Gedenken an NS-Überfall auf Polen: Denkmal außerhalb der Reihe
Der Bundestag will am Freitag eine Gedenkstätte beschließen, die an den NS-Krieg gegen Polen erinnert. Das Projekt hat nicht nur Fürsprecher.
Die Idee des Polen-Denkmals entwickelte eine Initiative 2017, die unter anderem Dieter Bingen, damals Direktor des Deutschen Polen-Instituts, anregte und die Außenminister Heiko Maas und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble unterstützten. Die Initiative hat schon einen Vorschlag für den Ort gemacht: den Askanischen Platz in der Mitte von Berlin. Maas spricht am Freitag im Bundestag für die SPD – dass ein Außenminister sich an solchen parlamentarischen Debatten beteiligt, ist ungewöhnlich und ein Zeichen, wie wichtig der Minister selbst die Sache nimmt.
Die Befürworter halten das Denkmal für ein überfälliges Signal Richtung Warschau. Das deutsch-polnische Verhältnis sei auch historisch anders als das zu anderen osteuropäischen Staaten. Es gehe zudem darum, die „Leerstelle deutscher Erinnerung an die deutsche Besatzungspolitik in Polen“ (Dieter Bingen) zu füllen. SPD-Mann Dietmar Nietan hält das Polen-Denkmal für richtig, weil es angesichts des Hitler-Stalin-Paktes für Polen unzumutbar sei, neben der „Sowjetunion in der Liste der Opfer des „Vernichtungskrieges im Osten“ aufgelistet zu werden“.
Strittig ist das Polen-Denkmal, weil es in einem unklaren Verhältnis zu dem jüngst beschlossen Dokumentationszentrum Deutsche Besatzung in Europa steht. Kritiker haben die Befürchtung, dass es zwischen den Orten eine Art Konkurrenz geben könnte. In dem Antrag heißt es, das Denkmal solle den „besonderen Charakters der deutsch-polnischen Geschichte und der deutsch-polnischen Freundschaft in Europa“ zeigen und brauche daher „einen gesonderten Ort, der getrennt von anderen Gedenkstätten liegt“.
Auffällig ist, dass der Gedenkort nicht wie üblich innerhalb der Gedenkstättenkonzeption des Bundes entstehen soll. Für das Polen-Denkmal wird das Auswärtige Amt verantwortlich sein.
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