Etwas verwunderlich sind die teils hysterischen Kommentare schon, die Jan Feddersen hier zu lesen gegeben werden.
Vielleicht zur Klarstellung: Dieser Beitrag von Feddersen ist in der Rubrik "Debatte" erschienen. In der gedruckten taz findet man solche Beiträge übrigens im zweiten Buch auf der letzten Seite "Meinung + Diskussion" - vor GKM. (Nur so zur Info für die frischgebackenen Ex-Abbonenten und geneigten Nicht-taz-Käufer-aber-online-Kommentierer)
Wer diesen Beitrag also als reine journalistische Lehre betrachtet, der sollte vielleicht öfter zu Produkten aus der Axel-Springer-Str. greifen, um zu lernen was schlechter Journalismus tatsächlich ist.
Feddersen gießt hier bewusst Öl ins Feuer. Kein Wunder für einen "Senior" der "alten" CSD-Bewegung, der mit ansehen muss, wie die Bewegung zunehmend von "Links" (es steht dahin wie Links diese selbsternannten Meinungsführer über die homo/transsexuellen Köpfe tatsächlich sind) zerredet und diskrediert wird.
Eine Bewegung, die es vom Juni 1969 und ein paar wenigen Schwulen(!), Transen und Lesben hin zu einer gesellschaftlich und politisch nicht mehr zu übersehenden weltweiten(!) Bürgerrechtsbewegung gebracht hat. Deren Anfang IN New York lag, wohlgemerkt, DEM Schmelztiegel der Nationen und Ethnien. Ein Anfang, in dessen Folge sich ein schwules Jahrzehnt über die Stadt ausbreitete.
Die weitreichenden Vernetzung in alle Bereiche der Gesellschaft hinein erklärt die Massenwirkung der CSDs/Prides. Ob Stadtwerke, Parteien, Gewerkschaften, Polizei, Feuerwehr, Lehrer bis hin zu wenigen größeren Unternehmen, sie alle bzw. ihre Mitarbeiter erkennen die CSDs als legitimes Forum an und ermöglichen ihren lsbt Mitarbeitern oder Mitgliedern die offizielle Teilnahme.
Das ist eine Errungenschaft die es jedes Jahr aufs neue zu erkämpfen gilt. Die aber auch vor Diskreditierung durch alternative "Nein-Initiativen" verteidigt werden muss!
Jene "Nein-Initiativen" die (außer dem Horizont über der eigenen Scholle) keine weitere Welt anerkennen wollen und damit jenen Verfechtern der Welt als Scheibe aus dem 16. Jhdt. gleichen.
Es täte ihnen gut zu begreifen, dass auch anderes queeres Leben eine legitime, zumal demokratische Daseinsberechtigung besitzt.
Eine Erkenntnis, die auch gewissen kleinen Gruppen mit homophober religiöser Prägung in Neukölln oder Hohenschönhausen dringend kommen sollte, genauso wie jenen neo-faschistischen Holzköpfen, die sich im nord- und südöstlichen Berlin eingenistet haben.
Von diesen Gruppen geht aktuell die tatsächliche Bedrohung für queere Lebensweisen aus.
Nicht jedoch von den Diskussionen über die sog. Philosophin aus Kalifornien, den selbsternannten besseren CSD aus Kreuzberg oder den vermeintlichen Rassismus der großen CSD-Bewegung.
In den zahllosen Kommentaren zum Butler-Eklat und den Folgen, liest sich das bisweilen aber anders.
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