Fußball-Bundesliga Sonntagsspiele: Abstiegsplatz für die Clubberer
Eintracht Frankfurt hat sich im Abstiegskampf etwas Luft verschafft, aber Nürnberg sieht es gar nicht gut aus. Durch ein spätes Tor verliert Leverkusen gegen Hoffenheim.
LEVERKUSEN/NÜRNBERG dpa | Ein spätes Tor von Anthony Modeste hat die Krise von Bayer Leverkusen weiter verschärft. Der Stürmer erzielte zwei Minuten vor Schluss den Siegtreffer zum 3:2 (2:1) von 1899 Hoffenheim bei den Rheinländern, die zunehmend um die erneute Europacup-Teilnahme zittern müssen. Dank einer erstklassigen Chancenauswertung ist die Frankfurter Eintracht dem Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga ein großes Stück nähergekommen. Nach zuletzt drei Auswärtsspielen ohne Sieg bejubelten die Hessen am Sonntag einen am Ende glücklichen 5:2 (1:0)-Erfolg beim Abstiegskonkurrenten 1. FC Nürnberg.
Lerverkusen kassierte bereits die elfte Pflichtspiel-Niederlage in den letzten 14 Spielen. Mit 44 Punkten liegt der einstige Bayern-Verfolger damit nur noch zwei Zähler vor Borussia Mönchengladbach auf Platz vier. Hoffenheim findet sich mit 32 Zählern im Tabellen-Mittelfeld wieder.
Vor 28.794 Zuschauern in der BayArena hatten zuvor Sejad Salihovic mit einem Handelfmeter im Stile von EM-Legende Antonin Panenka (14.) und Kevin Volland (40.) die Hoffenheimer zweimal in Führung gebracht. Bayer glich aber durch Stefan Kießling (39.) und Rolfes (54.) jeweils aus. Zum 500. Sieg in der Bundesliga-Historie reichte es für die Leverkusener, die in der Liga noch nie gegen Hoffenheim verloren hatten, aber nicht. Vielmehr sorgte Modeste für den späten K.o.
„Wir sollten nichts schön reden. Die Ergebniskrise ist alarmierend“, hatte Bayer-Geschäftsführer Michael Schade im Editorial des Bayer-Magazins noch gemahnt. Doch von einer Rückkehr zu alter Stärke war bei Leverkusen zunächst nichts zu sehen. Bayer zeigte sich völlig verunsichert, leistete sich viele Fehlpässe und große Schwächen im Spielaufbau. Nur selten vermochten die Gastgeber ihr in der Hinrunde noch so beeindruckendes Offensivspiel aufzuziehen.
Erschwerend kam der früher Rückstand hinzu, als Salihovic eiskalt einen von Roberto Hilbert verschuldeten Handelfmeter verwandelte. Der Bosnier lupfte den Ball wie einst der Tscheche Panenka im EM-Finale 1976 in die Mitte des Tores, während Bayer-Keeper Bernd Leno ins Leere sprang. Damit verpasste Leno auch vorerst die Einstellung des Bundesliga-Rekordes. Bei einem weiteren gehaltenen Strafstoß würde er zu Thomas Zander (1860 München) aufschließen, der in der Saison 1979/80 sechsmal das Duell gegen den Elfmeterschützen gewonnen hatte.
Ausgleichende Gerechtigkeit
Dem Elfmeter ging allerdings eine Fehlentscheidung von Referee Jochen Drees voraus. Zwar spielte der ungeschickte Bayer-Verteidiger Hilbert den Ball tatsächlich mit der Hand, das Malheur passierte aber knapp außerhalb des Strafraums. Ausgleichende Gerechtigkeit dürften die Hoffenheimer gedacht haben, nachdem sie in der Hinrunde nach dem viel diskutierten Phantomtor von Kießling 1:2 verloren hatten. Eine Szene, die die 1899-Fans noch nicht vergessen haben und mit „Ohne Kießling zur WM“-Sprechchören quittierten.
Kießling hatte aber eine passende Antwort parat. Nach einer Flanke von Emir Spahic stieg Kießling am höchsten und sorgte noch vor der Pause für den überraschenden Ausgleich. Hoffenheims Jens Grahl, der Stammkeeper Koen Casteels (Infekt in Folge eines Mückenstichs) vertrat, war in dieser Szene chancenlos. Doch die Freude hielt bei den Gastgebern gerade einmal 87 Sekunden. Nach einem schnell vorgetragenen Konter zirkelte Volland, der kurz zuvor mit einem Kopfball noch Pech hatte (36.), den Ball von der rechten Strafraumkante ins linke obere Eck. So mussten sich die Leverkusener beim Gang in die Kabine viele Pfiffe von den eigenen Anhängern gefallen lassen.
