Gaddafis größte Auftritte: Under My Umbrella
Revolutionsführer, Popstar, Stilikone: Muammar al Gaddafi ist tot. Irgendwie wird man ihn und seine großen Auftritte dann doch vermissen. Ein Best of.
Seine musikalische Karriere begann spät. Als Junge aus einfachen Verhältnissen, gelang es Muammar al Gaddafi erst im hohen Alter, sein ertragenes Leid in große Poesie umzuwanden.
Nachdem der kaum noch aufzuhaltende Hype der Stammesfolklore sich immer breiter zu machen drohte, lief Gaddafi zu Höchstformen auf und produzierte seinen größten Hit, der stilprägend sein sollte.
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Doch er hatte es nicht leicht. Obwohl er sich innerhalb kürzester Zeit internationales Ansehen verschafft hatte, musste er sich gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen.
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Der Knebelvertrag mit seinem Produzenten hinderte ihn daran, wirklich Neues zu produzieren, so dass er sich auf Coverversionen konzentrierte. Dabei entstanden wunderschöne Stücke, die ihn nicht nur in Libyen unvergessen machen.
Kritiker warfen ihm vor, er habe keine ausdrucksstarke Stimme. Sein dröhnender Beat sei nur durch den Einsatz von Vocodern zu ertragen. Doch posthum entdeckte Studioaufnahmen bislang unveröffentlichter Schmusesongs zeigen, dass auch das nur eine Propagandalüge war.
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Seine Message bestand aber nicht aus holzschnittartigen Parolen. Man musste schon genau hinhören und zwischen den Zeilen lesen, um die ambivalenten, verstörenden, uneindeutigen Soundcollagen wirklich zu verstehen.
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Am besten eigneten sich dafür seine Live-Auftritte, die noch heute Gänsehaut verursachen.
Leser*innenkommentare
Witzfigur
Gast
Araber lachen sich nicht erst seit dem arabischen Frühling über al-Gaddafis Marotten und schräge Reden kaputt. Warum man aber andere als Spiesser bezeichen muss, weil Ihnen dieses Wissen fehlt, kann ich nicht nachvollziehen. Wer zuerst an Gs Opfer denkt, verdient schon ein Minimum an Respekt, oder?
Gaddafis liebstes Wohnmobil
Gast
Es hätte nun wahrlich keines weiteren Belegs mehr dafür bedurft, dass ein Großteil der taz-Leserschaft nichts weiter ist als ein Haufen selbstgerechter, apolitischer, moralinsaurer und gänzlich spassbefreiter Hanseln, die vermutlich zum Lachen in den Keller gehen.
Den schwer betroffenen Bedenkenträgern dieser Kommentarspalte könnte aber, wenn ihnen schon Begriffe wie Ironie und Satire vollkommen fremd sind, zumindest auffallen, dass die hier vorgestellten Videos von den Leuten, die Gaddafi unterdrückt, gefoltert und massakriert hat, entweder selbst hergestellt oder aber zumindest voller Begeisterung aufgenommen wurden.
In dem Moment, als den Libyiern klar wurde, dass der Schlächter Gaddafi zugleich ein grotesk lächerlicher, exzentrischer Superspinner ist, über den man Witze reissen kann, haben sie die Angst vor ihm verloren.
Dem prototypische taz-Spiesser hingegen fällt dazu natürlich nur ein, dass Videos, in dem der große Führer lächerlich gemacht wird, vollkommen geschmacklos sind.
Zum Glück gab es zwischen 33 und 45 weder Youtube noch taz. Nicht auszudenken, welche moralischen Höllenqualen der taz-lesende Spiesser sonst auszustehen gehabt hätte.
Jürgen
Gast
"Irgendwie wird man ihn und seine großen Auftritte dann doch vermissen."
Sagen Sie das mal den Leuten die gefoltert wurden! Und entschuldigen sich dann. Oder vermisst man noch andere Diktatoren? Geschmacklos!
E.D.Mund
Gast
"Under My Umbrella
Revolutionsführer, Popstar, Stilikone: Muammar al Gaddafi ist tot. Irgendwie wird man ihn und seine großen Auftritte dann doch vermissen."
Angesichts dessen, was in Libyen unter dem Regime von Gaddafi passiert ist, ist dieser Artikel einfach nur pervers!
Edgar Lösel
Gast
Ich muss zugeben, dass mich diese Art von "McNews" nicht mehr vom Hocker reißt. Das sollte man "GMX News" überlassen. Nichts gegen Humoriges, aber bei allem exzentrischen Auftreten: Ghadaffi war in erster linie ein Diktator. Sein Appeal als Popstar oder Stilikone zu thematisieren, führt zu einer Lifestylisierung des politischen Journalismus, bei der man als Leser auf die Spaßbremse treten möchte. Angesichts der "taz zahl ich"-Aktion: Könnte ich für die Lektüre des Textes bitte 20 Cent bekommen? Mit geschmacksdiktatorischen Grüßen, E. Lösel
Brandeis
Gast
Hmm..., jetzt kann er wohl nur noch in "Another one bites the dust" auftreten ;-).
JoHnny
Gast
werte doris arkap,
der taz-titel "guttenberg schneller als gaddafi"
war gestern - jetzt hat gaddafi den guttenberg
überholt!...
mfg
Philipp
Gast
Einer der schlimmsten Diktatoren unserer Zeit und diese Zeitung hat nichts besseres zu tun, als ihn als lustigen Gesellen zu verniedlichen. Traurig, aber anscheinend ist dieser Mensch für einige wirklich eher Stilikone denn barbarischer Menschenfresser. Vielleicht könnten Sie den Artikel ein wenig kontrastieren, indem sie die drei größten Verbrechervideos "made by Gaddafi" mitreinstellen. Danke sehr!
ama.dablam
Gast
Kuhl!! Jetzt noch Best of Josef, Adolf et al und mein Tag ist gerettet.
Fazit: Nichts ist so peinlich, dass es jemand nicht täte...
Avni
Gast
Liebe Taz Redaktion,
das ist echt wuerdelos und geschmacklos!!! Dieser Mann war kein Komiker der ein "Best of" braucht. Und ich glaube kaum, dass man sein "großen Auftritte" vermissen wird.
Wolf
Gast
Irgendwie habt Ihr wohl ein Rad ab, oder?
Der Diktator ist tot, wahrscheinlich von anderen Idioten ermordert worden, mit Unterstützung von Nato-Verbrechern.
Was soll jetzt diese Folklore? Bleibt mal ganz cool und wartet, was jetzt abgehen wird; vielleicht deutsche Soldaten zur "Unterstützung des Aufbaus", wenn die Franzosen und Engländer nicht so einfach wegen der Stammesrivalitäten an´s Öl herankommen???