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Gauck in BellevueMit Herzklopfen im Amt

Nun ist er eingezogen: Bundespräsident Joachim Gauck hat seine Amtsgeschäfte übernommen und äußert „Respekt“. Die ersten offiziellen Termine stehen auch schon an.

Größe ist nicht alles: Joachim Gauck vor seinem Amtssitz. Bild: dpa

BERLIN dapd | Der neue Bundespräsident Joachim Gauck hat am Montag offiziell seine Amtsgeschäfte übernommen. Er gehe mit Herzklopfen ins Schloss Bellevue, sagte Gauck am Vormittag bei seiner Ankunft am Amtssitz des Staatsoberhauptes in Berlin. Dutzende Schaulustige hatten vor dem Schloss verfolgt, wie die Staatslimousine mit dem Kennzeichen 0-1 vorfuhr.

„Es ist mehr Respekt“, sagte Gauck auf die Frage, ob er mehr Freude im neuen Amt oder doch mehr Respekt vor der Aufgabe empfinde. Am Sonntag war Gauck von der Bundesversammlung in Berlin im ersten Anlauf mit mehr als 80 Prozent der Stimmen zum 11. Bundespräsidenten den Bundesrepublik Deutschland gewählt worden. Er folgt auf Christian Wulff, der nach nur 20 Monaten im Amt wegen mehrerer Affären zurückgetreten war.

Empfangen wurde der frühere DDR-Bürgerrechtler im Schloss Bellevue vom kurzzeitig amtierenden Staatsoberhaupt, dem Bundesratspräsidenten und bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, sowie Ex-Bundespräsident Wulff. Danach zogen sich die drei zur Übergabe der Amtsgeschäfte in das Schloss zurück. Bei der Begrüßung mit dabei waren Gauck Lebensgefährtin Daniela Schadt und Seehofers Frau Karin.

Kurz nach der Begrüßung und dem obligatorischen Pressefoto gingen alle fünf zunächst ins Schloss Bellevue hinein. Unmittelbar darauf erschien Gauck noch einmal vor dem Portal mit seiner Lebensgefährtin zu einem Einzelfoto des neuen Präsidenten. „Es bummert sehr hier“, sagte der 72-jährige Gauck mit leichter Anspannung im Gesicht und zeigte dabei auf sein Herz.

Erste Reise führt nach Leipzig

Die erste Reise wird den ersten Ostdeutschen im Amt des Bundespräsidenten nach Leipzig führen. Hier hatte 1989 die friedliche Revolution ihren Anfang gefunden. Allerdings wird es kein politischer Termin sein. Der frisch gebackene Bundespräsidenten wird an der Festveranstaltung „800 Jahre Thomana“ teilnehmen. Dabei handelt es sich um den weltberühmten Thomanerchor.

Am Donnerstag steht dann in Berlin eine Teilnahme des Bundespräsidenten an der feierlichen Preisverleihung der Herbert Quandt-Stiftung im Rahmen des Ideenwettbewerbs für Bürgerstiftungen auf dem Programm. Gauck hatte unmittelbar nach seiner Wahl angekündigt, mehr für den Gemeinsinn werben und die Kluft zwischen Politik und Bürger verringern zu wollen.

Noch am Donnerstag begibt sich Gauck erstmals im neuen Amt aufs politische Parkett: Im Schloss Bellevue wird er den Präsidenten der Mongolei, Tsakhia Elbegdorj, begrüßen, für den er am Abend ein Staatsbankett gibt. Am Freitag wird der Theologe dann auf einer gemeinsamen Sitzung von Bundestag und Bundesrat vereidigt.

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9 Kommentare

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  • S
    swilly

    auch wenn es eine dapd-meldung ist, bekommt der Herr Gauck jetzt eine Berichterstattung wie der Genosse Honecker? Tagtäglich?

  • UR
    Ulrich R.

    Bitte keine Fehler in die Beiträge einbauen:

     

    1. der Bundespräsident war kein Bürgerrechtler;

     

    2. die Thomana besteht aus den Teilen Chor, Schule und Kirche.

     

    VG

  • RK
    Rüdiger Kalupner

    Es gibt Grund zum Herzklopfen und zur Angst, zu scheitern - aber nur für die Durchblicker des Ancien Régime der 2%Wachstumszwang-Kapitalisten. Diese wissen, dass BP Gauck mit einer einzigen Rede, diesen 2%Spuk beenden kann, wenn er sein Evolutionsprojekt- und Epochenwechsel-Wissen darin offenbart. Er müßte nur den öko-steuerfinanzierten KREATIV-lohn-für-Jedermann (wer googelt, wird finden) als Alternative zu den Flächentariflohn-Runden und -Erhöhungen von IGM und Verdi erwähnen.

     

    Damit würde er die Totschweigemauer öffnen, die die Nicht-Wissenden - bezogen auf das machtpolitisch getestete Epochenwechsel-Wissen für den Exodus aus dem 2%Spuk - von den Durchblickern n o c h trennt.

  • N
    Normalo

    @ Valecchi

     

    Nee, is klar. Demokratie ist, wenn EINER sich im Internet seine sorgsam durch gezielt gesammeltes Halbwissen gehegte Wut von der Seele schreibt.

