piwik no script img

Gebühren auf deutschen StraßenKommt die Maut auch für Busse?

Verkehrspolitiker sehen nicht ein, dass Lastwagen Gebühren zahlen sollen, Reisebusse nicht. Minister Dobrindt will von einer Bus-Maut aber nichts wissen.

Kritiker befürchten bei einer Maut Nachteile für die Busse im Konkurrenzkampf mit der Bahn. Foto: dpa

Berlin dpa | Verkehrspolitiker fordern über die Parteigrenzen hinweg eine Maut auch für Busse – insbesondere für Fernbusse, die der Bahn viel Konkurrenz machen. Nach der Einführung der Pkw-Maut könnten Busse nicht die einzigen Kraftfahrzeuge sein, die keine Maut zahlen, sagte Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) der Süddeutschen Zeitung. „Wir müssen deshalb mit der Einführung der Pkw-Maut einen geeigneten Weg finden, die Busbranche gerecht in das System einzubinden.“

Seit der Marktöffnung des Linienverkehrs für Fernstrecken werden Fernbusse immer beliebter. Im vergangenen Jahr zählte die Branche dem Zeitungsbericht zufolge etwa 19 Millionen Fahrgäste. Für 2015 rechnen Marktforscher demnach mit 30 Millionen Kunden.

Die bis zu 18 Tonnen schweren Busse dürfen die Straßen kostenlos nutzen, obwohl von Oktober 2015 an auch Lastwagen mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht in das Mautsystem einbezogen werden. Züge müssten für die Nutzung der Schienen hingegen Gebühren zahlen, so der Bericht.

Kirsten Lühmann, die verkehrspolitische Sprecherin der SPD, sagte der Zeitung, nach einer Maut für Lastwagen ab 7,5 Tonnen „müssen auch andere Fahrzeuge dieser Gewichtsklassen in die Nutzerfinanzierung miteinbezogen werden“. Eine Bus-Maut müsse dann „für alle Busse, auch für Reisebusse, anfallen“.

Der verkehrspolitische Sprecher der Grünen, Stephan Kühn, argumentierte: „Fernbusse tragen in erheblichem Maße zur Abnutzung der Fernstraßen insbesondere der Brückenbauwerke bei.“

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verfolgt nach eigenen Angaben aber derzeit „keine Pläne zur Einführung einer Fernbus-Maut“. Eine solche Maut würde mit „0,2 Cent pro Fahrgast je Kilometer den aktuellen harten Wettbewerb mit der Bahn auch nicht relevant verändern“, sagte er der Süddeutschen Zeitung.

Dobrindt riet der Bahn, die eigene Fernbuslinie auszubauen und in ihren Fernzügen mit guten Angeboten zu reagieren, zum Beispiel mit einem kostenlosen Internetzugang in allen Zügen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

7 Kommentare

 / 
  • Dobrindt ist mir eine Äußerung nicht wert. Einem, der nicht begreift, dass das "Wegekostengutachten", auf das er sich beruft, schon wegen seiner abenteuerlichen Ergebnisse (Mautsatz/km in € für Pkw: 0,017, für Busse: 0,095, für LKW > 12t: 0,126) eine Farce ist, sei auch verziehen, dass er eine durchschnittliche Fernbus-Auslastung mit 47,5 Passagieren unterstellt.

     

    Ich entschuldige mich für die vielen Zahlen. Aber ein anderer Weg, schreiende Inkompetenz zu entlarven, fällt mir nicht ein.

  • Sagt ihm, dass Ausländer in den Bussen sitzen, dann ist er dafür (Nach Harm Bengen, http://www.harmbengen.de )

  • Im Zuge eines ehrlichen Wettbewerbs müssen Fernbusse auf jeden Fall Maut bezahlen, zumal ja auch deren Ökobilanz weit hinter dem Bahnverkehr zurückliegt.

