Geburtstag von getötetem Lorenz A.: Schwarze Ballons und sportliches Gedenken
Am Sonntag wäre Lorenz A., der an Ostern von einem Polizisten erschossen wurde, 22 Jahre alt geworden. In Oldenburg und weiteren Städten wurde an ihn gedacht.

Ungefähr 1.000 Menschen haben sich am Sonntag auf dem Oldenburger Pferdemarkt versammelt. In ihren Händen halten sie schwarze Luftballons. Heute, drei Wochen nach seinem Tod, wäre Lorenz A. 22 Jahre alt geworden. Er wurde an Ostern unter bisher ungeklärten Umständen von einem Polizisten erschossen. Sein Tod hatte bundesweit Empörung und Solidarität ausgelöst. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.
Die Ballons mit seinem Namen hatte sich seine Mutter gewünscht. Sie selbst hat nicht die Kraft, auf der Bühne zu stehen. Auch die engsten Freund:innen von Lorenz sprechen heute nicht. Sie sitzen schweigend auf einer Treppe vor der Bühne, tragen T-Shirts mit Lorenz’ Gesicht.
Eine Sprecherin der Initiative „Gerechtigkeit für Lorenz“ spricht von der Bühne: „Diese Ballons tragen unsere Gedanken, unsere Liebe, unsere Wut und unsere Hoffnung. Lorenz, du bist nicht vergessen. Dein Tod war kein Ende, sondern der Anfang von Widerstand. Happy Birthday.“ Dann lassen die Teilnehmenden die Ballons in den Himmel steigen.
Am Sonntag fanden in 19 weiteren Städten Kundgebungen für den von einem Polizisten von hinten erschossenen Lorenz A. statt. Sie waren einem Aufruf der Initiative „Gerechtigkeit für Lorenz“ gefolgt.
Wie weitermachen?
„Wie sollen schwarze Menschen, People of Color, sich hier sicher fühlen, wenn das Erste, was einer Gesellschaft und der Polizei bei Polizeigewalt und Rassismus einfällt, eine ‚Vorverurteilung‘ ist?“, fragt ein Sprecher der Initiative. „Wir brauchen eine Polizei, die uns schützt und nicht tötet.“ Im Vordergrund sollen heute, am Geburtstag von Lorenz A., aber nicht die politischen Forderungen, sondern das Gedenken und der Abschied stehen.
„Es ist so schwer, weiterzumachen, weiterzuleben. Das wird ab jetzt unsere Aufgabe sein, besonders für die Mutter von Lorenz“, erzählt eine enge Freundin von ihr. „Es war gut. Es wird nie wieder gut sein.“
Erce, ein Freund von Lorenz, sagt, er sei für ihn wie ein Bruder gewesen. Bei Übernachtungen hätten sie oft stundenlang geredet: „Wir beide haben eine große Leidenschaft für ‚Batman‘ und ‚Transformers‘ geteilt.“ Sie hätten versucht, jeden neuen Film zusammen zu schauen: „Es schmerzt zu wissen, dass ich all das nicht mehr mit ihm teilen kann.“
Im Anschluss zur Kundgebung fand in Oldenburg eine weitere Veranstaltung für Lorenz A. statt. Eva Reinert und Annegret Meyer vom Verein „Bewegung im Stadtteil“ haben in die Sporthalle Flötenteich geladen, zu einer „sportlichen Gedenkfeier“, wie sie es nennen. Hier in der Gegend war Lorenz A. zu Hause. Sie möchten ihn an seinem Geburtstag noch einmal in die Sporthalle holen. „Das hat er geliebt“, erzählt Reinert. Sie kannte ihn von den Sportfesten. Lorenz war aber auch im Fußballverein im Stadtteil aktiv und hat Basketball gespielt. Der Impuls sei von den Jugendlichen gekommen, die während des Gesprächs durch den Eingang flitzen und Tische und Sportgeräte hin- und herräumen.
Auch Reinerts Söhne kannten Lorenz. Noch in der Nacht auf Ostersonntag haben sie ihn zufällig kurz in der Innenstadt getroffen. Dann hätten sich ihre Wege wieder getrennt, erzählt sie: „Alle gehen nach Hause und wachen am nächsten Morgen auf. Nur einer ist nicht angekommen.“
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