Im zweiten Durchgang zeigte Bayer eine deutliche Leistungssteigerung und kam schnell zum Ausgleich. Nachdem Grahl einen Freistoß von Andrés Guardado noch parieren konnte, war Rolfes im zweiten Versuch zur Stelle. Ömer Toprak (58.) und zweimal Eren Derdiyok (79. und 88.) verpassten anschließend mit weiteren Chancen den Bayer-Sieg, was sich rächen sollte.
Sechs Punkte vor dem Relegationsplatz
Dank ihrer erstklassigen Chancenauswertung ist die Frankfurter Eintracht dem Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga ein großes Stück nähergekommen. Nach zuletzt drei Auswärtsspielen ohne Sieg bejubelten die Hessen am Sonntag einen am Ende glücklichen 5:2 (1:0)-Erfolg beim Abstiegskonkurrenten 1. FC Nürnberg und bauten den Abstand zum Relegationsplatz von vier auf sechs Zähler aus.
Die Franken rutschten nach einer letztendlich enttäuschenden Heimvorstellung wieder auf Rang 17 ab. Tranquillo Barnetta (21. Minute), Joselu (49.), Alexander Madlung (53.), erneut Joselu (88.) und Vaclav Kadlec (90.+2) zerstörten vor 40.079 Zuschauern jegliche Nürnberger Hoffnungen auf Punkte – und bescherten den Gastgebern gar die vierte Niederlage in Serie. Josip Drmic (64.) und José Campana (71.) brachten den „Club“ zwar noch heran, doch zu einem Punktgewinn reichte es nicht mehr. Spätestens nach der Roten Karte von Javier Pinola (80.) wegen einer Notbremse waren die Würfel gefallen.
Dabei waren vor dem Spiel die Sorgen bei Eintracht-Trainer Armin Veh groß gewesen. Wegen einer Grippe war Kapitän Pirmin Schwegler kurzfristig ausgefallen. Auch Alexander Meier war nicht dabei. Der mit sechs Treffern beste Eintracht-Torschütze fehlte wegen Adduktorenproblemen. Trotzdem sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen nach zuletzt drei Auswärtsniederlagen seiner Eintracht im TV-Sender Sky: „Ich hoffe, dass unsere Mannschaft den Ernst der Lage erkannt hat.“
Schon früh merkte man, was auf dem Spiel steht. Immer wieder kamen die Betreuer auf das Spielfeld, um verletzte Spieler beider Teams zu behandeln. Ondrej Petrak musste sogar nach 23 Minuten mit einer Gehirnerschütterung und Verdacht auf Nasenbeinbruch vom Feld. Er war vom Ellbogen von Joselu getroffen worden. Der Tscheche wurde durch Hanno Balitsch ersetzt.
Ein Fußball-Fest war dieses Kellerduell zu keinem Zeitpunkt, auch wenn es am Ende noch hochdramatisch wurde. „Es geht hier gegen den Abstieg. Ich glaube nicht, dass jemand erwartet, hier fußballerische Leckerbissen zu sehen. Das ist Abstiegskampf pur“, sagte Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke, der bei beiden Clubs gespielt hat.
Erste Chance genutzt
Immerhin gab es nach 17 Minuten die erste Aktion, die ernsthaft als Torchance gewertet werden konnte. Nürnbergs Tomas Pekhart traf aber nur das Außennetz. Wenig später machten es die Gäste besser. Nach einem haarsträubenden Fehler von Emanuel Pogatetz nutzte Barnetta das Geschenk. Der Nürnberger verlor auf der Außenbahn den Ball an Stefan Aigner, der auf der linken Seite davongebraust war und in der Mitte seinen Teamkollegen Barnetta bediente. Der Schweizer nutzte die erste Frankfurter Chance eiskalt. Auch Keeper Raphael Schäfer sah nicht gut aus. „Vielleicht kann man als Torwart auf diesen Ball spekulieren“, kritisierte Köpke.
Die Hausherren durften froh sein, dass es nur mit einem Ein-Tore-Rückstand in die Kabinen ging. Doch nach vier Minuten holten die Gäste nach, was sie zuvor versäumt hatten. Aigner tauchte frei vor Schäfer auf. Statt selbst zu schießen, legte er quer – und Joselu traf zum ersten Mal. Madlung erhöhte dann auf 3:0.Zunächst rettete Schäfer noch in überragender Manier bei einem Kopfball von Laning, doch Abwehrspieler Madlung staubte aus eindeutig abseitsverdächtiger Position ab.
Das 1:3 von Drmic und das 2:3 durch Campana kam zu spät, um die Partie noch mal zu drehen. Als Pinola dann Joselu kurz vor der Strafraumgrenze von den Beinen holte, gewannen die Frankfurter in Überzahl wieder die Oberhand. Der starke Joselu machte dann nach einem Konter endgültig alles klar, ehe Kadlec sogar noch erhöhte.
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