     

    Sie sollten sich schon entscheiden: Entweder ist der Bundespräsident ein überflüssiges Anhängsel des Staatsapparates ohne echten Wert. Dann ist es nur recht und billig, dass man mit seiner Wahl nicht das ganze Volk behelligt (die Wahl würde allein die Kosten des Amtes für den Steuerzahler vervielfachen). Oder aber der Präsident ist eine so wichtige Identifikationsfigur und moralische Autorität, dass er - als einziger in der Exekutive des Bundes - durch demokratische Direktwahl vom Volk bestimmt werden muss.

     

    Also bitte entweder das eine oder das Andere. BEIDE Kritikpunkte gleichzeitig passen nicht. Ach ja, und dann gibt es da noch den Mittelweg: Man könnte sich auf den Standpunkt stelen, dass dem Bundespräsidenten schon eine gewisse Bedeutung zukommt, die die Existenz seines Amtes rechtfertigt, es aber genau nicht so wichtig ist (und sein soll) dass einer direkten demokratischen Legitimation bedürfte. Aber das hieße ja, am status quo nicht zu meckern, und dette jeht schoma janich, wa?

  • G
    GWalter

    NOCH WEIT ENTFERNT VON FREIHEIT & GERECHTIGKEIT

    Wenn wir dann auf unser Soziales Deutschland schauen, kann man feststellen, dass besonders seit

    G. SCHRÖDER die massive DEMONTAGE unseres Sozialsystems begonnen wurde....dazu bedurfte es keines Mutes, sondern KAPITALHÖRIGKEIT !!

     

    LOHNDUMPING, BILLIG-JOBS, LEIHARBEIT für die Arbeitnehmer und zunehmende Kürzungen und Streichungen für die RENTNER, bis hin zu der nachweislich WERTLOSEN RIESTER-RENTE und keine

     

    ANGEMESSENEN RENTENERHÖHUNGEN..

     

    Bereits 700 Milliarden € hat man den Rentnern aus der Kasse für allerlei zweckfremde Aufwendungen gestohlen und erzählt heute angesichts klammer Kassen die Mär von der DEMOGRAPHIE.

     

    Andererseits werden seit dieser Zeit die REICHEN, die BANKEN, die UNTERNEHMER massive STEUERLICH BEGÜNSTIGT und auch die SOZIALBEITRÄGE für diese KASTE werden immer mehr reduziert.

     

    Aber POLITIKER und BEAMTE als PENSIONÄRE erhalten jedes Jahr immer wieder deutlich höhere Zuwächse in der Alterversorgung....OHNE JEGLICHE BEITRAGSLEISTUNG...wie bei den Rentnern.

     

    Außerdem erhalten die Pensionäre mindestens 1900 € Pension, währen sich der kleine Rentner mit 790 € durch ein trauriges Leben im Alter schlagen muss.

     

    ALLE MÜSSEN endlich zahlen.

     

    Es gäbe dann eine Mindestrente und der Durchschnitt läge dann bei 2.600 € statt lumpiger 1.150 €.

     

    Dies sind einmal die wesentlichen Punkte, die ich ihm heute ans Herz legen möchte und dies in der Hoffnung, dass FREIHEIT auch für Sie bedeutet, dass die Menschen GLEICH und GERECHT behandelt werden müssen.

     

    DAVON IST MAN IN DEUTSCHLAND NOCH SEHR WEIT ENTFERNT, BZW. MAN HAT SICH SEIT SCHRÖDER UND MERKEL IMMER WEITER DAVON ENTFERNT

  • N
    Nassauer

    Die Ironie der Geschichte ist diesmal nahezu unglaublich: Ausgerechnet ein Pfarrer führt das Mätressen(un)wesen in deutschen Schlössern wieder ein! Schiller, Schubarth und Büchner rotieren im Grabe...

  • Q
    qed

    Mit Herzklopfen im Amt?

     

    Gauck hat doch gar kein Herz, was soll den da klopfen?

  • MA
    Monsieur Achie

    Es gut und schön aber ich finde bisschen alles albern. wenn ich den ganze tamtam sehe, denke ich an Dieter Bohlen und sein Program "Deutschland sucht Super Star". Eine kleine Bescheidenheit kommt immer gut an. was ist denn, wenn wir in halbem Jahr feststellen, dass er doch nicht der richtiger war. Immer schön auf dem Teppich bleiben.

  • SV
    Sandro Valecchi

    Ein Mann von GESTERN!

    1990 ist sein Thema, er lebt in der Vergangenheit, davon zehrt er. Das Jahr 2012, Europa, Finanzmärkte, Integration, die Problemstellungen unserer Zeit, ist für ihn nur ein Schlagwort, mehr weiss er nicht, mehr kann er nicht, mehr versteht er nicht.

    Mehr als 80 Millionen deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger haben ihn NICHT gewählt, es waren gerade einmal 991. Demokratie war das nicht, Demokratie ist das nicht, ein überflüssiges Amt und ein Fossil startet heute mit der schönsten Arbeitsbeschaffungsmassnahme (ABM), die Deutschland derzeit zu bieten hat.

    Sandro Valecchi, Moabit