GEHT’S NOCH?: Flieger, grüß mir die Sonne
Schon wieder ein „Rüstungsschrottskandal“: Die deutschen Aufklärungstornados fliegen nur tagsüber
Die Bundeswehr braucht unbedingt mehr Geld. Ein paar Fantastitrilliarden, mindestens. Warum? Erstens weil das Militär immer mehr Geld braucht. Zweitens, weil doch jeder weiß, dass unsere starke Truppe so schlecht ausgestattet ist. Da reicht doch schon ein Blick in den Nachthimmel Syriens: Ist da ein deutscher Tornado zu sehen? Eben nicht. Denn die fliegen nur tagsüber. Da sieht man’s doch! Die Bild-Zeitung ist ebenso schwer empört wie Linksfraktionschef Dietmar Bartsch. Der Experte der Linkspartei für alles und nichts spricht sogar entrüstet von einem neuen „Rüstungsschrottskandal“. Erinnerungen an die Starfighter-Affäre werden wach.
Sicherlich, es klingt schon verdammt lächerlich, dass es den in Syrien eingesetzten Tornados wegen zu hell beleuchteter Cockpits bisher an der „Nachtsichtfähigkeit“ fehlt. Dass es dort keine funktionierende Luftraumkontrolle gibt und die Piloten bei Dunkelheit deshalb mit Nachtsichtbrillen fliegen müssten, was jedoch nicht geht, weil die wegen eines Softwareproblems nicht ausreichend dimmbaren Displays sie dann blenden würden, war schließlich schon vor dem Einsatz bekannt. Warum diesem Defizit erst jetzt mit einer schlichten Abdunklungsfolie zu Leibe gerückt wird, bleibt ein Geheimnis des Verteidigungsministeriums. Vielleicht sollte einfach nur mal wieder die Mär von der zu schlecht ausgestatteten Truppe bedient werden – zur Rechtfertigung der ersehnten Erhöhung des Rüstungsetats.
Der Wahrheitsfindung dient aber vielleicht der Hinweis, dass die Bundeswehr sehr wohl über Aufklärungstornados verfügt, die – weil sie mit einer anderen Systemversion der „Avionics System Software Tornado in Ada“ ausgestattet sind – problemlos nachts fliegen. Diese Tornados wurden allerdings bewusst nicht nach Syrien geschickt, weil sie bei der erwünschten Tagesaufklärung schlechtere Ergebnisse liefern als die eingesetzten. Tatsächlich finden keine deutschen Aufklärungsflüge in der Nacht statt, weil daran im Rahmen der Anti-IS-Operation „Counter Daesh“ kein Bedarf besteht. Dummerweise lassen sich höhere Rüstungsausgaben damit nur schlecht rechtfertigen. Pascal Beucker
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