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Futtermittel-SkandalDer Schimmelpilz breitet sich aus

Mehr Bauernhöfe als angenommen haben mit einem Pilz verunreinigtes Futter bezogen. Bislang gab es noch keine Grenzwertüberschreitungen bei verarbeiteter Milch.

Aufgefallen war die Verunreinigung des Futtermais durch einen positiven Test auf das Pilzgift Aflatoxin in Rohmilch. Bild: dpa

BERLIN taz | Von dem mit einem Schimmelpilz belasteten Futter sind insgesamt über 1.000 Betriebe mehr betroffen als bislang angenommen: Allein in Niedersachsen hatten 4.467 landwirtschaftliche Betriebe mit dem Schimmelpilzgift Aflatoxin B1 belastetes Futter erhalten, teilte das dortige Verbraucherschutzministerium am Wochenende mit.

Zuvor war noch von 3.560 Betrieben die Rede gewesen. Der höhere Wert ergibt sich nach Angaben des Ministeriums aus neuen Vertriebslisten, die die Futtermittelunternehmen verspätet abgeliefert hätten. Auch in Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der betroffenen Höfe von 15 auf 111 erhöht.

Am Freitag war bekannt geworden, dass eine Lieferung Futtermais aus Serbien mehr von dem Schimmelpilzgift enthält als erlaubt. Ein Teil davon wurde nach Ministeriumsangaben bereits an 14 Futtermittelunternehmen ausgeliefert, der Rest mittlerweile in einer Lagerhalle gesperrt. Aflatoxin entsteht nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) entweder auf dem Feld oder bei der Lagerung von Lebensmitteln. Die Substanz habe ein „hohes krebserregendes Potenzial“. Sind Futtermittel belastet, kann das Gift über das Tier in die für den Verzehr bestimmten Bestandteile – wie Milch, Fleisch oder Eier – übergehen.

Aufgefallen war die Verunreinigung des Futtermais durch einen positiven Test auf Aflatoxin in Rohmilch. Die Milch enthielt 57 Nanogramm pro Kilo statt der erlaubten 50 Nanogramm pro Kilogramm Rohmilch. Da jedoch beim Transport und bei der Verarbeitung die Milch verschiedener Höfe vermischt werde, hält das niedersächsische Ministerium erhöhte Werte im Endprodukt für unwahrscheinlich.

Erste Unterschungen waren negativ

Erste Untersuchungen von Milchproben waren nach Angaben des Ministeriums auch negativ. Von 79 untersuchten Proben habe keine den Grenzwert für Aflatoxin überschritten, teilte die Behörde am Wochenende mit. Jedoch hätten 8 von 19 untersuchten Futtermittelproben mehr Aflatoxin enthalten als erlaubt.

Der Grenzwert für Futtermais liegt bei 0,02 Milligramm pro Kilogramm, die Lieferung aus Serbien enthielt 0,204 Milligramm pro Kilogramm. Teilweise wurde der Mais zu Mischfuttermittel weiterverarbeitet, neben Niedersachsen seien geringe Mengen des Produkts auch nach Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie in die Niederlande geliefert worden.

Nordrhein-Westfalen beziffert die Zahl der betroffenen Betriebe mittlerweile auf 111. „Dabei handelt es sich vor allem um Schweine-, reine Rinder- und Geflügelbetriebe“, teilte das Verbraucherministerium am Sonntag in Düsseldorf mit. Unter den verdächtigen Höfen seien neun Milchviehbetriebe, die verdächtiges Futter aus Niedersachsen erhalten hätten.

Unterdessen werden aus verschiedensten Richtungen Forderungen nach stärkeren Kontrollen laut: Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) schlug vor, die Kontrollen durch die Länderbehörden künftig „stärker als bisher“ über Gebühren mitzufinanzieren. Die Verbraucherorganisation Foodwatch warf dem Bund dagegen vor, die Futtermittelindustrie nicht zu systematischen Kontrollen verpflichtet, sondern Schwachstellen im System in Kauf genommen zu haben. (mit dpa)

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4 Kommentare

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  • E
    ello

    Es gibt keinen Futtermittel-Skandal. Das sollte selbst ein tazler begriffen haben. Der einzige Skandal ist, daß die Grünen dem BfR wegen eine sachlichen Stellungnahme Redeverbot erteilen wollen.