    Natürlich ist es im Computer- und HighTech-Zeitalter beschämend, wenn ein Unternehmen wie die Bahn sich nur auf repräsentative Immobiliengeschäfte und wenige Vorzeigezugverbindungen beschränkt und nicht in der Lage ist, flächendeckend ein funktionierendes und preislich attraktives Transportsystem auf die Reihe zu stellen.

     

    Die jetzt schon oft erhobenen Forderungen, die Bahn möge sich selber am Fernbuswahnsinn beteiligen, sind längerfristig Quatsch!

    • 6G
      65572 (Profil gelöscht)
      @Khaled Chaabouté:

      Und Dobrinths Beratung der Bahn bezüglich kostenlosem Internetzugang in den Zügen, in dem Zusammenhang, noch quätscher.

      • @65572 (Profil gelöscht):

        Was kostenlosen Internetzugang angeht, ist Deutschland doch allemal noch Entwicklungsland.

         

        Selber erlebt: In einem 4-Sterne-Urlaubshotel gibt es kein WLan, sondern lediglich in der Lobby einen (1) Computer mit Röhrenmonitor aus der Windows '98-Ära, wo die Halbe Stunde Internet 4€ kostet.

         

        Der nach wie vor allergrößte Teil der Bahnkunden sind nicht die ICE-Kunden, bei denen meist die Firma oder behördliche Dienststelle die Fahrt bezahlen oder die nur einmal im Jahr eine Urlaubsreise per Bahn machen, sondern es sind die täglichen Pendler im großeren Radius um die Ballungsgebiete und Großstädte, die heute täglich im Durchschnitt 2-3 Stunden in Bahn und ÖPNV verbringen und dabei z.B. im Ruhrgebiet nicht einmal durchgehenden Handyempfang, geschweige denn internettaugliche Netze haben. Hier gibt es jedoch keine Fernbusalternative, höchstens das Auto, welches aber angesichts von Dauerstaus und Parkplatzmangel keine ist. Also wird hier auch nichts dafür getan, den treuen Brot- und Butter-Kunden der Bahn die tägliche Fahrt etwas angenehmer zu machen, im Gegenteil, es werden Verbindungen ausgedünnt und abseits der großen Bahnhöfe steht man oft buchstäblich im Regen…

        • 6G
          65572 (Profil gelöscht)
          @Khaled Chaabouté:

          Ich wollte gar keine größere Diskussion vom Zaum brechen, weil man ja jetzt einwenden könnte, daß es ein gewisser Schwachsinn ist, wenn die Leute überhaupt pendeln müssen, weil sie daheim keinen Job finden oder weil sie sich ein schönes Häuschen im Grünen gönnen wollen.... und, ob der Weg von der Arbeit zum kleinen Glück durch eine dauerne Internetverfügbarkeit noch schöner ist, weiß niemand, die Leute starren doch auch so schon nur noch in ihre kleinen schlauen Kästchen.

           

          Ich wollte lediglich auf die argumentative Schwäche des Ministers hinweisen.

          • @65572 (Profil gelöscht):

            Ein letzter noch:

            Das mit dem Pendeln wegen des schönen Häuschens im Grünen mag für eine Minderheit zutreffen, der weitaus größte Teil der täglichen Zwangspendler im Bereich der Ballungsgebiete tut es bestimmt nicht freiwillig und jedesmal umziehen ist angesichts der immer kurzfristigen Jobperspektive und der schon seit Jahren allgemein geforderten mobilen Flexibilität auch nicht sinnvoll.

             

            Die allseits geforderte flächendeckende Internetverfügbarkeit dient ja in erster Linie der Werbung, also der weiteren kommerziellen Vereinnahmung. Ich habe mir den Blick aufs Smartphone in der Bahn jedenfalls ganz schnell wieder abgewöhnt und greife wieder zu Zeitung oder Buch.

             

            Dobrindt ist ein reiner Lobbyistengünstling, darüberhinaus kann man ihn nicht ernst nehmen.