Gabriele Pauli: Ehe soll nur noch sieben Jahre gelten
Die Landrätin aus Fürth hat eine neue Idee. Ehen sollen nur auf sieben Jahre geschlossen werden. Demnach müsste man eine Ehe öfter auffrischen als eine Tetanusimpfung.
MÜNCHEN afp/rtr/taz Mit der Forderung nach einer Befristung von Ehen hat sich die Fürther Landrätin Gabriele Pauli im Rennen um den CSU-Vorsitz zurückgemeldet. "Mein Vorschlag ist es, dass Ehen nach sieben Jahren auslaufen", sagte Pauli am Mittwoch in München. "Das heißt, dass man Ehen in Zukunft nur noch befristet abschließt und dann aktiv ja sagt zu einer Verlängerung." Durch die Verlängerung könne es auch weiter lebenslange Ehen geben, die Befristung spare aber möglicherweise Scheidungskosten. CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Herrmann nannte den Vorschlag "absurd".
Der Vorschlag Paulis ist Teil ihres Wahlprogramms, mit dem sich die Landrätin Samstag kommender Woche gegen Horst Seehofer und Erwin Huber um die Nachfolge von Edmund Stoiber als CSU-Chef bewerben will. Der Parteitag entscheidet am 29. September. Obwohl die Landrätin in Umfragen recht gute Werte bekommt, gilt sie auf dem Parteitag als chancenlos. Dort stimmen Mandatsträger und Funktionäre der CSU ab.
Pauli selbst ist zweimal geschieden. Herrmann sagte am Rande einer Klausurtagung der CSU-Landtagsfraktion in Kloster Banz, "es macht überhaupt keinen Sinn, die Ehe als solche zu relativieren und in Frage zu stellen". Es werde ja niemand zur Ehe gezwungen, es seien auch Partnerschaften möglich, die nicht vor dem Standesamt geschlossen werden. "Die Institution Ehe bedeutet ja, auf Dauer zusammen zu leben."
Pauli sieht in ihrer parteiintern heftig umstrittenen Kandidatur ein Zeichen für mehr Wahrhaftigkeit in der Politik, wie sie sagte. Sie wolle ein Signal geben, dass Politik wahrhaftiger und glaubhafter werden solle. Dabei kritisierte sie, dass die CSU in letzter Zeit viele Bürger abgeschreckt habe. Auch gegen das neue CSU-Programm wandte sich die als Stoiber-Kritikerin bekannt gewordene Landrätin. Darin stehe, der Mensch ist unvollkommen. Solange Politiker so dächten, dass es diesen unvollkommenen Bürger gebe, suggerierten sie, dass sie ihn nicht ernst nehmen.
Pauli hatte bereits im vergangenen Jahr Stoiber wiederholt in Frage gestellt und eine Abstimmung über dessen erneute Kandidatur um das Amt des Ministerpräsidenten gefordert. Nachdem sie im Dezember zudem eine Bespitzelung ihres Privatlebens durch einen der engsten Mitarbeiter Stoibers öffentlich gemacht hatte, geriet Stoiber parteiintern unter wachsenden Druck. Nach einer Auseinandersetzung mit der CSU-Landtagsfraktion um seine weitere Amtszeit kündigte Stoiber noch im Januar entnervt an, als CSU-Chef und bayerischer Ministerpräsident ausscheiden zu wollen. Zu seinem Nachfolger als Ministerpräsident soll Anfang Oktober der bayerische Innenminister Günther Beckstein (CSU) gewählt werden.
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