GELD: Regional macht krisenfest
Die Sparkasse hat leichte Verluste, erweist sich im Weltwirtschafts-Strudel jedoch als stabiles Geschäftsmodell. Beim Beraten will sie "systematischer" werden.
Rechtzeitig zur Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Bremen hat Rudolf Hickel sein Buch „Zerschlagt die Banken“ auf den Markt geworfen. Allerdings sind die Thesen des renommierten Bremer Wirtschaftswissenschaftlers weit weniger radikal, als der Titel der „Streitschrift“ vermuten lässt. Dem regionalen Geschäftsmodell der Sparkassen im Allgemeinen stellt Hickel sogar ein gutes Zeugnis aus – was von den gestern verkündeten Zahlen für 2011 im Prinzip auch bestätigt wird.
Gänzlich ungerupft blieb das Bremer Geldinstitut allerdings nicht angesichts der vielfältigen Verwerfungen auf dem Kapitalmarkt. Das Ergebnis nach Steuern lag 2011 mit 21,9 Millionen Euro leicht unter dem des Vorjahres, sowohl bei den Kunden- wie auch bei den Mitarbeiterzahlen gibt es leichte Rückgänge. Vorstands-Chef Tim Nesemann verweist auf das große Ganze: Nachdem sich die Weltwirtschaft Anfang 2011 zunächst weiter erholte, habe die Schuldenkrise „einiger europäischer Staaten im weiteren Jahresverlauf für Verunsicherung gesorgt“.
So gesehen findet Nesemann seine Zahlen, zu denen auch die Absenkung der Bilanzsumme um fast 66 Millionen auf 10,5 Milliarden Euro gehört, „sehr zufriedenstellend“. Nesemann: „Das war ein wirklich gutes Jahr.“ Hickels Buch, das Nesemann bislang „nur quergelesen“ hat, bestätigt das kommunale Geschäftsmodell: Hickels anti-kapitalistisch gewandete Philippika ist im Grunde nur an die Großbanken adressiert und sieht die Sparkassen im Kontext der Finanzkrise als Erfolgsbeweis für die Vorzüge eines „dezentralen, sicheren Bankenmodells“. Auch die Landesbanken, so Hickel, hätten nur dann „noch eine Chance“, wenn sie als reine Regionalbanken tätig seien.
Trotzdem: Im Vergleich zu 2010 fehlen der Bremer Sparkasse 4.000 Kunden und 25 Mitarbeiter – und dass, obwohl die Jahresbilanz eine Steigerung des Personalaufwands auf insgesamt 92,6 Millionen Euro ausweist. Hintergrund ist, dass die Sparkasse hier sozusagen selbst in der Zinsfalle sitzt: Ihr Pensionsfonds leidet unter den niedrigen Kapitalerträgen. Ein weiteres Problem steckt in den Beteiligungen: Da sich der Kaufpreis der Berliner Landesbank-Holding „als nicht nachhaltig erwies“, wie Nesemann es ausdrückt, waren „einige Abschreibungen erforderlich“ – genauer gesagt immerhin 13 Millionen Euro.
Nun zum Positiven: Die Sparkasse eröffnete zwei neue Filialen, der auf Finanzgeschäfte spezialisierte TÜV Rheinland stellte ihr erstmals ein für drei Jahre gültiges Zertifikat über Beratungsqualität aus. Vorgeschaltet war ein Evaluationsprozess, bei dem der Auftraggeber durchaus auch leer – also ohne Zertifikat – ausgehen könne, wie der TÜV-Vertreter auf Nachfrage versichert. Den Bremern wurden 20 „Empfehlungen“, also Verbesserungsaufträge mit auf den Weg gegeben. „Potenzial“ – das Wort „Mängel“ gehört nicht zum hier üblichen Sprachgebrauch – sieht der TÜV etwa in der Systematik der verdeckt getesteten Beratungsgespräche: Die Bedarfslage der Kunden könne „systematischer“ erfasst werden. Umgekehrt ausgedrückt: Berater sollen nicht primär das eigene Produkt, sondern die Bedürfnisse der Kunden vor Augen haben.
Konstant ist das Engagement der Sparkasse im Kultur- und sonstigen Sponsoring: Dafür investierte sie auch 2011 rund vier Millionen Euro in der Region. Dass diese Gemeinwohl-Orientierung in den Statuten der Sparkasse verankert ist, sieht Hickel als entscheidenden Unterschied zu den „Zockerinstituten“.
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