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Fußball im TV

Die Partie schrieb Mediengeschichte. Am 26. Dezember 1952 unterlag der FC St. Pauli im mit viertausend Zuschauern besetzten Hamburger Millerntorstadion den Sportfreunden Hamborn 07 im Achtelfinale des DFB-Pokals mit 3:4.

Es war die erste Liveübertragung im deutschen Fernsehen. 4.664 Fernsehgeräte waren seinerzeit dem Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR) zugeschaltet. Der öffentlich-rechtliche Monopolsender musste nichts zahlen. Im Gegenteil: Der FC St. Pauli gab noch Geld dafür, dass sein Spiel übertragen wird.

Nur 48 Jahre später haben sich die Verhältnisse verkehrt: Mit 45 Stunden Livefußball pro Woche hat das rollende Geschäft in Deutschland einen neuen Spitzenwert geschaffen. Was in Spanien bereits üblich ist, gibt es mit Beginn dieser Saison auch bei uns: Alle Partien eines Erstligaspieltages sind live zu sehen.

Premiere World will dem Fan mit seinem Pay-per-View-Angebot den absoluten Kick bieten. Bis Ende des Jahres werden die Protagonisten der höchsten Liga über dreihundert Stunden live im Programm des Abosenders zu sehen sein.

Die Topspiele sollen in der Regel wie bisher im Pay-TV laufen, für das der Kunde ohnehin schon etwa sechzig Mark im Monat zahlen muss. „Man kann die Kuh nicht ständig melken – und dann sollen die besten Spiele auch noch im Pay-per-View laufen“, sprach sich Uli Hoeneß, Manager des FC Bayern, für diese Festpreise aus.

Für einen echten Anhänger sind drei Topspiele natürlich viel zu wenig. Die restlichen sechs Begegnungen können daher gegen Extragebühr gesehen werden. Jede weitere Partie kostet zwölf, der komplette Spieltag 25 und ein Saisonticket, also alle 306 Spiele, 349 Mark. Bis Ende August waren etwa 115.000 Abonnements unter das Volk gebracht.

Die Fernsehverträge sind derweil zum Motor der Umsatzentwicklung für Vereine in ganz Europa geworden. Der Hamburger SV lernt derzeit den Vollkontaktkommerz der Champions League kennen und dringt in völlig neue Geschäftsdimensionen vor. Die Hamburger haben allein durch die Qualifikation (1,8 Millionen Mark), den Antrittsbonus für die drei Vorrundenspiele (1,8 Millionen Mark), die allesamt ausverkauft sein werden (9 Millionen Mark), und die begehrten Fernsehgelder (15 Millionen) insgesamt rund 28 Millionen Mark sicher.

Sportliche Erfolge, wie beim 4:4-Auftaktzauber gegen Juventus Turin im Volksparkstadion vor zehn Tagen, sind durch diese festgeschriebenen Einnahmen berechenbar geworden und werden schon lange nicht mehr nur an den Toren gemessen.

Angesichts dessen dürfen, wie gegen Juventus geschehen, begeisterte Fans auch mal voller Freude ein paar Sitzkissen aufs Spielfeld schmeißen. Der HSV kann unbeschwert auf die geringe Geldstrafe der europäischen Fußballunion Uefa warten.

Gesetzlich freilich ist verboten, dass die Spiele der Nationalmannschaft, sollte sie sich qualifizieren, bei der Fußball-WM 2002 in Südkorea und Japan nur per Pay-TV zu sehen sind. Grund: Fußball sei ein Kulturgut, so beschloss der Bundesrat, das kostenlos allen zugänglich gemacht werden müsse.

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