Gasförderung im Wattenmeer: Bohren am Schutzraum
Zwischen zwei Nationalparks vor Ostriesland will ein Konsortium nach Gas bohren. Umweltschützer warnen vor Giftstoffen in der Nordsee.
In einem Gebiet mit dem wunderlichen Namen Geldsackplate nahe der Insel Borkum will ein britisch-niederländisches Konsortium der Unternehmen Hansa Hydrocarbons und Oranje-Nassau Energie zwei Explorationsbohrungen vornehmen. Im Feld „Diamant-Z1“ sollen Gasvorkommen in 4.000 Meter Tiefe erkundet werden, im benachbarten Feld „Ruby SE“ in 2.600 Metern Tiefe. In beiden Bereichen, die zwischen den Nationalparks Niedersächsisches und Niederländisches Wattenmeer innerhalb der deutschen Zwölf-Seemeilen-Zone liegen, sind mehrwöchige Produktionstests vorgesehen.
In der Nähe befinden sich mehrere nach der europäischen Richtlinie Flora-Fauna-Habitat geschützte Gebiete. „Im FFH-Gebiet um Borkum leben streng geschützte Schweinswale sowie seltene Lebensgemeinschaften des Meeresbodens, die nicht mit Sediment überdeckt werden dürfen“, warnt BUND-Frau Wudtke. In Voruntersuchungen soll zudem in 200 bis 300 Metern Tiefe nach oberflächennahem Erdgas gesucht werden. Dazu würden Schallquellen mit sehr hohen Druckpegeln eingesetzt, die insbesondere dem Schweinswal bei der Orientierung und Jagd schaden können.
Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) als Genehmigungsbehörde muss eine Umweltverträglichkeitsstudie erstellen lassen. Mit einem Bescheid ist nicht vor 2019 zu rechnen.
Ob der BUND eine Genehmigung vor Gericht anfechten wolle, ließ Wudtke zum gegenwärtigen Zeitpunkt offen. Allerdings ist ihre Einschätzung klar: „Angesichts der Energiewende fällt dieser Antrag nach Erdgasbohrung völlig aus der Zeit. Der BUND lehnt dieses rückwärtsgewandte Vorhaben kategorisch ab.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Angeblich zu „woke“ Videospiele
Gamer:innen gegen Gendergaga
Haldenwang über Wechsel in die Politik
„Ich habe mir nichts vorzuwerfen“
Israelis wandern nach Italien aus
Das Tal, wo Frieden wohnt