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GALERIEN STELLEN VOR: Das Schaufenster Nr. 14

Zu einer „Seh-Reise“ lädt der Atelierhof ein und präsentiert Holzskulpturen des Pariser Künstlers Vincent Kressmann. Die Wand-Holz- Bilder stehen bewußt zwischen Bild und Skulptur. Der Mensch ist hier Teil einer Einheit aus planzlichen, mineralischen, tierischen Motiven. Kressmann verwendet ursprüngliche Formen wie Kreis, Oval, Dreieck und erinnert mit seinen Arbeiten an archäologische Fundstücke vergangener Kulturen. Kressmann selbst nennt als Vorbilder deutsche Expressionisten wie Heckel und Kirchner und die Neuen Wilden der 80er Jahre.

Bis zum 31. Mai im Atelierhof, Alexanderstr. 9b, Eröffnung 8.5., 20 Uhr

Das Karstadt-Schaufenster Nr. 14 war 1991 der Ort für die Installation „Reise“, die die drei Bremer Künstlerinnen Irmgard Dahms, Marikke Heinz-Hoek und Isolde Loock realisierten: Sie bedeckten die Fensterfront mit einem verzerrenden Spiegel und ließen nur sechs schmale Öffnungen frei für den Blick ins Innere des Fensters.

Wer hindurch spähte, sah eine Leinwand und alle drei Sekunden ein Dia mit Reiseeindrücken aus verschiedenen Städten und Landschaften. Dazwischen Textfragmente aus dem Libretto von Mozarts „Cosi fan tutte“. Wie die PassantInnen damals davorstanden, sich nach außen verzerrt spiegelten, nach innen mit Reise und Bewegung konfrontiert waren, das haben die Künstlerinnen nun wiederum zwei Wochen lang auf Fotos, Videobändern und in Notizen festgehalten: „davor — dahinter / per medium“ heißt ihre Installation.

Zu sehen bis zum 29. Mai parallel zur historisch orientierten Ausstellung „Frauen sehen ihre Zeit“ in der Kassenhalle am Brill.

„Bewahren, was sonst verlorenginge“ heißt die Foto-Sammlung des Schriftstellers Walter Kempowski. Seit 1978 trägt Kempowski deutsche Biografien im Dachgeschoß seines Hauses nahe Bremen zusammen, schon 2.000 Lebensläufe als Tagebücher, Briefe, Erinnerungen — und Fotos, die in den Ordnern und Alben des „Kempowski Archivs für unpublizierte Biografien“ schlummern. 150.000 Alltagsfotos hat der Sammler bislang erhalten, für seine Sammlung wählte er nur Bilder bis 1950 aus. Die Bilder zeigen typische Fotoalben-Szenen: Hochzeiten, Taufen, Geburten, Ausflüge, Urlaub. Es geht um das Bewahren von Bildern nahestehender Menschen, um das Festhalten besonderer Anlässe. Und: Es gibt immer noch kaum Dokumentationen aus der Arbeitswelt unter all den Landschafts-, Kinderbildern und Gruppenfotos.

Zu sehen bis zum 29.5. in der Landesbildstelle, Uhlandstraße 53

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