Fußballer über Schach an Schulen: „Schulische Leistungen verbessern“
In einem Pilotprojekt in Bremen wird Schach als Schulfach erprobt. Ex-Profifußballer und Mitinitiator Marco Bode erklärt, warum das wichtig ist.
taz: Herr Bode, Bremen führt als erstes Bundesland Schach als Schulfach ein. Studien zeigten, dass Kinder in Mathematik besser werden, wenn eine Stunde Matheunterricht pro Woche für Schach geopfert wird. Hängt die Entscheidung damit zusammen?
Marco Bode: Bremen führt Schach nicht als Pflichtfach ein, sondern es gibt zunächst das Pilotprojekt „Schach macht schlau“. Die Initiative ging von mir und dem von mir mit gegründeten Verein „Das erste Buch“ aus. Wir engagieren uns seit mehr als 15 Jahren im Bereich Bildung, verschenken etwa Bücher an Erstklässler. Das neue Angebot geht nun an alle Bremer Grundschulen. Die Schulen können sich freiwillig beteiligen – wenn sie sich aber anmelden, müssen sie sich verpflichten, eine Stunde Schach in den Unterricht einzubinden. Also nicht als Arbeitsgemeinschaft und freiwillig, sondern als Teil des Unterrichts! Wir haben die Senatorin für Bildung, Claudia Bogedan, mit an Bord.
Wie viele Schulen machen mit?
Es sind 75 Schulklassen dabei. Damit beteiligen sich mehr als 1.500 Schülerinnen und Schüler von der 1. bis zur 4. Klasse. Wir wollen sehen, wie sich das auswirkt. Die Effekte, die die Studien nahelegen, beziehen sich meist auf ältere Kinder der 3. oder4. Klasse.
Konzentration auf eine Sache dürfte ein wichtiges Thema sein bei der Generation Smartphone.
Die relevanten Studien deuten darauf hin, dass es gelingt, die Kinder in ihren schulischen Leistungen mehr zu stärken. Auch Inklusion und Integration kann Schach verbessern, weil es für das Spiel weder Bewegung noch Sprache braucht. Hauptziel bleibt jedoch Schach als Tool, um die schulischen Leistungen zu verbessern. Wir wollen nicht unbedingt neue Schachtalente fördern und entdecken. Das mag ein Nebeneffekt sein. Für das Schachspiel braucht es Aufmerksamkeit, die Kinder müssen sich konzentrieren – und als Spiel motiviert es sie. Wir Menschen lernen bei Spielen schneller und intensiver.
Sie sind neulich in einer Simultanpartie gegen Weltmeister Magnus Carlsen angetreten. Für einen Hobbyspieler spielen Sie erstaunlich gut!
Ja, ich geriet in Zeitnot, dann kamen die Fehler. Ich hatte zuvor allerdings auch das Gefühl, dass es 20, 25 Züge lang ganz gut aussah. Dass ich am Ende keine Chance habe, war klar. Mir hat es trotzdem sehr viel Spaß gemacht, und ich habe mich gefreut, ihn kennenzulernen. Er ist auch Fußballfan. Wir verblieben so, dass wir auch mal eine Schach-aktion im Weserstadion durchführen könnten. Bei Werder haben wir schließlich ebenso ein Team in der Schach-Bundesliga, weshalb Werder auch Partner der Schulaktion ist.
Marco Bode
49, war Fußballprofi bei Werder Bremen (1988–2002) und Nationalspieler. Heute ist er Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder und engagiert sich in vielen sozialen Projekten.
Sie spielen auch auf schach.de gerne online, oder?
Momentan nicht so oft, im Winter wohl wieder mehr. Meine Spielstärke pendelt in Drei- oder Fünf-Minuten-Blitzpartien bei 1.600 bis 1.800 Ratingpunkten. Ich bewege mich zwischen einem guten Hobbyspieler und einem schlechten Klubspieler. Aber ich merke: Je älter ich werde, umso mehr Bedenkzeit benötige ich.
In London hat die Schach-WM begonnen. Verfolgen Sie das Match zwischen Weltmeister Carlsen und Fabiano Caruana regelmäßig?
Absolut! Bei solchen Wettkämpfen schaue ich die Partien live. Wenn eine Partie remis endet, gucke ich etwas weniger genau – deshalb hoffe ich, dass es diesmal etwas mehr hin- und hergeht.
Die Remis langweilen einen in der Tat oft. Die ersten beiden Partien endeten auch friedlich, allerdings nach langem Kampf.
Ja, es ist wie im Fußball: Es gibt aufregende Unentschieden – manchmal gewinnt man allerdings den Eindruck, dass die Kollegen frühzeitig das Risiko einstellen.
Carlsen hat Sie im Vorjahr bei einem Simultan an 13 Brettern geschlagen, musste sich aber gehörig anstrengen bis zum 33. Zug. Reicht eine Leistung wie die gegen Sie, um den Amerikaner in Schach zu halten?
(lacht) Ich glaube, es wird spannend! Schon allein, einen amerikanischen Herausforderer zu haben – erst vor Kurzem schaute ich mir einen Film über Bobby Fischer und seinen Kampf 1972 in Reykjavík gegen Boris Spasski an –, ist etwas Besonderes. Magnus ist mit 27 Jahren noch sehr jung. Ich nahm ihn immer als extrem kämpferisch und ehrgeizig wahr. In offenen Turnieren ist er schlagbar, diesmal wird er den vollen Fokus auf den Zweikampf legen. Ich rechne mit einem engen Kampf.
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