oder weniger frei Haus.Für diese Folgen des institutionellen Rassismus tragen Politiker aller Parteien eine hohe Verantwortung. Die deutsche Abschiebepraxis ist schon mehrfach von Menschenrechtsorganisationen gerügt worden. Regelmäßig werden ganze Familien, Kranke und Gebrechliche rechtswidrig und in einer buchstäblichen Nacht-und-Nebel-Aktion von der Polizei aus ihren Wohnungen verschleppt und gerade mit dem, was sie tragen konnten, in ihr Heimatland abgeschoben.

     

    Vor diesem Hintergrund ist die Trauerfeier einfach nur unglaubwürdig und verlogen, weil die Bedingungen für institutionellen Rassismus bestehen bleiben.

  • F
    Friederike

    @ BärTiger: Sie haben wohl das Dschungelcamp verfolgt? Schon mancher Nickname lässt verzweifeln.

     

    Nochmal: Der Holocaust und seine Folgen- auch Spätfolgen ist eine Kollektivschuld der Deutschen als "Volk" nicht als "Bürger". Denn "wir" sind später geboren.

    Eventuell könnte man auch von einer "Kollektiv-Verantwortung" für die Zukunft sprechen.

     

    Die Opfer hatten Nachfahren wie Kinder, Nichten und Neffen, etc.oder eben noch Eltern-die überlebt haben - aber eben die Kinder verloren. Man hat Generationen das Leben verweigert, eine Zukunft und eine Familie. Das ist die Schuld unserer Vorfahren und man erbt eben nicht nur Geld und Vermögen, auch eine Geschichte. Man muss sie aber verarbeiten.

     

    Die Schuldigen, die Täter-sind überwiegend tot, manche leben noch. Und? Die hatten auch Kinder und Nachfahren- die mit der Nazigesinnung groß wurden. Viele heute älteren und alten "Kinder" einiger Nazis sind immer noch von der Unschuld ihrer Väter überzeugt. ( egal ob es Offiziere waren oder Zivilpersonen)Sie haben eine Grundeinstellung, das diese Geschehnisse richtig waren.

     

    Alle, die den 2. WK überlebt haben, egal wo- haben auch persönliche Schäden davon getragen. Meine Eltern waren zum Beispiel Kinder als der Krieg anfing, Jugendliche als er beendet war. Bis zum Tod meiner Mutter ist sie zusammengezuckt, wenn es klingelte- oder wenn ein Flugzeug tiefer flog. Sie hatte ihr Leben lang Angst. Was sie erlebt hatte im Krieg, das sie im Zug beschossen wurde und im Graben lag, das ihr Vater (mein Opa) von der Gestapo abgeholt wurde- all diese Dinge haben letztlich auch mich mit geschädigt, denn ich wurde anders erzogen als die heutigen Kinder.Die Angst der Menschen ist geblieben, das so etwas noch mal passieren könnte. Letztlich bin sogar ich auch noch ein Opfer des Krieges -und zwar durch meine Kindheit. Ich musste die Folgen ertragen durch die Erlebnisse die meine Eltern und Großeltern hatten.

     

    Ich bin durchaus beschämt, das meine Vorfahren nicht stärker waren und sich gewehrt haben gegen die Nazis. Doch hinterfragt man-"wer waren denn die Nazis" ? ( das war keine kleine Gruppe ) dann komme ich zu dem Ergebnis, das alle Nazis waren. Auch die, die später erst im Widerstand waren, denn sie haben die Anfänge geduldet.

     

    Sehen Sie sich in Deutschland um- auch in unseren Behörden, so sind die "Methoden" gar nicht mal weit weg, wie man mit Menschen hier umgeht.Die Neonazis häufen sich, die Selektierung der Bürger geht im Hartz Iv Sektor weiter und man wird "gezeichnet" im Sinne eines "Status". Auch manche Immigranten werden abgestempelt durch einen Hetzer wie Sarrazin. Und was machen die Deutschen in der breiten Masse- sie nicken und stimmen zu. Mich beschämt das als Bürgerin.

     

    Von Schuld der jetzigen Bürger rede ich nicht, aber von Scham. Es gibt Menschen, die haben keinerlei Schamgrenze, das ist so- man sieht es täglich wie sich die Menschen verhalten und Parolen nachplappern und vehement verteidigen. "DAS" ist wieder eine Schuld- denn Menschen werden dadurch verletzt und ins Abseits geschoben. Wir reden von Demokratie und gestehen sie aber nur uns selbst zu? Die Deutschen als Volk hatten nun Jahrzehnte lang Zeit, dies zu lernen- mit dem Ergebnis das sie nur ihr eigenes Ziel verfolgen, jeder für sich. Das Land der Dichter und Denker ist lange tot. Das Land der Hetzer und Ignoranten ist jedoch neu geboren- nur moderner.

    ( auch die überzeugten DDR-ler gibt es noch-das ist genauso schlimm. )

     

    Leider ist dieser Schreibkasten hier zu klein und leider auch das Gehirn vieler Deutschen. Sie haben ja auch nicht viel zu sagen. Wenn Frau Merkel sich bei Opfern- gleich welcher Taten entschuldigt- dann entschuldigt sie sich für uns ALLE und für Deutschland.Das ist ihre Aufgabe. Die Familien dieser Neo-Nazi Taten sind auch Opfer und haben jeden Respekt verdient.

     

    Ich habe auch kein Problem mich für andere zu entschuldigen, denn fremdschämen ist die Hausaufgabe in diesem Land geworden.Machen Sie sie einfach.

