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Gastkommentar Autor*innen zu EuropaEuropa ist heimatlos

Kommentar von Nora Bossong

Zehn Schriftsteller*innen darüber, dass Europa zuerst da war, vor allen Nationalstaaten und Wirtschaftsräumen, und unabschaffbar ist.

Europa gehört niemandem, nur sich selbst Foto: dpa

I ch war vorher da.

Ich war hier vor Belgien.

Ich war hier vor Österreich.

Ich war hier vor Dänemark, vor Kroatien, vor Deutschland, vor Frankreich, vor Italien, vor Spanien, vor Griechenland, vor Rumänien, vor Polen.

Ich war hier vor Schengen.

Ich war hier vor lesbisch.

Ich war hier vor weiß.

Das Ängstkollektiv

ist ein Schriftsteller*innen-Kollektiv, zu dem Nora Bossong, Gerhild Steinbuch, Özlem Özgul Dündar, Reinhard Olschanski und Thomas Klöckl gehören.

Ich war hier vor cis.

Ich war hier vor schwarz.

Ich wusste nicht, dass ich Europa bin, bevor ich Europa war.

Ich war Europa, bevor die Europäer ­kamen.

Wir schaffen Europa, wo immer das auch gewesen sein wird.

Wir haben schon an Europa geglaubt, bevor es versprochen wurde.

Wir waren vorher da.

Wir erinnern uns an ein Europa, das keine Grenzen gekannt haben wird.

Wir erinnern uns daran, auch einmal angekommen zu sein.

Man muss noch nicht einmal fortgegangen sein, um tausend Grenzen gesehen zu haben.

Ich bin hundert Sprachen und Dialekte.

Wir sind mehr als ein Wirtschaftsraum, mehr als ein Standortvorteil.

Der Kirschgarten meiner Oma: Europa.

Der Kinderwagen in Bukarest: Europa.

Die verregnete Straße in Istanbul: ­Europa.

Europa ist ein Problem, ein heftiges – und es wird keines gewesen sein.

Wir werden nie europäisch gewesen sein.

Europa wird nicht nur ein weißes ­Projekt gewesen sein, es wird sich nicht nur geträumt haben.

Europa ist heimatlos.

Europa ist enteignet.

Europa hat hundert Wurzeln, tausend Abzweigungen, zehntausend Möglichkeiten.

Europa existiert nur in Übersetzungen, in abertausend Auflagen und ebenso vielen Versionen.

Schluss mit den Achsen.

Schluss mit dem Mittelmeer.

Schluss mit den Schlagbäumen.

Schluss mit den Todesstreifen.

Keine Zukunft ohne Europa, ohne ­Europa keine Zukunft.

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3 Kommentare

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  • Europa hat eine sehr große Diversität. Darum ist es auch so entzückend, so unvorstellbar reich an einer kulturellen Vielfalt.



    Das ist eine von vielen schönen Seiten unseres Europas.



    Was wir nicht haben, auf jeden Fall zur Zeit und die letzten Jahre sind Einigkeit und Zusammenhalt, auf politischer Ebene gesehen. Als damals die EWG, die Europäische Wirtschafts Gemeinschaft gegründet wurde, da ging es steil bergauf.



    Heute, 2018 und schon seit einigen Jahren zuvor, geht es wieder bergab.



    Es herrscht in vielen Sachen in der Politk keine Gemeinsamkeit mehr. Und das ist, wie die Politik, spiegelt sich viel Uneinigkeit, zum Beispiel im Fusball, in der diesjährigen, WM, Unzufriedenheit, große Armut und Kommunikationsmangel der Bevölkerung wider. Obwohl die moderne Kommunikationstechnik heutzutage viel besser ist als vor Jahren, ich denke dass es der Mensch selbst ist der da zu beiträgt dass dieses, sagen wir einmal Fehlverhalten, zustande kommt.



    Die Eigensinnigkeit und das sture Verhalten der Menschen, großteils geprägt auch durch die miserable Politik unserer Regierung hat zu diesem Phänomen ehrlich gesagt beigetragen.



    Der Bürger vermisst in vielen kritischen Situationen den Rückhalt der Regierung. Viele Politiker geben sich garnicht bewusst bürgernah aus sondern regieren wie eiskalte Marionetten die nur ihr eigenes Interesse im Kopf haben.

  • Europa ist - wie alle Kontinente - eine Erfindung. Von Europäern.

    War also nicht vor den Europäern da.

  • Ich war hier vor der EU.