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Gedenken an KZ-Befreiungen„Jede Erinnerung bringt sie uns nahe“

Mehr als 2.700 Menschen gedachten der Menschen, die in Sachsenhausen und Ravensbrück ums Leben kamen. Die Lager wurden vor 70 Jahren befreit.

Überlebende des KZ Sachsenhausen und ihre Angehörigen bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung. Bild: ap

FÜRSTENBERG/ORANIENBURG dpa | 70 Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen haben Überlebende und Politiker Widerstand gegen Rassismus gefordert. „Das Böse lauert überall. Wir müssen es rechtzeitig erkennen“, mahnte Annette Chalut, Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, am Sonntag im brandenburgischen Fürstenberg. Die KZ-Überlebende rief die jüngeren Generationen auf, die Erinnerung wachzuhalten und wachsam zu sein.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) betonten bei den Gedenkveranstaltungen in Sachsenhausen und Ravensbrück, aus den Gräueltaten der Nationalsozialisten ergebe sich eine Verpflichtung und Verantwortung. „Wollen wir etwa in einem Land leben, in dem es immer noch Antisemitismus und Ausgrenzung gibt? In dem Asylbewerberheime in Brand gesteckt werden?“, fragte Steinmeier. „Wir dürfen nicht schweigen, wenn wir Zeuge werden von Rassismus, Antisemitismus, Extremismus“, betonte Wanka.

Mehr als 2.700 Menschen aus aller Welt waren laut der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten zu den zentralen Gedenkveranstaltungen in Fürstenberg und Oranienburg gekommen, darunter rund 160 frühere Häftlinge. Mit Schweigeminuten, Kranzniederlegungen, Gesängen und Gebeten gedachten sie ihrer gestorbenen Mithäftlinge.

„Unsere Kameradinnen, die hier ums Leben kamen, dürfen nie vergessen werden. Jede Erinnerung bringt sie uns nahe“, betonte Chalut. Gemeinsam mit Daniela Schadt, Lebensgefährtin von Bundespräsident Joachim Gauck, und Anna Komorowska, Ehefrau des polnischen Präsidenten Bronislaw Komorowski, pflanzte sie Rosenstöcke auf dem Massengrab an der „Mauer der Nationen“.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) rief zu Mitmenschlichkeit und Toleranz auf. „Es ist unsere Verpflichtung, nicht nur aus der Geschichte, sondern aus unserer grundlegenden Menschlichkeit heraus solidarisch zu handeln und Mitmenschlichkeit und Toleranz zu zeigen“, sagte er mit Blick auf Flüchtlinge, die heute in Deutschland Asyl suchen.

In Ravensbrück starben nach Angaben der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten mehr als 25.000 Frauen und 2.500 Männer. Etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche aus mehr als 40 Nationen wurden hier gefangen gehalten.

In Sachsenhausen waren rund 204.000 Menschen aus ganz Europa interniert, Zehntausende starben. Die genaue Zahl lässt sich nach Angaben der Stiftung nicht mehr ermitteln. Im Totenbuch, das auch online verfügbar ist, sind die Namen von 22.000 Opfern verzeichnet.

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2 Kommentare

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  • Annette Chalut, Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, irrt sich leider. Nicht "jede Erinnerung bringt […] uns [die Toten] nahe“, sondern nur die, die wir nicht abwehren sondern zulassen. Wer Menschen, und sei es auch in aller bester Absicht, seine Erinnerungen aufzwingt, schafft keine Nähe sondern Distanz. Weder die Toten noch die, die das Grauen überlebt haben, haben diese Distanz verdient.

    • @mowgli:

      Steinmeyer kann bei mir sowieso keine Rührung oder Nähe erzeugen, eher Sarkasmus.