Fußball: Ost-Derby mit strenger Bewachung
Beim Spiel vom FC Union gegen Dynamo Dresden setzte die Polizei auf ein zweifelhaftes Konzept: massive Kontrollen.
Eigentlich sind sich die Fans des 1. FC Union Berlin und die Fans von Dynamo Dresden nicht grün. Dennoch gab es Mitte der zweiten Halbzeit des Fußball-Regionalligaspiels am Donnerstag zwischen den beiden Clubs eine bemerkenswerte Solidarisierungsgeste. Die Union-Fans, deren Club am Ende 4:2 gewann, streckten ein riesiges Transparent in die Höhe: "Gleiches Recht für alle - Gegen Einschränkungen für Gästefans", stand darauf.
Nicht einmal 500 Dresdener hatten sich nach Berlin aufgemacht, obwohl sie sonst zu den reisefreudigsten Fußballfans in Deutschland gehören. "Es hätten ohne Probleme 1.500 bis 2.000 Dynamo-Fans sein können. Aber im Zusammenhang mit diesem Spiel gab es in Berlin eine spezielle Situation", glaubt Helmut Spahn, Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes.
Die Fans von Dynamo Dresden gelten nicht als zimperlich. Viele von ihnen haben den Ruf, rechtslastig zu sein. Deshalb hatte die Berliner Polizei, der wohl die Ausschreitungen von vor eineinhalb Jahren noch in den Knochen sitzen, als 23 Beamte verletzt wurden, ein strenges Sicherheitskonzept vorgegeben. Ursprünglich gar sollte es Anhängern aus Dresden gänzlich verboten werden, anzureisen. Erst durch Spahns Intervention ging die Berliner Polizei von diesem radikalen Konzept ab.
Die Fans aus Dresden, die mit dem Zug kamen, konnten ihre Tickets nur gegen Vorlage des Personalausweises erwerben. Sie mussten geschlossen in einem Entlastungszug anreisen und in Berlin in eine gesonderte S-Bahn einsteigen. Zwei Stunden vor Anpfiff des Ostderbys traf diese in Spindlersfeld ein.
Dort sah es aus wie bei einer Belagerung. Dutzende Einsatzwagen säumten die Zufahrtsstraßen. Uniformierte und zivile Beamte zu Fuß und zu Pferde nahmen die Dresdner in Empfang. Ein Dynamo-Anhänger wurde nach einem Flaschenwurf festgenommen.
Als sich die von Polizeifahrzeugen und Beamten eskortierte und fortwährend gefilmte Fanschar in Richtung des Stadions in Bewegung setzte, kam der Berufsverkehr in der Köpenicker Altstadt völlig zum Erliegen. Eine halbe Sunde vor Anpfiff erreichten die Dynamo-Fans schließlich das Stadion. "Spaß macht das nicht, ständig kontrolliert zu werden", sagte ein Schüler aus Dresden.
Dynamo-Präsident Hauke Haensel zeigte Verständnis für die Anhänger seines Vereins. "Die Fans waren zu Recht sauer über die Vorverurteilung. Deshalb kann ich es bei jedem nachvollziehen, der zu Hause geblieben ist."
Das Fazit der Berliner Polizei fällt bedeutend positiver aus. "Das Konzept ist voll aufgegangen. Die Fans verhielten sich überwiegend diszipliniert. Bis zum Spielende wurden fünf Personen festgenommen", heißt es in einer Pressemeldung.
FC Union kann sich freuen: Der Verein kletterte mit dem Sieg auf den dritten Platz der Regionalliga Nord und kann jetzt sogar von der 2. Bundesliga träumen.
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