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Gaspoker unter Hochdruck

Drei Konzerngruppen bieten in der Endphase um die landeseigenen 51 Prozent an der Gasag. Ringen mit Senat um Preis, Genehmigung und Nebenkonditionen  ■ Von Bernhard Pötter

Die letzte Pokerrunde um den Verkauf der Gasag hat begonnen. Bis Ende Februar, heißt es aus Investorenkreisen, soll der Verkauf der landeseigenen 51,2 Prozent am größten kommunalen Gasversorger Deutschlands perfekt sein.

Etwa 1,2 Milliarden Mark will das Land Berlin für seine Anteile erlösen, doch diese Summe gibt bei den Verhandlungen nicht den Ausschlag. Wichtiger sind industrie- und strukturpolitische Zusagen der Investoren und nicht zuletzt die Frage der kartellrechtlichen Genehmigung.

Die Finanzverwaltung hat aus den Fehlern des Bewag-Geschäftes gelernt, wo zum Schluß kein Wettbewerb mehr zwischen den Bietern bestand. In der letzten Runde bei der Gasag bieten drei Investoren-Konsortien gegenseitig den Preis hoch. Ein Zusammenschluß der Konsortien ist kaum möglich, weil die jeweiligen Anteile dann zu gering wären. Berlin macht außerdem kräftig Preispolitik über die Presse: In einem Interview mit der Morgenpost forderte der Gasag-Chef am vergangenen Wochenende als kaum verhülltes Sprachrohr des Senats die Investoren dazu auf, die Angebote nochmals zu erhöhen.

Die Zahlen liegen bereits jetzt weit über dem Börsenwert der Gasag-Aktien von 500 Millionen Mark, den die Investmentbank Merrill Lynch im letzten Jahr berechnete.

Verhandelt wird in diesen Wochen vor allem um die Angebote der Konsortien, in Berlin Büros zu gründen oder Betriebsteile in die Stadt zu verlegen. Damit soll neben der Sicherung der Steuereinkünfte aus der Gasag auch neues Steuereinkommen für die marode Landeskasse gesichert werden. Das Konsortium Bewag/Gaz de France wirbt um den Zuschlag mit dem Versprechen von „Synergieeffekten“ bei der Energiewirtschaft von Strom und Gas. Bewag- Chef Dietmar Winje hat erklärt, eine Konkurrenz zwischen Gasag und Bewag auf dem Markt für Fernwärme gebe es praktisch nicht. Das allerdings sieht das Kartellamt anders. Es befürchtet „wettbewerbliche Probleme“, weil die Bewag bereits jetzt knapp 12 Prozent der Gasag hält und ihre Position weiter ausbauen würde. „Bereits jetzt ist die Bewag bei der Fernwärme marktbeherrschend, deshalb wäre ein Zukauf problematisch“, heißt es von den Wettbewerbshütern. Ebenso mit der Stirn runzelt die Behörde beim Bewag- Partner Gaz de France: Der französische Energiekonzern besitzt die „Erdgas Mark Brandenburg“ im Umland und werde deshalb wenig Interesse an einem schärferen Wettbewerb zwischen Gasag und den Umlandversorgern haben.

Auch die zweite Bietergemeinschaft aus RWE, Ruhrgas und Houston Industries steht beim Kartellamt unter Verdacht. Der Stromriese RWE und der deutsche Gasgigant Ruhrgas besitzen jeweils bereits knapp 12 Prozent der Gasag. Die Bildung des Konsortiums mit dem unverdächtigen Houston ist der eine Schachzug der Deutschen, um ihre Chancen wieder zu erhöhen. Der andere ist die Ankündigung, Ruhrgas werde sich nur mit Geld, nicht aber mit weiterem Einfluß am Gasag-Kauf beteiligen. Denn Ruhrgas liefert der Gasag bereits jetzt Gas, säße also bei einer weiteren Beteiligung noch stärker auf beiden Seiten des Verhandlungstisches.

Als „völlig unproblematisch“ gilt dagegen beim Kartellamt die Kombination aus BWB und Tractebel. Das Duo aus den Berliner Wasserwerken und dem größten belgischen Gaskonzern ist bisher nirgendwo im Gasmarkt der Region vertreten. Deshalb fühlen sich die Belgier offenbar von der Verkäuferseite nicht ausreichend ernst genommen. Bei einer Präsentation des Konzerns im belgischen Brügge verwies Tractebel-Chef Philippe Bodson vor allem auf die Erfahrung des Konzerns in liberalisierten Märkten wie etwa den USA, Südamerika und Asien. Der Konzern mit weltweit 40.000 Angestellten rangiere im Gasgeschäft noch vor Gaz de France und Ruhrgas. Im Duett mit den BWB wolle man innerhalb von zehn Jahren den Marktanteil der Gasag in Berlin (bisher 30 Prozent) verdoppeln, die Kraft-Wärme-Kopplung weiter ausbauen, das Osteuropageschäft von hier aus betreiben und die Gaspreise für die Verbraucher senken.

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