  • G
    Gnoffo

    @ Carsten: Bei der RAF wurde allerdings nicht 10 Jahre in die falsche Richtung ermittelt.

  • B
    BärTiger

    >> im Gegensatz zum Holocaust, da haben wir eine Kollektivschuld.

  • JG
    Jo Gauck

    Ich finde dieses Geschehen in eine Einzigartigkeit überhöht. Wir dürfen nicht vergessen, dass die angebliche Opfer, voraufgeklärten Opfer sind.

  • P
    Pietätlos

    @ Josef Riga:

    Ihren Einwurf (als Kommentar kann man Ihr Geschriebenes nicht bezeichnen) finde ich mehr als pietätlos.

    Frau Merkels Entschuldigung-Sagen entschuldigt gar ncihts; Mord lässt sich nicht entschuldigen; vor allem, so lange die Hetze eines gewissen(losen) Sarrazins nicht dazu geführt haben, diesen'Sozial'-'Demokraten' aus der SPD auszuschließen.

    Politiker können eben hetzen, ohne hierfür verurteilt zu werden.

  • W
    Wiese

    Wieso entschuldigt sie sich? Wofür? Es ist sehr bedauerlich, dass die Polizei bei Verbrechen, in denen kein eindeutiges Motiv vorliegt wie z.B. Raubmord, zunächst im Opferumfeld ermittelt. Das tut sie sogar, wenn Kinder verschwinden. Dann geraten sogar die Eltern unter Verdacht, was besonders weh tun muss.

     

    Aber das ist leider Teil der kriminalistischen Arbeit. Es ist etwas, was man den Hinterbliebenen erklären sollte, aber nichts, wofür man sich entschuldigen muss. Vielleicht sollte man das den Angehörigen auch so erklären, und nicht wie die Presse fortwährend den Eindruck erwecken, dass die Polizei aus fremdenfeindlichen Motiven zunächst im Opferumfeld ermittelt hat.

  • R
    reblek

    "Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich bei Angehörigen der von Neonazis ermordeten Menschen für falsche Verdächtigungen der Ermittlungsbehörden entschuldigt. 'Dafür bitte ich Sie um Verzeihung', sagte die Kanzlerin..." -

     

    Wie können zwei Nachrichtenagenturen und die taz einen solchen Unsinn verzapfen. Wenn Merkel gesagt hat: "Dafür bitte ich Sie um Verzeihung", hat sie nicht "sich entschuldigt". Erstens nicht sich selbst und zweitens nicht "entschuldigt". Sie scheint zu wissen, dass eine Verzeihung auch verweigert werden kann. Weshalb darum "gebeten" werden muss.

  • F
    Friederike

    Tja- mein "lieber" Herr Josef Riga

     

    es gibt nur wichtige Themen in Deutschland. Leider werden sie verhindert durch die unsäglichen dämlichen Sendungen in den unverantwortlichen Privatsendern.

    Die Volksverblödung nimmt überhand, wie man auch an Ihrem Beitrag sehen kann.

     

    Zum Thema haben Sie nichts zu sagen? War klar !

  • E
    emil

    "Sie sind eine Schande für unser Land."

     

    das überrascht dann doch: ich dachte bisher, der widerstand im dritten reich sei sowas für unsere werte politik.

     

    mittlerweile aber auch ein bisschen lächerlich, so zu tun, als wäre der ewig schwelende nationalismus abgelegt worden.

  • G
    gregor

    Frau Merkel kann sich für alles und nichts entschuldigen. Aber nicht dafür, dass die Ermittler auch die Angehörigen verdächtigt haben. Ohne aus dem Nähkästchen zu plaudern: Es gab durchaus Kontakte zum Drogenhandel und zur organisierten Kriminalität innerhalb der Familie und im Umfeld der Familie. Das es nicht zu einer Verurteilung gereicht hat, bedeutet nicht, dass man nicht ermitteln muss!

  • F
    Friederike

    In Ergänzung zu einem andern Artikel sei gesagt- das die Ermordung der türkischen Geschäftsleute ganz allein auf die Kappe der Regierung und der Ermittlungsbehörden geht. Die Allgemeinheit der deutschen Bürger hat damit nichts zu tun, im Gegensatz zum Holocaust, da haben wir eine Kollektivschuld.

     

    Was hier passiert ist, ist ein Zeichen dafür, das man nicht genügend Informationen hat, das die Ermittlungsbehörden vielleicht überfordert sind und das generell in Deutschland die Neonazis zu wenig eingeschränkt werden. Ich erinnere hier auch noch mal an Solingen, auch wenn das ein anderer Hintergrund war. Es wird alles zu schnell vergessen.

     

    Mein Mitleid geht an die Familien der Opfer und ihre Freunde.

     

    ***

     

    Ich fordere die Politiker auf, öffentlich mehr mit den Bürgern- gleich welcher Nationalität zu sprechen.

    Wir haben die Möglichkeiten dazu und wenn man statt der üblichen (nicht mehr sehbaren) Moderatoren einmal den Bürgern für Gesprächsrunden geben würde,wäre ein Anfang gemacht. Es müssen nicht immer "Profis" sein, die ihre Meinung öffentlich sagen.

    Eine Gruppe- ein Thema- höchstens 4 Personen-ein TV Sender.

     

    Ich wehre mich gegen diese primitiven Sendungen, die jeglichen Sendeplatz und Zeit für die Themen unserer Gesellschaft weg nehmen.

  • JR
    Josef Riga

    Als ob es nicht wichtigere Themen in Deutschland gibt...