  • A
    Axel

    Wenn der bei uns erzeugte Mais als preiswerter Energielieferant in unseren Biogasanlagen verschwendet wird und die Milchbauern importierten Mais kaufen müssen, weils hierzulande keinen mehr gibt, dann ist das Geschrei groß! Wo sind denn jetzt die ökobewegten Energiewender, man hört nichts Herr Trittin! Das wäre doch jetzt mal eine echt grüne Angelegenheit oder haben sie nicht gewusst was sie da langfristig anrichten?

    Womöglich werden Ihnen so langsam die Folgen ihrer Politik klar. Den meisten Schaden vom Aflatoxin haben die Kühe und die Bauern, weil die Kühe zB. unfruchtbar werden, aber das interessiert keinen Menschen, nicht mal die Tierschützer. Und wennes keine deutsche Milch mehr gibt können wir alle demnächst gleich die Milch aus Serbien kaufen...

  • J
    J.Lau

    Die Überschrift"Schimmelpilz breitet sich aus" ist natürlich schön eklig. Aber ist in dem Futtermittel tatsächlich Schimmelpilz drin?? Wenn man den Artikel liest, dann geht es doch um das Schimmelpilzgift Aflotoxin und nicht um den Schimmelpilz.

     

    Wurde hier eine dpa-Meldung kritiklos übernommen?

     

    Mit freundlichen Grüßen

    J. Lau

  • EE
    ekel Erregter

    Bevor die EU entstand, wurden Strategien entwickelt in der der Arbeitnehmer in jedem Betrieb beliebig austauschbar wird und der Betrieb, die Firma weiterhin existiert.

    Gleichzeitig musste für das Ziel der Beliebigkeit ein Qualitätsmaßstab und spezielle Prozesse eingeführt werden.

    Es entstand die ISO 900x Normierung die gleichzeitig die wirtschaftliche Ausgrenzung ermöglicht. Auch für den Warenhandel, Import!

    Jeder Betrieb der an irgendwelchen Ausschreibungen teilnehmen will, muss ISO zertifiziert sein.

    Diese Zertifizierung kostet manche Firmen 70000,- Euro und mehr und dient natürlich via SAP den Rating Agenturen zur Beurteilung der Firmen. Der kapitalistische Kommunismus, gleich machen und bewerten?!

    http://ec.europa.eu/agriculture/organic/consumer-confidence/inspection-certification_de

     

    Soweit die Theorie.

    Praktisch sieht es ganz anders aus.

    Alle Firmen die in Lebensmittelskandalen involviert sind, sollte die ISO Zertifizierung aberkannt, gleichzeitig in ein personenbezogenes EU Register eingetragen werden.

    Politiker, Datenschützer und die Vorstände der Betrügerökonomie werden heulen, haben aber der Beurteilung über Creditreform, Schufa etc. für jede einzelne Person zugestimmt! H4 Empfänger müssen sich und die gesamte Famile komplett nackt machen, Verbrecher nicht.

    Restlos und ohne Ausnahme sollten die Panscher aus dem Verkehr und den willfährigen EU und Landespolitiker keine Chance zur Veränderung der Richtlinien geben. Ob Grenzwerte Bisphenol, radioaktive Verseuchung o.ä., korrupten Politiker den Kampf ansagen.

    UNCAC umsetzen, rapido.

     

    Es ist mehr als verwunderlich das Verarbeitende Betriebe mit steuerlichen Kontenrahmen keine Eingang-/Ausgangs Qualitätskontrolle, eine EN/ISO Norm!, besitzen und zwischen Ratte, Pferd oder Rindfleisch oder kontaminiert/giftigen Produkte nicht unterscheiden können.

    Widerlich unser unfähigen Bundespolitiker, die sollten ebenfalls abwählbar mit Aberkennung aller staatlichen Apanage, Leistungen sein. Gangster müssen nicht finanziert werden, es soll sich nicht lohnen.

    I. Aigner und deren Amigo Clique gehört sofort weg. Nebenbei, in Bayern wird chinesischer technischer Ausschuss bundesweit verkauft. Die Vertriebsfirma wird auch noch Prämiert und hoch gelobt! Betrügerökonomie hoch 100, da kennt sich Bayern aus.

     

    Steht die EU/Deutschland für oder gegen Qualität?